Friedhof - Engelstatue

Gesichtsausdruck

„Ich muss heute auf den Friedhof!“ Diese Worte verändern den Gesichtsausdruck von Menschen, mit denen ich spreche, von einer Sekunde zur anderen. Am heutigen Tage wird das wieder passieren, wenn ich im Anzug schon in der Schule auftauche. Dann fragen mich wieder andere, warum ich denn „so fein“ herumlaufe. Und dann werde ich es wieder erleben. „Ich muss nachher auf den Friedhof“, werde ich antworten und das Gesicht, das mich anschaut, wird ein wenig verlegen werden.

Tiefste Schublade

Das Thema Tod ist eines, über das wir in unserem Alltag nicht gerne sprechen. Wir packen es ganz tief in die Schublade, obwohl wir wissen, dass der Tod zum Leben dazugehört. Irgendwann wird er jeden treffen. Und deswegen habe ich mir angewöhnt zu antworten: „Die schlechte Nachricht ist, in 100 Jahren sind wir alle nicht mehr da! Da wird keiner von uns mehr leben!“ 

Wir haben die Chance

Die gute Nachricht ist aber, dass wir – du und ich – heute noch leben, dass wir heute noch die Chance haben, unser Leben zu gestalten – etwas aus unserem Leben zu machen“ – wie es immer so schön heißt. David hat das in einem seiner Lieder einst besungen. Er bittet Gott: „Mach uns bewusst, wie kurz das Leben ist, damit wir unsere Tage weise nutzen!“ (Psalm 90, 12).

Nutze deine Tage

Die Tage weise nutzen bedeutet nicht, Panik zu haben und zu versuchen, alles, was geht mitzunehmen, waghalsig zu werden (weil wir ja eh alle sterben müssen), unüberlegte Entscheidungen zu fällen oder leichtsinnig mit Zeit, Geld und Ressourcen umzugehen, weil die Angst vor den Tod mich antreibt. Jeder Moment meines Lebens könnte der letzte meines Lebens sein.

Angst und Panik

Es stimmt, jeder Moment des Lebens könnte der letzte sein, aber das könnte er auch, wenn ich mein Leben nicht von Angst und Panik bestimmen lasse. Was bedeutet es denn nun, dass ich meine Tage weise nutze? Die Managementtrainerin und Sachbuchautorin Vera Felicitas Birkenbihl hat in einem ihrer Vorträge einmal gefragt: „Wenn wir morgens zum Arzt gehen würden und dieser uns sagte, wir hätten nur noch drei Monate zu leben – was würde sich ändern? Wir würden vielleicht in einem anderen Bewusstsein leben“. Sie fährt fort: „Wenn wir jeden Tag so leben würden, als wäre es unser letzter, dann werden manche Elefanten wieder zu Mücken. Klein und lästig – aber selten tödlich“. 

Und dann fragt sie sinngemäß: „Wenn wir unser Leben ändern würden aus dem Bewusstsein heraus, dass wir sterben müssen, warum tun wir das dann nicht?“

„Ich muss heute auf den Friedhof!“ 

Und wieder einmal werde ich Trauernden heute sagen, dass wir weiterleben und werde versuchen, ihnen Mut zu machen mit den Worten: „Wir alle haben nur dieses eine Leben hier auf Erden, lassen Sie uns das beste daraus machen!“

Ein Leben in Herrlichkeit

 
Manchmal ist meine Tochter weiser als viele Erwachsene.
 

Gebet:

Gott, bitte hilf mir, meine Tage weise zu nutzen – weder voller Panik vor dem Tod noch lethargisch, als beträfe mich das Thema nicht. Und lass mich mein Leben so bauen, dass es nicht nur erfüllt ist hier auf Erden, sondern dass es ausgerichtet ist auf das, was kommt: ein Leben in Herrlichkeit bei dir!
AMEN!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de