Hamsterrad

Ich sitze seit langem mal wieder bei Hinterbliebenen, um eine Trauerfeier vorzubereiten. Ich habe schon viele Lebensgeschichten gehört und diese hier hat ein Stück etwas Typisches an sich. Wenn ich das Leben der Verstorbenen in einem Satz zusammenfassen müsste, dann fällt mir das Bild eines Hamsterrades ein, in dem man rennt und rennt, aber nie ein Stück weiter kommt.

„Nur ackern!?“

Es mag sein, dass das einen Hamster glücklich macht, einen Menschen erfüllt solch ein Leben meist nicht. Ich höre immer wieder, wie Menschen davon geträumt haben, grundlegend in ihrem Leben etwas zu ändern, ihr Hamsterrad zu verlassen, aber dann doch immer wieder – trotz aller Anstrengungen – daran scheiterten. Besonders tragisch finde ich es dann, wenn die Person dann auch noch jung stirbt. Resigniert betonen die Hinterbliebenen: „Eigentlich hatte sie nicht wirklich ein schönes Leben. Sie hat nur geackert und ist gestorben, bevor sie die Früchte ernten konnte.“

Nur ein Leben

Solche Aussagen machen mich traurig. Wir haben doch nur dieses eine Leben – und wenn das nicht gelingt, dann gibt es keine zweite Chance. Ich frage mich auch: Was sind das für Früchte, nach denen sich Menschen sehnen? Was hält Menschen in ihrem Hamsterrad gefangen? Wie sieht ein Leben aus, das sie sich wünschen? Und: Was hindert Menschen daran, in diesem einen Leben glücklich zu sein?

Den Spieß umdrehen

Paulus dreht den Spieß in seinem Brief an die Gemeinde von Ephesus um. Er schreibt nicht, dass ich ein erfülltes, „reiches“ Leben lebe, wenn ich dies und das tue oder dies oder das erreiche, wenn ich so oder so viel Geld besitze oder meine Familie so oder so zusammengesetzt ist. Mein Leben kann ganz unabhängig von diesen Faktoren arm sein oder reich, leer oder erfüllt. 

„Ich bete, dass ihr Gottes Liebe immer tiefer versteht, die wir doch mit unserem Verstand niemals ganz fassen können. Dann werdet ihr auch immer mehr mit dem ganzen Reichtum des Lebens erfüllt sein, der bei Gott zu finden ist“ (Epheser 3,19). 
 

Reichtum

Es geht Paulus dabei erst einmal gar nicht um Gefühle. Er sagt nicht: „Wenn ihr die Liebe Gottes spürt oder erlebt, dann …“ – es geht Paulus um das Verstehen, auch wenn er zugeben muss, dass unser Verstand niemals die Liebe von Gott ganz verstehen kann. Paulus sagt: Wenn wir die Liebe Gottes  verstehen (im Griechischen heißt es wörtlich: „zu erkennen die Erkenntnis übersteigende Liebe“), dann werden wir mit dem „ganzen Reichtum des Lebens erfüllt sein, der bei Gott zu finden ist“.

Wer bestimmt ein glückliches Leben?

Paulus hat selbst erlebt, dass man im Leben reich sein und dennoch ein armes Leben leben kann und umgekehrt. Ein erfülltes Leben hat – nach menschlichem Maßstab schwer zu verstehen – wenig mit den äußeren Umständen zu tun, sondern davon, in welchem Maße ich Gottes Liebe in mein Leben lasse. Sicherlich mag es äußere Umstände geben, die genau das schwerer machen oder auch leichter – aber nicht die Umstände bestimmen, ob ich glücklich lebe, sondern Gottes Liebe.

Zeit nehmen für Gott

Wie kann ich Gottes Liebe tiefer verstehen? Indem ich mir Zeit nehme, ihn kennenzulernen, indem ich anfange, sein Wort zu studieren, indem ich mit ihm ins Gespräch komme – indem ich Beziehung mit ihm lebe. Wenn das Ergebnis der investierten Zeit mehr Erfüllung in meinem Leben ist, dann ist es eine Investition, die sich lohnt.
 
 
Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de