Friedhof

Beerdigung

Vor einiger Zeit wurde ich gefragt, ob ich auf einer Beerdigung für einen jungen Mann predigen würde, der an Krebs verstorben war.  Ich wurde ein Stück vorgewarnt, dass es wohl eine sehr große und sehr ungewöhnliche Trauergesellschaft werden würde. Nun, als ich auf den Friedhof kam, hatten sich schon schätzungsweise 400 Menschen versammelt.

Mir fällt es manchmal nicht leicht, Menschen einfach so als Menschen zu nehmen, wenn sie auf eine bestimmte Art und Weise herumlaufen und es zumindest den Eindruck macht, als stünden sie für eine bestimmte politische Richtung.

Hier war es so, dass sehr viele, hauptsächlich Männer, sehr prägnante Frisuren hatten, dazu ebenso viele Kleidung mit Symbolen und Zeichen, die zwar nicht verboten sind, aber mir dennoch ein ungutes Gefühl im Magen gaben. 

Persönliche Verabschiedung

Nach der Trauerfeier gab es die Möglichkeit, sich an der Urne persönlich zu verabschieden. Dazu bildeten die Trauernden – ganz ohne Einweisung – eine Art Spalier. Ich stand vorne an der Urne aus Respekt und beobachtete das Ganze. 

Viele Männer erhoben zum Abschied eine Faust als Zeichen für Stärke, manch einer verneigte sich. Aber dann stand plötzlich ein Mann vorne, der seinem Äußeren nach eher wie ein harter Kerl wirkte. Seine Augen waren von Tränen gerötet, sein muskulöser Körper war ein ganzes Stück zusammengesackt, als er sich das Bild des Verstorbenen ansah. 

Dann verneigte er sich kurz und bekreuzigte sich. Er schaute mich kurz unsicher an und ging dann mit festem Schritt durch das Spalier aus der Kirche heraus. 

Was hält dich?

Es gibt Momente, da helfen keine guten Wünsche, keine positiven Gedanken. Positive Gedanken können mir helfen, dass ich ein Stück motivierter und fröhlicher durch mein Leben gehe, aber spätestens im Angesicht des Todes sind sie wenig hilfreich. 

Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom: „Abraham vertraute dem Gott, der die Toten lebendig macht und der aus dem Nichts ins Leben ruft“ (Römer 4, 17 HfA). Zwei Aspekte stechen in diesem kurzen Satz hervor. 

Es ist Gott, der über Leben und Tod entscheidet. Weder meine Muskeln, noch meine politische Gesinnung, meine Freunde, meine Familie, noch alles, was ich besitze oder bin, kann mein Leben auch nur eine Sekunde verlängern. Wenn es Zeit ist zu gehen, ist es Zeit zu gehen.

Wichtig ist es, dass wir wissen, auf welches Fundament wir unser Leben wirklich bauen. Und das ist der zweite Aspekt: Abraham vertraute Gott, so heißt es. Wenn Gott aus dem Nichts Leben erschaffen kann, dann kann er auch ein „totes Leben“ mit Leben einhauchen, eine „tote Karriere“ wieder lebendig machen, ja selbst eine „tote Ehe“ wieder zum Leben erwecken. Sinn im Leben und Freude geben kann er. Er kann (und er möchte) ein Leben schenken, dass wir genießen können und das einst in der Ewigkeit bei ihm endet.

Vertrauen

Das können weder meine positiven Gedanken noch sonst etwas auf dieser Erde. Vertrauen, lautet das wichtigste Wort!  Etwas anderes ist Vertrauen, als neben vielen Dingen eben auch den Glauben im Leben zu haben. Vertrauen heißt, dass ich mein Leben auf dieses Fundament baue. 

Die jungen Leute auf der Trauerfeier hatten einen gewissen Halt durch ihre Gemeinschaft (mag man von dieser halten, was man will). Aber spätestens, wenn Worte wie „Krebs“, „Arbeitslosigkeit“, „Scheidung“ oder „Insolvenz“ im Raum stehen, bricht dieses Fundament leicht zusammen. 

Was macht dein Glaube aus? Vertraust du Gott? Obwohl du weißt, dass Krankheit und Tod auch zu deinem Leben dazugehören, vertraust du ihm? Vertraust du ihm, auch, wenn du durch ein Tal musst, der Gegenwind stark bläst und du denkst, dass du die Kraft verlierst?

Wir alle kommen an Punkte, an denen wir zwangsläufig erkennen, woran wir glauben. Gut, wenn wir das festschreiben, solange es uns gut geht!

Sei mit diesen nachdenklichen Worten gesegnet!

Der Glaube an Gott ist wie das Wagnis des Schwimmens: Man muss sich dem Element anvertrauen und sehen, ob es trägt (Hans Küng).

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de