kleiner Junge steht vor einer großen Treppe

Endlos wirkende Treppe

Als ich das Bild entdeckte, fragte ich mich, was das Kind vor der endlos wirkenden Treppe denken muss. Für einen wie mich sieht die schon so lang aus, dass ich schauen würde, ob da nicht irgendwo ein Fahrstuhl oder eine Rolltreppe ist – und ich bin ein ganzes Stück größer als dieses Kind. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass allein die erste Stufe höher ist als sein Knie. Und nach dieser ersten Stufe folgen mindestens noch 20 weitere – so viele sind zumindest sichtbar. 

Wird das Kind anfangen, diese Treppe zu erklimmen oder bleibt es unten stehen?

Ein großer Schritt

Vor ein paar Tagen unterhielt  ich mich mit einer Kollegin. Sie  machte in einem Nebensatz eine Bemerkung, die mich aufhorchen ließ. Ab dem Herbst könne sie dann ja keine Kinder mehr betreuen, sagte die Erzieherin. Ich schaute sie von oben bis unten an und antwortete: „Schwanger bist du aber nicht…?“

Sie lachte und meinte: „Nein, ich fange mit 34 Jahren noch einmal an zu studieren!“ Wow, wie mutig, dachte ich. Einen sicheren Beruf, der ihr augenscheinlich Spaß macht und für den sie sehr begabt ist, aufzugeben und noch einmal ins kalte Wasser zu springen, ist ein großer Schritt. 

„Willst du auch Lehrer werden?“, fragte ich. Ihre Antwort verblüffte mich: „Nein, ich studiere Architektur!“ Ich wäre auf so ziemlich alles gekommen, aber darauf sicherlich nicht. 

Herausforderungen

Viele Menschen, mit denen ich spreche, sehnen sich nach Veränderung im Leben. Aber dann sehen sie die Herausforderungen und stehen quasi plötzlich wie der kleine Junge vor einer Treppe. Und dann sind sie schnell wie gelähmt, weil der Aufstieg lang und anstrengend aussieht. Also bewegen sie sich nicht. Aber sie kommen dann eben auch nicht weiter und werden auch nicht zufriedener im Leben. 

Der Junge auf dem Bild macht es genau richtig: Er schaut nicht nach oben, er schaut auf die erste Stufe. Das Ziel ist festgelegt, das hat er im Fokus. Aber er weiß: Ohne den ersten Schritt wird er die Treppe nicht bezwingen. 

David schreibt in einem seiner Lieder, dass Gott folgendes verspricht: „Ich will dich lehren und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst“ (Psalm 32, 8 HfA). Gott sagt uns zu, dass unser Leben nicht zum Stillstand kommen muss. Er sagt uns: „Tu den nächsten Schritt, ich will dir den Weg auch zeigen!

Stehst du noch oder gehst du schon?

Wenn wir stehenbleiben, kommen wir nicht weiter. Deshalb ist es gut, wenn wir auf der einen Seite den Fokus nicht verlieren, auf der anderen Seite aber hinschauen, was der nächste Schritt ist. Jeder bezwungene Berg – egal ob Teufelsberg oder Mount Everest – jeder Sieg, jede Veränderung beginnt mit einem ersten Schritt.

Und wenn wir dann auch noch so ein wunderbares Navi haben wie Gott selbst, braucht es (nur) Vertrauen, Mut und Entschlossenheit, erst den ersten Schritt zu gehen, dann den nächsten. Dann werde ich – mal schneller, mal langsamer – vorankommen.

Ich finde den Schritt meiner Kollegin, noch einmal völlig umzusatteln, ebenso mutig wie großartig. Auch, wenn deine Veränderung vielleicht nicht so groß ausfallen wird (oder aber vielleicht noch umwälzender): Was ist dein nächster Schritt? Oder in Abwandlung an einen Werbeslogan: „Stehst du noch oder gehst du schon?“

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de