Gestern Abend saßen wir zusammen mit unseren Nachbarn in deren Garten. Die Sonne schien, die Kinder spielten zusammen, auf dem Tisch standen Pizza und Salate – alles sah nach einem entspannten Tagesabschluss aus. Ich hatte ein leckeres Stück Pizza in der Hand und wollte gerade zubeißen, als mein Handy klingelte. Manchmal nervt es mich, dass wir heutzutage immer und überall erreichbar sind – und gestern Abend war so ein Moment. Bevor ich den Anrufer wegdrückte, wollte ich zumindest sehen, wer es war.

Störung

Es war mein lieber Freund und Mit-Musiker Helge. Den konnte und wollte ich nun wirklich nicht wegdrücken. Leider bin ich in solchen Momenten manchmal etwas forsch und wirke dann nach außen hin wahrscheinlich genau so genervt, wie ich es im Innern auch bin. Das ist blöd. Und besonders gestern war es blöd. Ich muss Helge ungefähr so begrüßt haben: „Hallo Helge – ist es wichtig?“

Ja, das war es. Denn Helge sollte zwischen Pizza, Salaten und spielenden Kindern mein Held des Tages werden. Helge leidet schon lange sehr unter starken Rückenschmerzen. Wir haben oft für ihn gebetet, aber der Rücken schmerzt und schmerzt. Jetzt ist Helge gerade in einer Spezialklinik, um ihm – also dem Rücken – eine letzte Chance vor einer Operation zu geben – mit Übungen, Muskelaufbau und Massagen.

Von hier aus rief Helge mich also an, nur um mir zu sagen, dass meine Andachten weite Kreise ziehen würden. Irgendwie war er im Gespräch mit einem älteren Herrn in der Klinik und auf das Thema Glauben zu sprechen gekommen und hatte ihm erzählt, er würde regelmäßig meine Andachten lesen. Der Mann war interessiert und schaute sich auch einen der Texte an. Jetzt ist er, wie Helge sagt, ein regelmäßiger und begeisterter Leser meiner Zeilen.

Feedback

Solche Statements machen mich immer verlegen. Oft genug denke ich: Wer bist du, dass du denkst, irgendjemanden interessiert, was du hier so schreibst? Und dann kommt plötzlich so ein Feedback von jemandem – was für eine unbeschreibliche Ermutigung. Wow! Ich bin so dankbar für Leute wie Helge. Nicht nur, dass er den Mut hat, anderen Leuten von seinem Glauben zu erzählen, sondern eben auch, dass er so ein „Ermutiger“ ist! Man muss nicht besonders groß sein oder stark, super-ultra-multitalentiert, jung, reich oder schön, um ein Held zu sein. Ich kann mein Umfeld positiv prägen mit Ermutigung.

Ermutiger

Ich habe gestern etwas gelernt: Wenn es mir gut tut, ermutigt zu werden, dann tut es anderen auch gut, wenn ich sie ermutige. Aber ich glaube, darin bin ich gar nicht so gut. Ich glaube, ich bin kein guter „Ermutiger“ bisher.

Hoffnungsloser Fall

Kann man lernen, ein „Ermutiger“ zu werden? Ich will es auf jeden Fall versuchen. Und, wenn es mir nicht selbst gelingt, dann vertraue ich, dass Jesus mich verändern kann. Denn er hat mal zu seinen Jüngern gesagt: „Was für Menschen unmöglich ist, ist für Gott möglich“ (Lukas 18,27). Ich bin also kein hoffnungsloser Fall – nie.

Ich mach mich auf den Weg. Kommst du mit?

Sei gesegnet!

https://juergens-gedanken.blogspot.com/

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de