Mann mit Maske

Verrat

Wer war eigentlich dieser Judas? Jesus wusste, dass ihn einer seiner Freunde verraten würde. Er wusste genau, dass es Judas sein würde, dennoch behandelte er ihn wie alle anderen. Dennoch diente er ihm in Demut, wie den anderen elf. Was ritt Judas eigentlich, Jesus zu verraten? Darüber habe ich immer wieder nachgedacht. War es der schnöde Mammon, der ihn verführte? Damals waren 30 Silberstücke geschätzt, so viel Geld, dass man sich heute einen Kleinwagen kaufen konnte. Verrät man seinen Freund für so ein bisschen Geld und gibt ihn dem Tode preis? – Wo stehst du?

Welche Motive hatte Judas?

Wollte er Jesus zwingen, sich als der Messias zu offenbaren, den er sich gewünscht hatte? Als Kriegsherren, der die Römer vertreibt, der König über das Land wird und ein Friedensreich errichtet? War er gar enttäuscht davon, dass Jesus Liebe und nicht Kampf predigte? Dass er versöhnte und nicht vertrieb?

Wollte Judas also so einen Umsturz forcieren?

Hat Judas geglaubt?

Ganz gleich, was für Motive Judas wirklich hatte – vielleicht war es auch eine Kombination aus allem, eines ist sicher: Judas hat nie geglaubt. Er hat gesehen, aber er hat nicht geglaubt. Judas hat Jesus vom Reich Gottes predigen hören, er hat mitbekommen, wie Kranke gesund wurden, wie Lahme gehen und Blinde wieder sehen konnten.

Jesus hat vor seinen Augen die Naturgesetze aus den Angeln gehoben, er hat Dämonen ausgetrieben und Ketten gesprengt. Gebundene wurden frei und Verzweifelte wurden aufgebaut. Ausgestoßene wurden wieder angenommen und sogar Tote hat er wieder auferweckt.

Und dennoch hat Judas nicht geglaubt. Er hat mit eigenen Augen gesehen, dass Jesus der Sohn des lebendigen Gottes war, dass er sogar die Macht hatte, Sünden zu vergeben. Aber er hat nicht geglaubt. Er hat nie ein wirkliches Ja zu ihm gefunden. 

Deswegen war er unzufrieden, deswegen war er empfänglich für das Bestechungsgeld, deswegen wurde er zum Verräter. Und Jesus wusste genau, wer da mit am Tisch saß: „Ihr seid rein, allerdings nicht jeder hier.« Denn Jesus wusste, wer ihn verraten würde. Das meinte er mit dem Satz: »Nicht jeder hier von euch ist rein.« „, so heißt es (Johannes 13, 10-11 NLB). – Wo stehst du?

Der Betrüger

Glauben heißt, sein ganzes Vertrauen auf jemanden oder etwas zu setzen. Glauben heißt, mit Haut und Haaren daran festzuhalten. Und genau das hat Judas nicht getan. Judas wollte schon immer sein eigenes Ding machen, seinen Willen durchsetzen.

Er hatte eine fromme Maske auf, tat, was die anderen Freunde von Jesus taten, war bei allem dabei, aber im Herzen blieb er der Betrüger. Er verwaltete die gemeinsame Kasse, stahl aber immer mal wieder Geld daraus für sich selbst (Johannes 12, 1-6).

Vertrauen

Das Herz von Judas hatte sich kein bisschen verändert. Er war derselbe Sünder wie vorher, nur in einem frommen Gewand. Das macht mich nachdenklich, denn es gibt Menschen, bei denen ich dasselbe vermute.

Und es gibt Situationen, bei denen ich mich auch frage, ob ich Gott wirklich vertraue, ob ich wirklich glaube. Judas hat sich gegen Jesus entschieden, innerlich und äußerlich. Bin ich auch empfänglich dafür, wenn mein Glaube nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle, wenn Gott andere Dinge mit mir vorhat, wenn die Türen zubleiben, von denen ich hoffe, dass sie sich öffnen, aber sich Türen öffnen, von denen ich hoffe, dass sie zubleiben?

Wo stehst du?

Weder du noch ich haben gesehen, was Judas gesehen, haben nicht erlebt, was Judas mit Jesus erlebt hat. Aber eines lernen wir aus der Geschichte: Du kannst riesige Wunder erleben, wunderbare Predigten hören, kannst Heilungen sehen oder Heilungen erleben – ohne, dass du glaubst, ohne, dass du vertraust, ohne, dass du dein Leben Jesus anvertraust.

Die Frage, wo wir stehen in unserem Glauben, können nur wir selbst beantworten. Aber, wenn ich Judas anschaue, dann sehe ich, wie wichtig es ist, sich dafür zu entscheiden zu glauben, wie wichtig es ist, immer wieder, sein Leben Jesus bewusst hinzulegen, wie wichtig es ist zu vertrauen.

Wo stehst du?

Sei gesegnet!

„Die Wahrheit hat allezeit viel Verkündiger gehabt, aber die Frage ist, ob ein Mensch im tiefsten Sinne die Wahrheit erkennen will, sie sein ganzes Wesen durchdringen lassen will, alle ihre Konsequenzen annimmt und nicht für den Notfall ein Schlupfloch für sich selbst und einen Judaskuss für die Konsequenz bereithalten will“ (Sören Kierkegaard)

 

Möchtest du jeden Morgen meine Gedanken auf dein Handy gesendet bekommen? Dann abonniere meinen Kanal bei Telegram: https://t.me/juergensgedanken

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de