Frau am Strand mit Buch in der Hand

Das Bessere wählen

Zwei Schwestern kümmern sich sehr verschieden um einen guten Freund, so berichtet es Lukas 10. Die eine, Marta, ist bemüht, Jesus zu bewirten und ihm seinen Aufenthalt bei sich zu Hause so angenehm wie möglich zu machen. Die andere, Maria, setzt sich zu Füßen von Jesus nieder und hört ihm zu. Es vergeht eine Weile, dann beschwert sich die fleißige Schwester bei Jesus, dass sie alles alleine machen müsse: „Herr, macht es dir nichts aus, dass meine Schwester mich alles allein machen lässt? Sag ihr doch, dass sie mir helfen soll!“ (Lukas 10, 40 BB).Sie sieht in Jesus den großen Morallehrer, dessen Aufgabe es ist, andere zurechtzuweisen, dass sie doch gefälligst das Richtige tun sollten. Man könnte doch meinen, dass Jesus ihr jetzt recht gibt und Maria darauf hinweist, dass es unfair ist, ihre Schwester alles alleine machen zu lassen.Aber Jesus reagiert anders, denn es geht ihm nicht nur um Äußerlichkeiten. Er antwortet Marta liebevoll: „Marta, Marta! Du bist so besorgt und machst dir Gedanken um so vieles. Aber nur eines ist notwendig: Maria hat das Bessere gewählt, das wird ihr niemand mehr wegnehmen“ (Lukas 10, 41-42 BB).Wie oft schauen wir – wenn wir anderen Menschen helfen wollen – auf die äußerlichen Bedürfnisse und versuchen, diese zu stillen. Und wie leicht vergessen wir, dass nicht nur aufgabenorientiertes Handeln wichtig ist, sondern eben auch die Beziehungsebene.

Bedürfnisse

Manchmal sind es die inneren Bedürfnisse eines Menschen, die wichtiger sind, als die äußerlichen – gemeinsame Zeit, zuhören, einfach nur Beziehung pflegen und dem anderen zu zeigen: Du bist mir wichtig.

Es braucht Einfühlungsvermögen, um die weniger offensichtlichen Bedürfnisse unserer Lieben zu erkennen. Jesus ist genau das wichtig. Natürlich fordert uns Jesus auf, die Not anderer Menschen zu sehen und zu helfen.

Oft genug habe ich es erlebt, dass, wenn ich für Menschen gebetet habe, Gott mir gezeigt hat, dass ich doch alles hätte, was diese Menschen brauchten. Aber es geht Jesus eben um viel mehr. Ein Mensch kann äußerlich alles haben, verdorrt aber innerlich, ist einsam, voller Kummer und Sorgen, wird zerfressen von Zeilen oder Ängsten oder hat andere innere Nöte.

Diesen Nöten kann ich eben nur begegnen, wenn ich Zeit und ein offenes Ohr habe. Wenn du ein Mensch mit einem offenen Herzen bist, wenn du gerne helfen möchtest, dann lass dir von Gott schenken, dass du sensibel wirst auch für die inneren Nöte anderer.

Sicherlich hat nicht jeder die Gabe der Seelsorge, aber manchmal sind ein paar Minuten, die wir anderen schenken, ein Zuhören, ein Zuspruch, einfach Zeit, die man gemeinsam verbringt, das wertvollste, was man einem Menschen schenken kann – vielleicht seinen älter werdenden Eltern, vielleicht einer Oma, einem Onkel, einem einsamen Nachbarn.

Gebet:

Vater, hilf mir, besondere Momente mit anderen Menschen zu sehen. Hilf mir zu sehen, wann andere Zeit und ein offenes Ohr brauchen. Hilf mir bitte, dass ich mich nicht Äußerlichkeiten verstricke, sondern auch auf die inneren Bedürfnisse der Menschen achte. DANKE! In Jesu Namen … AMEN.

Sei gesegnet!

„Die erste Pflicht der Liebe ist es, zuzuhören“ (Paul Tillich).

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de