Keine Chance zu fliehen

Jona ist ertappt. Das Los fiel auf ihn. Alle wissen, dass er die Schuld am Sturm trägt. Keine Chance mehr zu fliehen. Alle Augen sind auf ihn gerichtet. Aber als die Seeleute ihm die Frage stellen, was der Grund für das Unglück sei, was er angestellt hätte, versucht er sich dennoch erst einmal herauszureden. Jona schiebt die Verantwortung weg von sich.

»Ich bin ein Hebräer und verehre den Herrn, den Gott des Himmels, der das Land und das Meer geschaffen hat«, so spricht er (Jona 1, 9 HfA). Jona versteckt sich hinter einer frommen Fassade. Er verehrt den Herrn? Indem er vor dem Auftrag Gottes wegläuft? Und ich muss daran denken, wie oft ich nicht tue, was Gott möchte, dass ich es tue – und mich dann auch oft genug schon hinter einer frommen Fassade versteckt habe. 

Jona beichtet und gibt seine Schuld zu

Aber es wird noch besser. Jona beichtet, er erzählt alles, vom Auftrag des Herrn, von seiner Flucht. Und dann fordert er die Seeleute auf: »Werft mich ins Meer! Dann wird es sich beruhigen und euch verschonen. Ich weiß: Dieses Unwetter ist nur durch meine Schuld über euch gekommen«( Jona 1, 12 HfA).

Ich frage mich: Warum steigt Jona nicht einfach über die Reling, winkt noch einmal zum Abschied und springt selbst? Er weiß, er ist schuld, er weiß, wenn er von Bord ist, ist der Sturm vorbei. Und dennoch fordert er andere auf, seinen Job zu tun. Warum übernimmt er keine Verantwortung?

Gerne würde ich ihm ins Gesicht schreien: „Sei doch endlich mal Mann genug, deine Aufgaben selbst zu erledigen! Warum sollen andere für dich tun, was du selbst tun kannst?“

Leider scheint das ein Charakterzug zu sein, den viele von uns Menschen fest verankert haben. Wir könnten Dinge selbst regeln, aber wir warten, bis andere es für uns tun. Wir tun das immer wieder.  Warum gehen wir durchs Leben und schauen immer nach Leuten um, die tun, was wir tun sollten? 

Geh das Problem selbst an

Gott hatte doch Jona den Auftrag gegeben. Warum fordert er die Seeleute auf, ihn über Bord zu schmeißen? 

Warum warten wir so oft, dass jemand anderes für uns den Karren aus dem Dreck zieht, das Problem angeht, das Telefonat für uns führt, mit unserem Partner spricht? Steh auf und mach deinen Job, geh das Problem selbst an, bringe die Beziehung selbst wieder in Ordnung.

Hör auf, darauf zu warten, dass jemand anderes deinen Job tut. Du weißt in so manchem Bereich, dass das Los schon lange gefallen ist und auf dich zeigt. Du weißt, dass du schuld an der einen oder anderen Misere bist und, dass diese Misere nicht nur dein Leben betrifft, sondern eben auch das anderer Menschen. 

Schau, was die Seeleute tun. Vers 13: „Die Seeleute ruderten mit aller Kraft, um doch noch an Land zu gelangen. Aber sie schafften es nicht, weil der Sturm immer heftiger tobte.“

Diese Männer hätten Jona einfach nehmen und ins Meer werfen können, aber sie wollen selbst helfen, sie tun alles, um die Situation zu klären. Sie rudern, sie strampeln sich ab, aber nichts wird besser, weil der, der die Schuld trägt, seine Verantwortung dafür nicht trägt. Doch der Sturm wird immer heftiger. 

Übernimm Verantwortung

Leider gibt es immer wieder Menschen, die genau das tun. Sie versuchen, uns die Verantwortung abzunehmen, versuchen, unsere Probleme zu lösen, versuchen unseren Karren für uns aus dem Dreck zu ziehen. Und das, obwohl wir selbst wissen, was zu tun wäre. 

Leider enden viel zu viele Versuche darin, dass Menschen sich für uns einsetzen, Kraft, Energie und Liebe investieren und nichts erreichen. Und das, weil wir, obwohl wir die Lösung kennen, obwohl wir aufstehen müssten, selbst das Problem sind.

Wälze deine Probleme nicht auf andere ab, sondern übernimm Verantwortung. Verlass dich nicht auf andere, obwohl du genau weißt, was Gott von dir möchte. Steh auf und geh los! Tu selbst den ersten Schritt! Dann wird sich der Sturm legen – für dich und für die Menschen um dich herum. 

Schiebe es nicht auf die lange Bank, sondern beginne heute – am besten jetzt gleich. 

„Es muss Schluss sein mit dem Verschiebebahnhof der Verantwortung und unserer Unkultur des Wegsehens“ (Peter Hahne).

Sei gesegnet! 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de