Ein Schaf steht auf der Wiese

Streitigkeiten

Manchmal, da geht es bei Streitigkeiten hoch her – auch unter Christen. Jeder wähnt sich auf der richtigen Seite. Jeder hat gute Gründe. Und dann kommt manchmal ein Argument, bei dem jedes Gespräch, jede Diskussion, jedes Ringen nach Lösungen jäh ein Ende findet: 

„So lange Gott mir das nicht sagt, sehe ich das anders!“ Oder aber umgekehrt: „Gott hat aber zu mir gesprochen und gesagt, dass …“ Da hat man keine Chance. Zum einen will man sich natürlich nicht mit Gott anlegen, zum anderen will man den anderen auch nicht als Lügner hinstellen, selbst, wenn man fest davon überzeugt ist, er hätte Unrecht. 

Die Diskussion um die Corona-Impfung ist ein gutes Beispiel dafür. Die Einen sagen: „Dass es so schnell einen Impfstoff gibt, ist ein Geschenk Gottes!“ Die Anderen: „Ich lasse mich nicht impfen, es sei denn, Gott sagt es mir explizit!“ Manche sehen in der Impfpflicht „den“ Ausweg aus der Pandemie, andere sagen, sie würden eher ins Gefängnis gehen, als dass sie sich impfen lassen würden, weil man Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen. 

Das bietet kaum Luft zum Atmen. Wie sollen diese beiden Positionen je zusammenkommen? Vor allem, wenn alle, die argumentieren, sie würden sich auf ihren Glauben beziehen. 

Jesus sagt einmal seinen Freunden: „Ich aber bin der gute Hirte und kenne meine Schafe, und sie kennen mich“ (Johannes 10, 14 HfA). Und nur einen Moment später: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir“ (Johannes 10, 27 HfA)

Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott auch heute noch konkret zu Menschen spricht, die ihm folgen. Vielleicht nicht jeden Tag, aber dennoch tut er es. Und so, wie das Schaf die Stimme ihres Schäfers erkennen und ihm folgen, so sollen wir dann auch der Stimme Gottes folgen. 

 

Selektiv Hören

So weit, so gut. Wenn das aber alles so einfach wäre, dann müsste doch Harmonie und Eintracht zwischen uns Christen herrschen. Tut es aber bekanntermaßen nicht. Was ist das Problem?

Ein Grund sind sicherlich wir selbst. Im Gegensatz zum Schaf haben wir Menschen ein ausgeprägtes Ego, das uns manchmal dazu bringt, nur zu hören, was wir hören wollen. Es ist ein bisschen so, als würde man mit einem Kind sagen: „Räum dein Zimmer auf, dann darfst du dir Süßigkeiten nehmen!“ 

Wenn wir dann einen Moment später das Kind in seinem unaufgeräumten Zimmer Süßigkeiten essend antreffen, dann wird es uns mit einem Gesicht, als könne es kein Wässerchen trüben, sagen, wir hätten doch erlaubt, dass es sich etwas zu naschen nimmt. 

Dieses „selektive Hören“ kann man dem Kind kaum zum Vorwurf machen. Sein Fokus war eben so sehr auf den Süßigkeiten, dass es die Sache mit dem Aufräumen glatt überhört hat.

Und genauso geht es uns leider auch oft. Es wäre gut und wichtig, dass wir zwei Dinge tun: 

  • Wir sollten unseren Hirten besser kennenlernen, denn das hilft, seine Stimme wirklich zu hören! So, wie das Schaf auf den Hirten hört.
  • Wir sollten lernen, wieder gut hinzuhören, was uns der Hirte wirklich zu sagen hat, denn das hindert uns daran, dass unser Ego uns dazu verführt, „selektiv“ auf ihn zu hören. 

Sei also ein braves Schaf! Das wird die gegensätzlichen Positionen zum Thema impfen nicht gleich aufweichen, aber uns so manches im Leben leichter machen. Denn wenn der Hirte uns leitet, dann geht es ab auf die grünen Weiden. Dann bekommen wir, was wir zum Leben brauchen und was uns froh macht. Und dazu jemanden an der Seite, der uns schützt vor allen Gefahren, der sein Leben hergibt für jeden einzelnen von uns, der 99 stehen lassen würde, nur um uns zu suchen, wenn wir uns verlaufen haben. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de