„Ey Alter…“

„Ey Alter, was geht?“ höre ich es laut. Ich laufe gerade durch den Park, der am Ende unserer Straße beginnt, als ich Zeuge eines kurzen Gesprächs werde. Ein paar junge Leute sitzen auf einer Bank ein weiterer kommt dazu: „Ey Alter, was geht?““Ja, man, Alter, alles klar!“

Kommunikation Männer

Es klingt vielleicht nach Vorurteil, aber irgendwie ist es klar, dass es sich bei den jungen Leuten um Männer handelt. Männer und Frauen haben – das ist zumindest meine Erfahrung – eine andere Art der Kommunikation (und eben auch der Begrüßung).

Ich plakatiere mal: Wenn zwei Männer sich treffen, dann könnte ein Dialog nach einer Begrüßung wie oben vielleicht so aussehen: „Alter, du siehst aber Scheiße aus! Was‘ los?“ „Ey, totaler Mist gerade…“ „Oh man, shit. Komm, lass nen Bier trinken…“ (Nicht aufregen, Jungs, ist nicht böse gemeint.)

Kommunikation Frauen

Kommunikation bei Frauen ist – auch plakatiert – anders. „Du siehst aber gar nich gut aus!“ „Ja, mir geht es auch gerade nicht besonders!“ „Komm, lass uns einen Kaffee trinken gehen!“ Der Unterschied liegt nicht nur in der Art des Getränkes, sondern auch an der Menge und dessen, was dann nebenbei geschieht.

Unterschied

Wir Männer meinen eher, wenn wir sagen, wir würden ein Bier trinken, dass wir gerne ein Bier nach dem anderen trinken. Frauen meinen eher, wenn sie sagen, wir würden einen Kaffee trinken, dass sie gerne einen Kaffee trinken würden. Bei uns Männern geht es dann eher ums Bier, bei den Frauen eher um das Gespräch neben dem Kaffee. (Meine Theorie ist übrigens, dass manche Cafés deswegen so überteuerten Kaffee anbieten, weil sie sonst Pleite gehen würden, da so viele Frauen einen Kaffee trinken, aber den ganzen Nachmittag im Café verbringen – aber das nur am Rande).

Was tut der Seele gut?

In der FAZ stand einmal vor Jahren ein Artikel mit der Überschrift: „Männer wollen Lösungen, Frauen wollen reden!“ Warum reden Frauen miteinander? Weil es ihnen gut tut. Warum sollten wir Männer auch lernen, das zu tun? Weil es uns auch gut täte! Über Dinge zu sprechen, das tut der Seele gut – man lässt ungute Gefühle, Bad Vibration, Aggressionen, Frust, Angst abfließen. Es geht einem nach einem Gespräch oft besser.

Reden mit Gott

Wenn ich mit Gott rede, dann ist das genau so – aber noch viel mehr. Natürlich verbietet Gott mir nicht, wie ein typischer Mann mit ihm zu sprechen. Aber Gott würde eher einen Kaffee mit mir trinken gehen, damit wir wirklich ins Gespräch kommen, als ein Bier, das ich dann um des Bieres Willen trinke. Gott nimmt sich die Zeit, Gott hört zu – und Gott reagiert.

Gott hört zu

Gott ist dann doch irgendwie beides, Mann und Frau. Er möchte reden mit uns, aber ihm sind auch Lösungen wichtig: Keine billigen Sprüche („Das wird schon wieder..:“), keine einfachen Tips („Nun reiß dich doch mal zusammen und versuche aus der Situation das Beste raus zu holen…“), keine pauschalen Lösungen („So, jetzt gebt ihr euch alle bitte die Hand und vertragt euch. Dann bekommt jeder noch einen Lolli und dann ist alles wieder gut!“) – Gott hört wirklich zu. Bei Gott kann ich wirklich Dinge wie Frust oder Ärger abladen. Und Gott schaut wirklich nach Lösungen.

Jakobus schreibt in seinem Brief sehr deutlich, dass sich seine Leser zwar nach Frieden sehnen, aber im Streit leben, dass Neid sie zerfrisst, sie sich das Leben gegenseitig schwer machen – und dass sie nicht erleben, dass sich irgendetwas oder irgendwer ändert, weil sie nicht mit Gott darüber sprechen.

Verabredung

Wenn ich erleben möchte, dass Gott mir zuhört, dass er meine Seele entlastet, dass er eingreift in mein Leben – wenn ich erleben möchte, dass Gott Veränderung schafft, mir Frieden ins Herz gibt, mich von Schuld befreit, mich in seine Arme nimmt und tröstet, sich mit mir freut und mit mir weint, Lösungen anbietet, neue Wege aufzeigt, krumme Wege begradigt und hilft, Vergangenes hinter mir zu lassen und vorne neue Perspektiven zu entdecken, dann muss ich mich mit ihm zum Kaffee verabreden und nicht zu einem Bierchen.

Und vielleicht erlebe ich auch als Mann dann das Geheimnis, das darin steckt, dass Frauen einen ganzen Nachmittag mit einer Freundin und einem Kaffee verbringen können – und am nächsten Morgen keinen Kater haben.

Nimm dir Zeit

Vielleicht hast du heute Zeit, einen Spaziergang zu machen oder dich in ein ruhiges Zimmer zurück zu ziehen. Es tut deiner Seele gut, dir Zeit für ein Gespräch mit Gott zu nehmen, ganz gleich, ob du Mann oder Frau bist.

Sei gesegnet!

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Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de