schön verpackte Weihnachtsgeschenke mit Tannenzweig und Weihnachtskugel

Geschenke

Ist es schlimm, wenn ich zugebe, dass ich Geschenke liebe? Vielleicht erwartest du jetzt, dass ich gegen den Kommerz-Rummel wettere und zu Aktionen, wie „Brot für die Welt“ aufrufe. Hilfsaktionen sind wichtig – und ja, natürlich unterstütze ich sie auch. Aber ich würde lügen, wenn ich sagte, ich würde Geschenke nicht lieben. 

Zugegeben, Geschenke können manchmal auch ganz schön Stress verursachen. Natürlich vor dem Schenken, wenn man sich Gedanken macht, was man wem schenkt. Und dann natürlich beim Schenken, weil die Angst mitschwingt, ob man das Richtige besorgt hat und auch, ob es denn „angemessen“ ist. Dieser Geschenke-Stress treibt manchmal jedoch auch seltsame Blüten, gerade, wenn es um die „gleichberechtigte Wertigkeit“ von Geschenken geht. 

In meiner Familie war es ewig Tradition, dass jeder jedem zu jedem Anlass einen Briefumschlag mit exakt 50.- DM schenkt. Eigentlich hätte man die Briefumschläge einfach in eine Schublade legen können, um sie bei nächster Gelegenheit wieder auszutauschen. Ich war immer Außenseiter, weil ich diese Aktion echt dumm fand und mich nie daran beteiligte (deswegen natürlich auch von den wenigen Familienmitgliedern meinen obligatorischen Briefumschlag erhalten habe). 

Schenken und vergleichen

Schenken und vergleichen, das steckt leider irgendwie in unseren Köpfen fest. Was schenken wir denn Onkel Bernd? Hm – dann wird es in diesem Jahr eben wieder eine Krawatte. Und für Tante Bärbel kaufen wir dann wieder das gut riechende Parfum, dann kann sie es zu den anderen tun. Oder etwas, das wir gerne ein „Stehrumchen“ nennen – irgendetwas, das unsere eh schon vollen Wohnungen noch voller macht. Auch das produziert dann wieder Stress.

Denn, wenn ich ein „Stehrumchen“ geschenkt bekommen habe, dann muss das natürlich auch präsentiert werden, wenn der Schenker den Beschenkten irgendwann besuchen kommt. Aber immer will man den Kram ja auch nicht herumstehen und einstauben lassen. 

Das Schenken an sich hat ja eine sehr lange Tradition. Die Sterndeuter oder Magier, die das Jesuskind in der Krippe besuchten, brachten auch Geschenke mit. Keine Krawatten und kein Parfum – und ein „Stehrumchen“ passte nun auch nicht in die Lebenssituation von Jesus. Es waren wahre Reichtümer, die die Männer in ihren Taschen hatten. 

Keine Erwartung

Und sie erwarteten nichts im Gegenzug zurück. Sie hätten ja nicht gedacht, dass sie Gott finden würden, als sie dem Stern folgten. Doch den fanden sie. Gott wurde Mensch und kam als das kleine, verletzliche Baby zur Welt. Jetzt hätten die Sterndeuter ihre Geschenke ja einfach in den Rucksäcken lassen können. Hätte ja niemand gemerkt. Aber sie erkannten, dass dieses Baby der Retter war, der Messias, der Immanuel (das heißt „Gott mit uns“). Und sie schenkten voller Freude.

Und das bedeutet schenken ja eigentlich. Jemandem eine Freude machen und sich selbst darüber freuen. Gott hat uns in Jesus ein Geschenk gemacht, dass wir auch nicht „zurückzahlen“ könnten, selbst, wenn wir es versuchen würden. Darum ging es Gott ja auch nicht. Er hat geschenkt, weil er liebt. Und Gott schenkt gerne.

Ist Schenken Stress?

Ist Schenken also Stress, dann ist hier grundsätzlich etwas falsch. Wäge ich Geschenke ab, dann habe ich etwas völlig falsch verstanden. Paulus schreibt in einem seiner Briefe einen Satz, der sich zwar auf Gaben an die Gemeinde bezieht, aber dennoch passt, denn sie sind ja auch ein Geschenk. Er schreibt: „So soll jeder für sich selbst entscheiden, wie viel er geben will, und zwar freiwillig und nicht aus Pflichtgefühl. Denn Gott liebt den, der fröhlich gibt“ (2. Korinther 9, 7). 

Mir ist es wichtiger geworden, auf mein Herz zu hören als auf meine Angst, was wohl Onkel Bernd oder Tante Bärbel sagen. Wenn ich etwas sehe, von dem mein Herz sagt, es würde jemandem Bestimmten eine Freude machen, dann kaufe ich es gerne (und schaue nicht auf den Wert, solange ich es mir leisten kann) und schenke es. 

Natürlich gibt es auch in meinem Leben immer noch ein paar „Pflicht-Geschenke“ – aber ich bin ja (hoffentlich) noch nicht am Ende meiner Reise mit Gott. Aber zu schenken, was man wirklich schenken will, und zwar an den (oder die) man es wirklich schenken möchte, ohne zu vergleichen – macht das Schenken wieder zu einer wahren Freude und mein Leben entspannter.

Ach ja … Geschenke bekommen tu ich natürlich auch gerne. Du etwa nicht?

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de