Sohn umarmt seine Mutter

Busfahren

Gestern bin ich das erste Mal seit langem wieder mit dem Bus gefahren und wollte gerne auf das Oberdeck. Vor mir liefen zwei Kinder – vielleicht so 12 bis 14 Jahre alt – die Treppe hoch und belegten die beiden Bänke ganz vorne. Schade, dachte ich und setzte mich ein paar Reihen hinter die Kids.

Einen Moment später kam die Mutter die Treppe hoch, bestückt mit einer Einkaufstasche in der Hand. Diese stellte sie neben den Jungen auf den leeren Platz und wollte sich dann neben ihre Tochter auf die andere Bank setzen. Aber noch bevor sie saß, fegte der Junge die Tüte mit einer unwirschen Handbewegung von der Bank und brüllte die Mutter an: „Wallah, ich hasse dich!“

Die Reaktion der Mutter: Sie Mutter setzte sich ruhig neben ihre Tochter und sagte nichts.

Du sollst Vater und Mutter ehren

Ich war total sprachlos, wie der Junge mit seiner Mutter umging – und mir kam (natürlich) das vierte Gebot in den Kopf: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. So hat der Herr, dein Gott, es dir befohlen; und wenn du das tust, wirst du lange leben und es wird dir gut gehen in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt“ (5. Mose 5, 16 GNB). Aber beim Nachdenken taten sich ein paar Fragen in mir auf.

Versklaven

Die Gebote hat Gott seinem Volk Israel gegeben, nachdem er es aus Ägypten gerettet hat. Der gesetzestreue Juden-Christ Paulus (er war Jude, hatte sich aber zu Jesus bekehrt) schreibt an die heidenchristliche Gemeinde in Galatien (diese Menschen waren keine Juden, als sie Jesus in ihr Leben einluden): „Lasst euch nicht unter das Gesetz zwingen“ (Galater 4, 12 HfA). Und: „Durch Christus sind wir frei geworden, damit wir als Befreite leben. Jetzt kommt es darauf an, dass ihr euch nicht wieder vom Gesetz versklaven lasst“ (Galater 5, 1 HfA).

Wie würde Jesus handeln?

Gelten also die 10 Gebiete nicht (mehr) für uns? Nein und doch! Wir müssen uns nicht an den Buchstaben hängen, aber: Wir sollen uns von Gottes Geist verändern lassen und Jesus ähnlicher werden (Römer 8, 29 u. a.). Die Frage lautet also: Wie würde Jesus seine Eltern behandeln? Würde er sie ehren? Ja, natürlich. Also gilt das für uns auch absolut!

Wie ehrt man seine Eltern?

Dann stellt sich die Frage: Wie ehrt man seine Eltern, besonders, wenn man eine schwierige Kindheit hatte oder das Verhältnis als Erwachsener zu seinen Eltern alles andere als leicht ist? Darüber habe ich oft nachgedacht, bis mir ein lieber (älterer) Seelsorger einen Rat gab. Er sagte: „Tue in Liebe immer das, was deine Eltern am Besten fördert!“

Das klang erst irgendwie komisch, ist aber doch ein guter Satz. Wenn ich immer „Ja und Amen!“ zu allem sage, was Eltern wollen, dann gehorche ich zwar, sage aber auch „Ja und Amen!“ zu Dingen, die nicht gut für meine Eltern sind (ich habe als Kind auch nicht ständig Schokolade bekommen, nur weil ich sie haben wollte). Wenn ich mich immer aus der Motivation der Liebe heraus frage: „Was tut meinen Eltern gut?“,  und dann danach handele, dann handele ich wie Jesus. Auch hier kann und sollte ich Jesus ähnlicher werden.

Verheißung

Das vierte Gebot ist das einzige Gebot mit einer Verheißung. Und das finde ich spannend. Wenn Gott eine Verheißung spricht, dann gilt sie, bis er sie aufhebt, denn Gott ist derselbe gestern, heute und bis in alle Ewigkeit. Gott verändert sich nicht. Und sein Versprechen ist klar und deutlich: Wenn ich meine Eltern ehre, dann werde ich lange und gut leben (Das darf auf keinen Fall im Umkehrschluss heißen, dass Menschen, die jung sterben, ihre Eltern nicht geehrt haben!).

Vater und Mutter ehren

Heute ist ein guter Tag, einen Next-Step zu unternehmen. Überlege doch heute einmal (so deine Eltern noch leben), wie du deine Eltern heute ehren kannst. Wie kannst du etwas tun, das ihnen gut tut? Ruf sie doch (mal wieder) an. Oder schreibe einen lieben Brief. Wenn sie weit wegwohnen, schicke ihnen Blumen oder ein Päckchen … Ganz gleich, wie euer Verhältnis gestern war. Das Heute zählt doch. Und heute gilt: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.“ 

 Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de