Selten lese ich in unseren Printmedien einen Artikel, der mich innerlich sehr berührt. Einmal aber bin ich fündig geworden in der „Huffington Post“. Richard Paul Evans schildert darin sehr offen „Wie ich meine Ehe gerettet habe“.

Wer ihn aufmerksam liest, findet darin Tipps für eine glückliche Beziehung. Für uns sind nach nunmehr 43 Ehejahren folgende Punkte sehr wichtig geworden:

Nehmt Gott in eure Ehe mit hinein!

Für katholische Christen ist die Ehe zwischen Christen ein Sakrament, in dem Gott selbst die Eheleute für ihren gemeinsamen Lebensweg verbindet und stärkt. Das wird in der kirchlichen Trauung durch einen Priester zum Ausdruck gebracht. Damit Gott aber die Liebe der Eheleute ständig erneuern und vertiefen kann, müssen sie ihm in ihrem Leben Raum geben – zum Beispiel durch das gemeinsame Gebet: „Die Familie, die zusammen betet, bleibt zusammen“ (Mutter Teresa). Gemeinsam das Herz vor Gott auszuschütten, ihm unsere Sorgen und Ängste anzuvertrauen, das schweißt zusammen.

Das lässt sich sogar statistisch nachweisen: Die Amerikanerin Mercedes Arzu Wilson gab in einem Referat das Ergebnis einer Umfrage bekannt:

  • Bei standesamtlich verheirateten Paaren: eine von zwei Ehen zerbricht.
  • Bei kirchlich verheirateten Paaren: eine von drei Ehen zerbricht.
  • Bei kirchlich verheirateten Paaren, die zusammen zur Kirche gehen: eine von 50 Ehen zerbricht.
  • Bei kirchlich verheirateten Paaren, die zusammen zur Kirche gehen und miteinander beten: Nur eine von 1.429 Ehen zerbricht.

Verlange nicht von deinem Partner, dass er sich ändert!

Richard Evans stand schon kurz vor der Scheidung, als er unter der Dusche seine ganze Verzweiflung herausschrie: „Und am Tiefpunkt meiner Verzweiflung verstand ich endlich. Du kannst sie nicht ändern, Rick. Du kannst nur dich ändern. Dann begann ich zu beten. Wenn ich sie nicht ändern kann, Gott, dann ändere mich. Ich betete bis in die Nacht hinein.“

Und Gott antwortete, denn plötzlich wusste Richard, wie er seine Ehe retten könnte. Jeden Tag begann er jetzt mit der Frage an seine Frau: „Wie kann ich dir den Tag verschönern?“ Doch sie blieb abweisend auf Konfrontationskurs. Er aber ließ nicht nach und begann jeden Tag immer wieder: „Wie kann ich dir den Tag verschönern?“

In der zweiten Woche wurden plötzlich ihre Augen feucht. Sie brach in Tränen aus und sagte: „Bitte hör auf mich zu fragen. Du bist nicht das Problem. Ich bin es. Es ist nicht leicht, mit mir zu leben. Ich verstehe nicht, wieso du bei mir bleibst.“

Die gegenseitigen Mauern, die das Ehepaar voreinander errichtet hatte, stürzten ein. Sie spürten, dass sie einander immer noch liebten und redeten darüber, wie sich gegenseitig glücklich machen könnten. Sie fragte: „Was brauchst du von mir? Wie kann ich eine bessere Ehefrau sein?“

Arbeite an dir!

Richard hatte beschlossen, sich zu ändern, denn er hatte erkannt: „Ich habe auch gelernt, dass die Institution Ehe dabei helfen kann, die wenig liebenswerten Seiten an uns zu kurieren. Und wir alle haben eine unsympathische Seite.“

Eine Erkenntnis, die heute immer mehr verlorengeht. Ein Unschuldswahn hat sich über unsere Gesellschaft gelegt. Die Vokabeln Schuld und Sünde verschwinden langsam aber sicher aus unserem Vokabular. Die Beichtstühle in der katholischen Kirche bleiben leer. Schuld haben ohnehin nur die anderen: die Gesellschaft, die Politik, das Großkapital…

Jesus sah das anders: „Aus dem Herzen kommen böse Gedanken: Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugenaussagen und Verleumdungen“ (Matthäus 15,9). Deshalb rief er die Menschen zur Umkehr auf. Und Richard folgte diesem Ruf, der seine Ehe von Grund auf änderte.

Heute sagt er voller Dankbarkeit: „Ich bin dankbar, dass meine Familie noch intakt ist und dass meine Ehefrau, meine beste Freundin, immer noch neben mir im Bett liegt, wenn ich morgens aufwache. Und ich bin dankbar, dass selbst noch Jahrzehnte später einer von uns sich hin und wieder morgens zum anderen auf die Bettseite rollt und fragt: ‚Was kann ich tun, um dir den Tag zu verschönern?’ Diese Frage zu stellen und sie gestellt zu bekommen, das ist, warum es sich lohnt, morgens aufzuwachen.“

Gerhard Lenz für  Gott in Berlin