Undankbarkeit

Undankbare Menschen stehen bei mir auf der Beliebtheitsskala nicht gerade ganz weit oben. Da leiht man dem Nachbarn die Bohrmaschine und muss sie sich quasi zurückerbetteln, anstatt ein Danke zu hören. Da steht man, selbst müde vom Arbeiten in Bus und Bahn für die ältere Dame auf, um nur ein grimmiges Gesicht zu ernten.

Solche Dinge kommen nicht oft vor, aber sie ärgern mich ein Stück. Ein bisschen Dank wäre doch in vielen Dingen angebracht. Ich zumindest würde mich immer bedanken. Würde ich?

Fehlanzeige

Gestern war einer der Tage, an denen ich für einen Moment mehr als nervös war. Ich wollte morgens zusammen mit meiner Tochter Sarah Brötchen kaufen gehen – konnte aber mein Portmonee absolut nicht finden. Also kurz nachgedacht: Was haben wir gestern gemacht? Ah – in der Fahrradtasche, da muss es noch stecken. Aber dort: Fehlanzeige.

Also noch einmal nachgedacht: Wir waren Samstagabend noch eine Kleinigkeit einkaufen, also muss das Portmonee im Auto sein. Aber auch da war es nicht. Also habe ich in meine Notreserve gegriffen und bin mit Sarah losgegangen. Aber vorher habe ich ein zweites Mal im Auto nach dem Teil gesucht. Wieder Fehlanzeige.

Langsam werde ich nervös. Habe ich meine Brieftasche beim Supermarkt verloren? Oder irgendwo unterwegs? Wenn es nicht zu Hause ist und nicht im Auto, dann fallen mir eigentlich kaum noch Orte ein, wo es sein könnte. Und schon rattern mir die Gedanken durch den Kopf: „Wie bekommst du einen Termin beim Bürgeramt für einen neuen Ausweis? Du musst die Karten sperren lassen. Erst mal Ruhe bewahren! Jesus, bitte hilf! – Danke.“

Die Gedanken kreisen

Wir gehen zum Bäcker, kommen zurück, ich bereite das Frühstück vor. Pancakes, Rührei, frische Brötchen, leckerer Kaffee und Saft, dazu selbstgemachte Marmelade – was will man mehr? Aber meine Gedanken kreisen die ganze Zeit um das Portmonee. Mir fällt ein, dass ich es aus der Hosentasche genommen habe, als wir abends noch Freunde besuchten.

Ich gehe ein drittes Mal ans Auto und finde das Teil im Handschuhfach unter dem Service-Buch des Autos. Zweimal hatte ich schon dort hineingeschaut. „Bist du blöd…“, denke ich noch und gehe meine Frau wecken. 

Kirchen-Schlager

Als ich nach dem Frühstück in der Küche saubermache, habe ich plötzlich einen alten (von mir eigentlich nicht besonders geliebten) Kirchen-Schlager im Kopf:
 
Vergiß nicht zu danken dem ewigen Herrn,
er hat dir viel Gutes getan.
Bedenke, in Jesus vergibt er dir gern,
Du darfst ihm, so wie du bist, nahn.
Barmherzig, geduldig und gnädig ist er,
viel mehr, als ein Vater es kann.
Er warf unsere Sünden ins äußerste Meer.
Kommt, betet den Ewigen an.

Manchmal bin ich eben auch so ein undankbarer Knopf, wie die, über die ich mich selbst ärgere. War das Zufall mit dem Lied? Vielleicht. Ich glaube aber eher, dass es der Geist Gottes war, der sanft bei mir angeklopft hat – zum einen, damit ich vielleicht barmherziger werde – denn, wenn ich gerne gebe, warum ist mir der Dank dann eigentlich so wichtig?

Zum anderen, weil mich Gott hier und da daran erinnert, dass vieles im Leben eben nicht selbstverständlich ist und dass er sich genauso über Lob und Dank freut wie ich. David schreibt in einem seiner Lieder: „Herr, ich will dir von ganzem Herzen danken und von deinen Wundern erzählen“ (Psalm 9, 2). 

Danke Papa

Das will ich auch. Und ja, ich bin zutiefst dankbar. Nicht nur, dass mir der Gang zum Bürgeramt und viele andere, unnötige Sachen, die beim Verlust eines Portmonees zu tun sind, erspart geblieben sind, sondern vielmehr, dass es mich gedrängt hat, eben doch noch einmal ins Handschuhfach zu schauen, obwohl ich da schon zweimal nachgesehen habe. Und, dass ich so meinen Sonntag mit ruhigem Herzen genießen konnte. „Danke, PAPA! Und bitte hilf mir, dass ich dankbarer werde in meinem Leben! AMEN…“

Und ich bin übrigens sehr dankbar, dass du meine Gedanken liest! DANKE!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de