Bank steht im Morgendunst

Geduldsfaden

Ich bin leider kein allzu geduldiger Mensch. Wenn zum Beispiel jemand zu mir zur Seelsorge kommt, dann werde ich ungeduldig, wenn sich nach einigen Wochen nichts bewegt. Ich erwarte natürlich nicht, dass alle Probleme in kürzester Zeit verschwunden sind – jemand, der Seelsorge braucht, braucht ja meist wirklich tiefgreifende Veränderungen. Aber ich möchte schon nach ein paar Wochen sehen, dass sich mein gegenüber „auf den Weg gemacht“ hat. Das ist nicht immer gut.

Manchmal sind Menschen überfordert, wenn sie das Gefühl haben, am Boden zu liegen und dann von ihnen erwartet wird, sie sollen sich doch aufrappeln und wenigstens einen Schritt in die richtige Richtung gehen. 

Sicherlich gibt es auch Menschen, die sich so mit ihrer Seelennot „angefreundet“ oder arrangiert haben, dass sie ein Stück aus ihrem Loch „herausgeschubst“ werden müssen, damit sich überhaupt in deren Leben etwas bewegt. Aber insgesamt sehe ich, dass mein „Geduldsfaden“ dicker sein könnte. 

Ruhe und Frieden

Ein weiterer Bereich, in dem ich ungeduldig bin, ist, wenn ich für andere Menschen bete. Ich denke mir dann oft (in meiner „Bescheidenheit“): „Du bist doch wirklich ein guter Zeuge für Jesus. Du bist Licht in dieser Welt, und du betest für den anderen. Warum in alles in der Welt erkennt der Mensch dann nicht, dass Gott ihn liebt und nimmt Jesus in sein Leben auf?“

Dann wiederum schaue ich auf mein eigenes Leben und muss entdecken, dass Gott mit mir geduldiger war. Nicht nur, dass er 20 Jahre lang um mein Herz geworben hat, nicht nur, dass andere Menschen – wie meine Ur-Oma – sich die Finger für mich wund gebetet haben, bis ich endlich ein „JA!“ zu Jesus gefunden habe. 

Nein, auch heute noch muss Gott geduldig mit mir sein. Und das ist er! „Erkennt doch: Der Herr bringt euch so viel Geduld entgegen, damit ihr gerettet werdet!„, (2. Petrus 3, 15 HfA) schreibt Petrus in einem seiner Briefe. 

Wie oft handle ich wider besseres Wissen in manchen Situationen einfach falsch? Wie oft lasse ich mich von meiner aufbrausenden Art lenken, anstatt kurz innezuhalten und Gott um Ruhe und Frieden im Herzen zu bitten? Wie oft entscheide ich mich für meinen Willen, ohne nach dem Willen Gottes zu fragen. Und wie oft muss Gott dann eingreifen (bevor oder nachdem ich dann gescheitert bin)?

Wie gut zu wissen

Gott sitzt mir nicht gegenüber, wippt mit seinem Fuß und fragt mich, wann ich denn endlich bereit bin, den nächsten Schritt zu gehen, Jesus ähnlicher zu werden. Gott wartet geduldig darauf, dass ich zu ihm komme und ihn darum bitte. 

Gott rollt auch nicht mit den Augen, wenn ich wieder etwas falsch gemacht habe und es hätte besser wissen müssen. Er greift mir unter die Arme und rettet mich erneut.

Das ist beruhigend zu wissen. 

Wie gut, dass Gott ein geduldiger Gott ist

Bevor ich also ungeduldig werde, ist es gut, wenn ich mir mein eigenes Leben anschaue – vielleicht abends mal den Tag Revue passieren lasse – und dann schaue, wie geduldig Gott auch an diesem Tag war, voller Liebe, voller Zuneigung, voller Vertrauen zu mir und immer bereit für mich da zu sein, wenn ich das zulasse. 

Und vielleicht hilft das ja, diese Eigenschaften mehr und mehr in den eigenen Charakter zu übernehmen. Denn auch das bedeutet es, Jesus ähnlicher zu werden. 

Gebet:

Himmlischer Vater, ich danke dir für deine Geduld mit mir. Ich danke dir, dass du geduldig warst, bevor ich dich in mein Leben eingeladen habe und, dass du geduldig bist, wenn ich in meinen Alltag gehe. Bitte hilf mir, dass ich dir ähnlicher werde und damit auch liebevoller und geduldiger, was andere Menschen angeht! AMEN

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de