Aufregung

Helle Aufregung herrschte unter den Schafzüchtern. Tausende Schafe waren gestohlen worden. Sofort machten sich Suchtrupps auf. Tagelang keine Spur. Es schien, als seien die Tiere wie vom Erdboden verschwunden. Endlich entdecke man sie in einem schwer zugänglichen Gebiet, in dem sie kaum einer vermutet hätte. Die Besitzer atmeten auf. Was für ein Verlust wäre es gewesen! Doch jetzt standen sie vor einem neuen Problem. Die Schafe waren wieder da, aber wem gehörten welche Tiere? Es waren unendlich viele .

Der Ruf

Da meldete sich ein Schäfer und sagte: „Ich kenne meine Schafe. Ich brauche sie nur zu rufen. Dann werden sie kommen.“ Ungläubiges Staunen von allen Seiten. „Wartet ab“, sagte der Schäfer ruhig. Darauf bahnte er sich langsam einen Weg durch die Fülle der Wollknäuel und begann zu rufen, wieder und wieder. Seine Stimme war liebevoll, sie klang wie eine Einladung. Auf einmal lösten sich einzelne Tiere aus der großen Menge und liefen auf ihn zu. Immer mehr folgten, schließich waren es einige hundert. Sie bildeten einen dichten Kreis um den Schäfer. Als er sie zählte, fehlte nicht ein einziges.

Nachfolge

Warum folgten die Schafe ihrem Herrn? Sie kannten seine Stimme, von Geburt an. Er war wochen-, monate-, jahrelang mit ihnen unterwegs. Er verließ sie nicht. Er schlief in ihrer Nähe. Er verband ihre Wunden, wenn sie sich verletzten. Er sorgte dafür, dass sie genug Futter und Wasser hatten. Er beschützte und verteidigte sie, wenn sie angegriffen wurden. Verirrte sich eins von ihnen, suchte er es und brachte es voller Freude wieder zurück. Die Schafe vertrauten ihrem Hirten. Er war ein Teil von ihnen.

Vertrauen

Wie kostbar ist Vertrauen. Es ist Ausdruck einer tiefen Beziehung. Ein Gefühl der Geborgenheit. Es sagt: „Du meinst es gut mit mir. Ich weiß, ich kann mich auf dich verlassen. Du glaubst mir. Vor dir darf ich alles ausschütten, was mich bewegt. Vor dir darf ich so sein, wie ich bin.“

Woher habe ich das Vertrauen, diese unbeschreibliche innere Sicherheit: Du bist für mich da, ohne Bedingungen zu stellen? Diese Gewissheit ist ein Geschenk. Keiner kann behaupten, der hätte sie selbst geschaffen. Sie kann nur in den Menschen gelegt worden sein vom Schöpfer, der Himmel und Erde geschaffen hat.

Und dieser Schöpfer geht uns jeden Tag nach. Er sehnt sich nach uns. Er möchte uns in seiner Nähe haben. Der eine große Hirte Jesus ruft immer wieder voller Liebe nach den Schafen, die zu seiner Herde gehören. Viele von ihnen sind versprengt, voneinander getrennt und waren verloren in der Welt. Doch da ist seine Stimme – unverwechselbar. Jeder kann sie hören, wie fern er auch ist. Was für eine wunderbare Einladung jederzeit zurückkehren zu dürfen zu diesem Hirten.

Wie glücklich bin ich, zu seiner Herde zu gehören – sein Schaf zu sein.

Dr. Irmhild Bärend für GottinBerlin