Weiße Krone mit Perlen besetzt

Was ist der Mittelpunkt?

Das war ein Skandal, was dieser Mann da von sich gab. Man glaubte ihm nicht – und man wollte auch nichts von seinen Lehren wissen. Es ging nicht an, dass jemand behauptete, der Mensch, die Krone der Schöpfung, sei nicht der Mittelpunkt des Universums, sondern die Erde, die er bewohnte, sei nur ein Planet von vielen.

Nikolaus Kopernikus hatte aber genau das entdeckt und im Jahre 1543 in seinem Werk „De revolutionibus orbium coelestium“ („Über die Umlaufbahnen der Himmelssphären“) publiziert. Nicht etwa drehte sich die ganze Welt um die Erde, die Erde drehte sich zum einen um sich selbst, zum anderen aber ebenfalls um die Sonne. 

Seine Argumente wollte niemand hören: „Ähm, kann mir jemand erklären, warum die Jahreszeiten wechseln?“ „Warum erscheinen einige Sterne am Tag, andere in der Nacht?“ „Kann mir jemand sagen, wie lang man exakt mit dem Schiff fahren muss, bis man über den Rand der Erde fällt?“

Alle Logik half nichts, denn es konnte nicht sein, was man nicht wahrhaben wollte. Es geht auf der Welt nicht nur um uns. Die Erde ist nicht der Mittelpunkt, um die sich alles andere dreht. 

Es war eine schmerzhafte Erkenntnis, aber auch eine heilsame. Diese „Kopernikanische Wende“ läutete den Wechsel zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit ein. 

Leider hatte das zur Folge, dass heute die Menschen allerlei Erklärungen für alles auf der Welt suchen, Gott aber oft ausklammern. Gott, den braucht man heute nicht mehr. Was sich nicht geändert hat – bei Christen wie bei Nichtchristen – ist, dass Menschen sich oft weiterhin als den Mittelpunkt ansehen. 

Erst einmal komme ich, und dann kommt eine ganze Weile gar nichts. 

Das spiegelt sich oft in egoistischem Verhalten wider, aber auch in der Rolle, die Gott in meinem Leben hat. Ja, ich bin fest davon überzeugt, dass Gott uns ein Leben in Fülle (Johannes 10, 10) schenken möchte. Aber, wer glaubt, der Mittelpunkt zu sein, um den sich alles dreht, wer die Rolle Gottes darin sieht, dass er uns pausenlos „den Hintern pudert“, der wird enttäuscht sein. 

An die Gemeinde in Ephesus schreibt Paulus: „Ihr sollt erfahren, mit welcher unermesslich großen Kraft Gott in uns, den Glaubenden, wirkt. Ist es doch dieselbe gewaltige Kraft, mit der er am Werk war, als er Christus von den Toten auferweckte und ihm in der himmlischen Welt den Ehrenplatz an seiner rechten Seite gab! Mit ihr hat Gott ihn zum Herrscher eingesetzt über alle Mächte und Gewalten, über alle Kräfte und Herrschaften, ja, über alles, was Rang und Namen hat in dieser und in der zukünftigen Welt. Alles hat Gott ihm zu Füßen gelegt und ihn, den höchsten Herrn, zum Haupt seiner Gemeinde gemacht“ (Epheser 1, 19-22 HfA). 

Die Erde dreht sich um die Sonne, nicht umgekehrt. Die Sonne aber sorgt dafür, dass Leben auf der Erde möglich ist – sie wärmt, sie lässt wachsen, sie gibt Licht. Das ist auch die richtige Rollenverteilung, wenn es um geistliche Dinge geht: 

Wer ist der Mittelpunkt?

Nicht ich als Mensch stehe im Mittelpunkt der Welt, sondern Jesus (diese Erkenntnis mag genauso schmerzhaft sein, wie für die Erkenntnis des Kopernikus damals). Aber er spendet Leben, er lässt leben und er schenkt uns ein Leben in Fülle – wenn er die Stellung hat, die ihm gebührt. 

Enttäuschend? Vielleicht. Aber eigentlich auch wieder nicht, denn das Leben auf dieser Erde ist wunderschön! Und wenn ich das nächste Mal auf einer Bank sitzen, und die Sonne scheint mir ins Gesicht, dann denke ich daran, wie wunderbar es doch ist, dass Gott dennoch an mich denkt und mich liebt!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de