In einem alter Raum steht ein Kreuz mit Jesus vor einem Fenster

Hier, hast du mein Leben!

Ich frage mich manchmal: Was müsste geschehen, damit ich glaube? Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich bin nun seit 30 Jahren Christ mit allen Höhen und Tiefen. Ich habe mein Leben damals in einer tiefen Lebenskrise Gott regelrecht vor die Füße geworfen und gesagt: „Jesus, wenn es dich gibt, dann hast du hier mein Leben!“ Und er hat zugegriffen. 

Seitdem habe ich nie wieder daran gezweifelt, dass Jesus für mich am Kreuz gestorben ist, dass er auferstand und dass er heute lebt. Gott hat zu mir in vielfältiger Weise gesprochen, hat auf Gebete reagiert, Wunder getan und Türen geöffnet. Ich erlebe Gott – nicht jeden Tag – aber immer wieder.

Was müsste geschehen, dass ich glaube?

Das meinte ich mit meiner Frage aber auch nicht. Ich meine: Was müsste passieren, damit ich glaube – zum Beispiel an die Verheißungen, die für uns Christen in der Bibel stehen? Jesus hat einmal gesagt: „Ich sage euch die Wahrheit: Wer an mich glaubt, wird die gleichen Taten vollbringen wie ich…“ (Johannes 14, 12 HfA). Was müsste geschehen, dass ich daran glaube?

Spektakel

Als Jesus am Kreuz starb, war das ein Spektakel für das Volk, wie jede Kreuzigung damals. Menschen standen daneben und gafften (zu heute hat sich wohl nur verändert, dass damals keiner sein Handy zückte oder das Ereignis sofort in den sozialen Medien verbreitet wurde).

Der Hauptmann

Markus beschreibt in diesem Zusammenhang einen Menschen besonders: «Der römische Hauptmann, der gegenüber vom Kreuz stand, hatte mit angesehen, wie Jesus starb, und rief: ‚Dieser Mann ist wirklich Gottes Sohn gewesen!’» (Markus 15, 39 HfA). Der Hauptmann hatte gesehen, was geschehen war und hatte deswegen angefangen zu glauben.

Gott redet!

Ich durfte auch schon sehen: Ich habe erlebt, wie Menschen geheilt wurden, von Sucht freikamen, wie Gott das Leben von Menschen völlig umkrempelte, ja sogar, wie alte Bindungen zerbrochen wurden. Gott hat schon oft zu mir durch die Bibel und durch seinen Geist geredet – und dennoch fällt mir der Glaube oft schwer.

Gibt es heute noch Wunder?

Als Jesus damals sagte: „Wer an mich glaubt, der wird die gleichen Taten vollbringen, wie ich…“, hat er von unserem alltäglichen Leben gesprochen, nicht von einem seltenen oder einmaligen Event. Ich habe erlebt, dass Jesus heute noch Wunder tut und glaube dennoch (oft) nicht daran, dass sie Teil meines Alltags sein können oder sollen. 

Warum eigentlich nicht? Glaube ich, dass Jesus gelogen hat? Wohl kaum. Glaube ich, dass die Bibel falsch liegt? Das kann auch nicht sein. Ich glaube eher, es hat mit meiner Perspektive zu tun, nämlich damit, dass ich die göttliche Dimension oft genug aus meinem Leben ausblende.

Kleiner Erdenbürger

Ich bin Gottes Kind, fühle mich aber meist nur wie ein kleiner Erdenbürger, der eben in die Kirche geht. Ich weiß, Jesus liebt mich, rechne aber eigentlich in meinem Alltag nicht damit, dass er reagiert, wenn ich mit ihm rede. Ich habe vom Heiligen Geist gehört, traue ihm aber nicht zu, das zu tun, was er früher zu biblischen Zeiten getan hat.

Den Sohn Gottes erkennen

Es wird nicht berichtet, was weiterhin mit dem Hauptmann geschah, der Jesus als den Sohn Gottes erkannt hatte. Ich weiß aber, wie ich reagiere, wenn Wunder geschehen. Es ist für eine Weile eine große Sache, von der ich erzähle, dann wird es irgendwann zu einer wunderschönen Erinnerung, an die ich gerne denke.

Mittelpunkt

Ich denke, es ist Zeit, sich wieder mehr danach auszustrecken, was Jesus uns versprochen hat. Die Verheißungen der Bibel gelten heute noch, denn Gott verändert sich nicht. Bei den ersten Christen war es ganz normal, dass Wunder geschahen, dass Gottes Geist Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten (Charismen) ausstattete, dass Gott sich mächtig zeigte, wo immer Christen zusammenkamen und er ihr Mittelpunkt war.

Wenn die Menschen das damals erlebten, möchte ich das auch wieder (mehr) erleben. Was müsste also geschehen, damit ich glaube? Ich müsste mehr in meine Identität als Kind Gottes hineinwachsen, müsste Gott (dem Vater) und seinem Geist mehr Raum in meinem Alltag (dem des Kindes) lassen und so als Folge mehr sehen und erleben, wie Gott wirkt. Ich müsste mich mehr nach Gottes Wirken ausstrecken.

Und was müsste geschehen, damit du glaubst?

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de