Zwei fröhliche Mädchen

Kleines Abenteuer

Wir sind Mitglieder in einem Förderverein, der ein kleines Häuschen in einem Park in der Nähe unserer Wohnung sein Eigen nennt. Vor ein paar Tagen wollte ich meinen Kindern ein kleines Abenteuer bieten und schlug einen Video-Abend mit anschließender Übernachtung dort vor. Die Kinder waren begeistert. 

Unsere Zeit genossen wir und hatten viel Spaß, sodass meine Kinder beschlossen, noch eine weitere Nacht im Häuschen bleiben zu wollen. Meine Frau war begeistert – so hatte sie zu Hause Zeit, Dinge zu erledigen, für die im Alltag mit digitalem Unterricht und Home-Schooling der eigenen Kids sonst oft keine Zeit ist.

Also planten wir zu bleiben. Über Tag spielten die Kinder im Park – ich versuchte, das Chaos im Häuschen ein bisschen unter Kontrolle zu bringen. Auf einmal wurde die Tür aufgerissen. Joshua und Sarah standen mit zwei Schulkameraden im Eingang und fragten breit grinsend: „Dürfen die beiden heute mit hierbleiben?“

Noch eh ich ein Wort sagen konnte, kam die Mutter um die Ecke. Ich sagte wagemutig – ohne so recht zu ahnen, was das bedeuten würde: „Wenn eure Mama das erlaubt, dann könnt ihr gerne bei unserem kleinen Abenteuer mitmachen.“ Die Mutter stimmte zu. Die Kinder hatten eine ebenso turbulente, wie tolle Zeit.

Größte Freunde?

Als es abends dann irgendwann etwas ruhiger wurde, fragte ich: „Seid ihr in der Schule eigentlich auch befreundet?“ Der Schulkamerad von Joshua antwortete: „Nein, eher nicht. In der Schule sind wir eigentlich die größten Feinde…“ Ich war sprachlos. Die Konstellation war dieselbe wie bei unseren Kindern, ein älterer Junge in Joshuas Alter, ein Mädchen, genauso alt, wie Sarah. Das passte genial. Die vier verstanden sich auch, als wären sie schon ewig befreundet. Und dann solch eine Antwort. 

Der Abend hat mir wieder deutlich gemacht, wie gut es uns tut, wenn wir immer mal wieder über unseren Tellerrand hinausschauen. Jesus sagt zu einer Begebenheit: »Wollt ihr etwa noch dafür belohnt werden, dass ihr die Menschen liebt, die euch auch lieben? Das tun sogar die Zolleinnehmer, die sonst bloß auf ihren Vorteil aus sind! Wenn ihr nur euren Freunden liebevoll begegnet, ist das etwas Besonderes? Das tun auch die, die von Gott nichts wissen. Ihr aber sollt in eurer Liebe vollkommen sein, wie es euer Vater im Himmel ist« (Matthäus 5, 46-48 HfA).

Neue Horizonte entdecken

Wenn wir nur denen liebevoll begegnen, mit denen wir sowieso eine gute Beziehung haben, werden wir sicherlich tiefe Freundschaften erleben – aber, wenn wir auch denen liebevoll gegenübertreten, die wir nicht kennen oder die uns eigentlich eher unsympathisch sind, dann werden wir neue Horizonte entdecken. Und wer weiß? Vielleicht entwickeln sich ja bei den vier Kindern irgendwann Freundschaften, die ohne die Begegnung rund um unser kleines Abenteuer nicht möglich gewesen wären. Vielleicht werden sie Freunde.

Es ist nicht immer leicht, denen liebevoll zu begegnen, die wir eigentlich nicht leiden können. Aber Jesus zu folgen bedeutet eben auch, Jesus ähnlicher zu werden. Und hat der uns nicht geliebt, als wir noch gar nichts mit ihm zu tun haben wollten?

Bete heute dafür, dass Gott dein Herz weich und liebevoll macht und deine Augen offen für andere Menschen. Aus uns heraus können wir nicht einfach liebevoller werden. Aber: „Was für Menschen unmöglich ist, ist für Gott möglich“ (Lukas 18, 27 HfA).

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de