Die Welt verändern

Ich glaube, fast jeder macht irgendwann eine Phase (oder mehrere Phasen) im Leben durch, wo er die Welt verändern und besser machen möchte. Die einen engagieren sich in der Politik, andere im Tier- oder Umweltschutz. Ich habe immer versucht, in Menschen zu investieren. Vielleicht liegt es daran, dass ich denke, dass mir viel Leid erspart geblieben wäre, wenn jemand mich als Kind an die Hand genommen hätte.

Anruf

Es ist schon ein paar Jahre her, da klingelt bei mir das Telefon. Als ich den Hörer abnehme (lustig, dass man das heute noch sagt, wo man doch nur noch ein Knöpfchen drückt), fängt auf der anderen Seite eine Stimme an sofort zu reden. Sie kommt mir bekannt vor, aber ich kann sie nicht zuordnen. Nach einer Weile finde ich heraus, wer mich da eigentlich anruft. Es ist eine junge Dame, die als Jugendliche in einem Musikprojekt vom Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) war, den ich geleitet habe.

Christ geworden

Ich freue mich, höre ich doch nicht oft, was aus den Jugendlichen alles geworden ist. Sie erzählt viel und lässt nebenbei fallen, dass sie Christ geworden sei und nun auch in eine Gemeinde geht. Und dann lässt sie einen Satz fallen, der mich wirklich berührt hat. Sie sagt: „Das wollte ich dir schon lange mal sagen: Weißt du eigentlich, dass du immer der Paulus für mich warst?“

Wegmarkierung

Ich weiß nicht recht, was sie damit meint, aber sie erklärt es. Sie sagt, ich hätte ihr den Glauben vorgelebt (redet sie von mir?), ich hätte in Andachten immer wieder von der Liebe Gottes gesprochen, hätte ihr so viel Korrektur gegeben, wenn sie am Abdriften war. Das wäre eine große Wegmarkierung gewesen, dass sie ihr Leben in den Griff bekommen hätte. Das sind die Momente, die mir Tränen in die Augen treiben. Ich, der ich selbst voller Fehler bin, durfte helfen, dass jemand sein Leben in die Hand nimmt und etwas daraus macht.

Früchte tragen

Aber ganz ehrlich: Ich weiß, dass ich das nicht kann. Ich bin mir sicher, dass das die Art Früchte sind, von denen Jesus gesprochen hat, als er sagte: „Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt, so wie ich mit ihm, der trägt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts ausrichten“ (Johannes 15,5). Ich weiß, dass ich die Dinge, die ich kann, die ich sogar gut kann, nicht aus mir heraus kann – sie sind ein Geschenk.

Zufälle

Wenn ich eine Begabung habe, dann habe ich mir diese Begabung nicht selbst in die Wiege gelegt. Wenn ich im Leben etwas bewegen kann, dann muss es die „Zufälle“ geben, wo ich denen begegne, bei denen ich etwas bewegen kann. Wenn ich zum Beispiel predige und Worte fallen in die Herzen von jemandem, dann muss es ja den „Zufall“ geben, dass dieser Mensch zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit einem offenen Ohr und einem offenen Herzen ist. Ziemlich viele „Zufälle“.

Weinrebe

Oder anders: So, wie eine Wein-Rebe keine Früchte hervorbringen kann, wenn sie vom Weinstock getrennt ist, so kann ich nichts Wirkliches bewegen, wenn ich nicht ganz eng mit Jesus verbunden bleibe. Dass ich der „Paulus“ für das junge Mädchen sein durfte, lag nicht daran, dass ich ein bisschen Musik kann oder Zeit mit den Jugendlichen verbracht habe. Auch nicht, dass ich mir Mühe gab, Woche für Woche den jungen Leuten ein paar gute Gedanken in Form einer Andacht mitzugeben. Dass ich der „Paulus“ sein durfte, lag einzig daran, dass Jesus durch mich hindurch am Werk war. Und dafür, dass das in meinem Leben schon das eine oder andere Mal geschehen ist, bin ich unendlich dankbar!

Verbunden bleiben

Übrigens heißt meine Band ja BConnected – „sei verbunden“ oder auch „verbunden sein“ – ich hab den Namen nicht ausgesucht. Passt aber irgendwie ganz gut. In diesem Sinne, bleib verbunden und sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de