Superhero

Mein Sohn Joshua muss gerade fünf Jahre alt gewesen sein, als er mir aus der Kita ein Bild mitgebracht hat, das seitdem hinter meinem Schreibtisch an der Wand hängt. Hand- und Fußabdruck bilden zusammen eine fliegende Figur. Drüber und drunter steht: „DAD – YOU ARE MY SUPERHERO!“ (Papa, du bist mein Superheld).

Rührung

Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als er es mir in die Hand drückte. Ich hatte Tränen in den Augen. So sehr ich dieses Bild liebe, so sehr ist es aber auch Mahnung für mich, denn seit der Geburt von Joshua erkenne ich immer wieder mich selber in dem kleinen Mann. Das Erschreckende ist, dass ich auch Charakterzüge wiederfinde, von denen ich denke, dass Joshua sie eigentlich gar nicht bei mir gesehen haben kann.

Seele schmerzt

Ein Beispiel: Als Joshua klein war, hat er sich immer, wenn er sich weh getan oder Kummer hatte, in sein Zimmer zurückgezogen. Er lag dann in seinem Bett, die Bettdecke über dem Kopf und wollte seine Ruhe haben. Wir durften ihn nicht in den Arm nehmen, nicht streicheln, nicht trösten. Das bin absolut ich. Wenn meine Seele schmerzt, dann ziehe ich mich zurück.

Kindererziehung

Ich habe einmal einen Spruch gelesen, den ich so leider nicht wieder gefunden habe. Sinngemäß hieß es da: „Es ist sinnlos, seine Kinder zu erziehen. Sie werden sowieso so, wie du bist …“ Als Papa bin ich der Superheld. Als Papa jemand, der den Charakter meiner Kinder in starkem Maße prägt. Ja, ich weiß, es kommt die Pubertät, in der Kinder dann alles ablegen was Mama und Papa ihnen versucht haben mitzugeben. Aber spätestens, wenn später der Partner oder die Partnerin den Spruch loslässt: „Du bist genau so, wie deine Mutter!“ (Oder eben wie dein Vater..) – zeigt, dass an der Sache mit dem Superheld dann doch etwas dran ist …

Unterschied

Superhero sein, ob ich will oder nicht. Es gibt Momente, da macht mich das ganz schön fertig – immer, wenn ich an meine Grenzen komme, wenn Fehler sichtbar werden oder ich sehe, wo in schöner Regelmäßigkeit eine Generation nach der anderen in meiner Familie gescheitert ist.

Auf der anderen Seite weiß ich: Ich kann einen Unterschied machen! Ich kann einen Unterschied machen in meinem Leben – und damit auch im Leben meiner Kinder. Einen Unterschied zu machen bedeutet, dass ich mich bewusst gegen Dinge aus meiner Vergangenheit entscheide, die nicht gut sind und bewusst für Dinge, die gut sind.

Weitergeben

Ich werde nie perfekt werden (obwohl: Ich bin schon ein ziemlich cooler Vater … oder? – Scherz). Aber ich gebe auch das meinen Kindern weiter: Ich kann es zulassen, dass Gott mich verändert, dass er mich liebevoller macht, geduldiger macht, dass er mir hilft, gute Entscheidungen zu treffen, dass ich Jesus ähnlicher werde. Und das gebe ich auch weiter.

Vorbild

Wenn ich mich danach ausstrecke auf „dem richtigen Weg“ zu gehen, dann bin ich auch hier Vorbild – charakterlich und geistlich. Wenn meine Kinder sehen, dass ich meine Beziehung zu Jesus lebe, dass Jesus mein Leben prägt und an mir arbeitet, dann bin ich auch hier Superhero – nein, eher Vorbild.

Das Bild an meiner Wand erinnert mich immer daran, dass Gott mir diese Verantwortung mit und für die Kinder geschenkt hat – es lohnt sich, den Weg zu gehen.

Sei gesegnet!

https://juergens-gedanken.blogspot.com/

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de