Frau mit grünen Augen

Augenarzt

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich vor einigen Jahren voller Sorge zum Augenarzt gegangen bin. Meine Sehkraft hatte gefühlt plötzlich stark nachgelassen und nun saß ich nach der Untersuchung im Arztzimmer und wartete auf mein Ergebnis. Was ist mit meinem Sehen?

Der Arzt, ein älterer Herr, beugte sich mit einem sorgenvollen Gesicht über den Schreibtisch zu mir und sagte: „Herr Ferrarÿ, ich habe schlechte Nachrichten für Sie. Das mit ihren Augen wird schlechter werden!“ Innerlich brach in diesem Moment alles in mir zusammen. Würde ich blind werden? Wie schnell werde ich nicht mehr sehen können? Gab es gar keine Hoffnung? 

Der Mann sprach weiter: „Sie haben die 45 Jahre überschritten. Das, was Sie erleben ist ganz normal. Sie brauchen eben ab sofort eine Lesebrille!“ „Na danke“, dachte ich, „hätte der dir das nicht auch normal sagen können?“

Sehen oder nicht Sehen

Unsere Augen sind ein so wichtiges Organ. Nicht sehen zu können, das ist für die meisten Sehenden eine Horror-Vorstellung – wobei es nicht weniger glückliche Menschen unter den Blinden gibt, als unter den „Sehenden“. 

Aber verzichten möchte auf das Sehen sicherlich niemand. 

Wer genießt nicht einen schönen Sonnenuntergang oder gerade jetzt die verschiedenen Farbtöne  des Herbstwaldes? Unsere Augen machen einen großen Teil unserer Lebensqualität aus. Deswegen kommt es auch nicht von ungefähr, dass es zu den zentralen Wundern von Jesus gehörte, Blinde sehend zu machen. 

Mehr Dimensionen

Sehen in der Bibel hat aber mehr Dimensionen, als nur das, was wir mit den Augen wahrnehmen können. Blind sein oder sehen beschreiben in der Schrift auch geistliche Zustände. Ein Mensch kann blind sein und dennoch erkennen. Ebenso kann mit den Augen  alles in Ordnung sein, der Mensch sieht aber dennoch nichts. 

Das Auge spielt dabei eine wichtige Rolle, denn, so manches, was ein Mensch sieht, trägt nicht gerade zum Erkennen bei, sondern verführt ihn zur Sünde. Gerade in Zeiten des Internets genügt oft ein Klick und schon bewege ich mich in Gefilden, in denen ich mich nicht bewegen sollte. Und damit sind nicht nur Seiten mit pornografischem Inhalt gemeint, denn auch Neid, Stolz, Habgier und andere ungute Gefühle können durch unser Auge angespornt werden. 

Erkennen

Sehend werden bedeutet geistlich gesehen zu erkennen, was gut und was nicht gut, was gottgefällig und was schädlich ist. Im Sprachgebrauch haben sich deswegen Begriffe wie „Augen des Herzens“ eingebürgert. Vielleicht kann man sagen: Mein Auge sieht, mein Herz aber erkennt. 

Fürs Lesen brauche ich seit Jahren also eine Lesebrille – und ja, die Augen sind seit meinem Besuch beim Arzt wirklich noch schlechter geworden. Für mein Leben brauche ich eher „Augen des Herzens“ oder auch „geistliche Augen“, um zu erkennen, wer ich bin, wo ich herkomme und was mein nächster Schritt sein sollte. 

Paulus schreibt: „Gott öffne euch die Augen, damit ihr seht, wozu ihr berufen seid, worauf ihr hoffen könnt und welches unvorstellbar reiche Erbe auf alle wartet, die zu Gott gehören“ (Epheser 1, 18 HfA).

Bete heute darum, dass Gott genau das tut – dir keine rosarote Brille aufsetzt, mit der die Welt einfach niedlich und schön aussieht, sondern dir die Augen wirklich öffnet. Das ist manchmal hart, denn ich erkenne dann auch die unschönen Seiten an mir.

Es ist aber auch befreiend und schenkt unbeschreibliche Hoffnung, denn ich erkenne, wer ich in Gottes Augen bin und welches Potenzial in mir steckt – und auch, was mein nächster Schritt ist, um dieses Potenzial zu entfalten.

Sei gesegnet

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de