Mann steht in der Abendsonne im Wasser

Hochzeit

Der Politiker Christian Lindner und die Journalistin Franca Lehfeldt haben geheiratet. Eigentlich ein Grund, sich mit zu freuen. Aber seit Tagen tobt der Unmut in der Öffentlichkeit, dass in einer Zeit, in der von uns Bürgern verlangt wird, den Gürtel enger zu schnallen, ein Politiker öffentlichkeitswirksam Unmengen von Geld investiert, um gerade auf der Insel der Reichen und Schönen, in der berühmten Sansibar auf Sylt, mit allem, was in Deutschland Rang, Namen und das nötige Kleingeld besitzt, zu feiern. 

Das klingt für mich ein wenig nach Neid, denn wie und mit wem Menschen ihre Hochzeit feiern, sei jedem selber überlassen. Jetzt aber meldet sich aber auch noch die Kirche in Form der ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden, Margot Käßmann, zu Wort, die die Hochzeit scharf kritisiert. 

Kirche

Lindner und Lehfeldt haben nämlich in einer Kirche auf Sylt geheiratet, obwohl beide aus der Kirche ausgetreten sind. Dabei wäre es, so Käßmann, den beiden eigentlich nur um die Kulisse gegangen. „Wofür die Kirche inhaltlich steht, ist dabei offenbar egal“, schreibt die evangelische Theologin in der „Bild“-Zeitung. „Dazu aber sollte sich unsere Kirche nicht hergeben.“ 

Was für ein Wort. Eine Kirche ist eine Kirche und sollte als solche auch Kirche bleiben, denke ich. Aber was ist die Kirche denn eigentlich?

Wer in der Bibel nach dem Wort „Kirche“ sucht, der wird übrigens gar nicht fündig. Im Neuen Testament wird meist das Wort Ekklesia (altgriechisch ἐκκλησία ekklēsía, lateinisch ecclesia, die ‚Zusammengerufene‘) benutzt. 

Für uns hat sich über Jahrhunderte eingebürgert, dass eine Kirche ein altes Gebäude, meist in einer speziellen Form, mit einem Kreuz auf dem Glockenturm ist. Erst in neuerer Zeit lassen moderne Gemeinden, die sich in Kinos, Fabriketagen oder Theatern treffen, dieses Bild etwas bröckeln. 

Im 1. Timotheusbrief verwendet Paulus den Begriff Ekklesia, um zu beschreiben, für was Kirche da sein sollte. Dort heißt es: „Die Gemeinde des lebendigen Gottes ist der tragende Pfeiler und das Fundament der Wahrheit“ (1. Timotheus 3, 15 HfA).

Tragender Pfeiler

Wenn dem so ist, dass die Kirche / Gemeinde  „der tragende Pfeiler und das Fundament der Wahrheit“ ist, dann sollte die Kirche auch Kirche bleiben und nicht als Showbühne für die, die gesehen werden wollen, herhalten. 

Oder aber ein Geistlicher nutzt den Raum als tragenden Pfeiler, um für ein nicht christliches Paar das Fundament der Wahrheit auszusprechen, indem er dem Brautpaar und den Gästen von der Liebe Gottes erzählt. 

Aber auch wir Christen sollten die Worte des Paulus auf uns wirken lassen, denn es stellt sich die Frage, was Kirche für uns ist. Für manche ist sie eine Art Museum, von der Architektur in die Jahre gekommen, von der Kultur her Relikt vergangener Zeiten. 

Oder sie kann Konkurrenz zu meinem Kalender sein. Sollte ich wirklich aufstehen und am Sonntag in den Gottesdienst gehen? Oder lieber doch etwas Schönes unternehmen?

Kritik an Promi-Hochzeit

So sehr ich die Kritik an der Promi-Hochzeit auf Sylt verstehe, so sehr müssen wir uns fragen: Welchen Stellenwert hat Kirche / Gemeinde in unserem Leben? Wenn sie wirklich „der tragende Pfeiler und das Fundament der Wahrheit“ ist, warum behandeln wir sie dann in unserem Leben oft nicht so?

„Gott hat die Kirchen wie Häfen im Meer angelegt, damit ihr euch aus dem Wirbel irdischer Sorgen dahin retten und Ruhe und Stille finden sollt“ (Johannes Chrysostomus).

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de