Buntes Herz

Freier Wille

Im Religionsunterricht in der 6. Klasse schauten wir uns den Film „Bruce Allmächtig“ an. Vorangegangen war eine Einheit über den freien Willen des Menschen. Meine Kids haben erkannt, dass Gott bei vielem, was auf der Erde schiefläuft, wenig Chancen hat, sie zum Guten zu wenden, weil er ansonsten in unseren freien Willen eingreifen müsste. 

Zuerst sind die Schüler ganz fasziniert von dem Gedanken. Wäre es nicht großartig, Kriege zu beenden, bevor sie angefangen haben, indem Gott in das Gehirn von Diktatoren und Kriegstreibern eingreifen würde? Oder, wenn Papa und Mama sich streiten? Wenn Gott da einen Schalter im Gehirn umstellen würde – von Streit auf Liebe – dann hätten so manche der Kinder eine bessere Zeit zu Hause. 

Aber schnell kamen die Schüler zu dem Punkt, dass es gut ist, dass Gott uns nicht wie Marionetten hält, denn er müsste dann auch eingreifen, wenn sie heimlich „zocken“, unter der Bettdecke lesen oder bei einer Arbeit abschreiben.

Nun schauen wir den wirklich lustigen Film, in dem Jim Carrey als Bruce für ein paar Tage mit der Macht und Kraft Gottes ausgestattet wird, nachdem er gemeint hatte, er könne alles besser machen als der Herr. Aber selbstverständlich lässt er sich weiterhin von seinem Ego leiten und selbstverständlich produziert er eine Menge Chaos mit seiner Kraft. 

Eine Szene fällt den Kindern besonders auf. Bruce versucht die Liebe zu seiner Ex-Freundin zurückzugewinnen. Wenn es auch geklappt hat, große und kleine Wunder zu tun, hier stößt er an seine Grenzen, denn es wäre ein Eingriff in ihren freien Willen. Er streckt seine Arme aus und flüstert immer wieder: „Liebe mich, liebe mich!“ Aber nichts geschieht.

Was ihm bleibt, ist, um seine große Liebe zu werben. Er macht ihr Geschenke, signalisiert ihr, dass sie ihm unendlich wichtig ist. Aber es ist und bleibt ihre Entscheidung. 

Unsere Entscheidung

Nach dem Film meinte einer meiner Schüler: „Das ist ja fast so, wie bei Gott. Der sehnt sich auch danach, dass wir Ja zu ihm sagen. Der tut auch alles, was in seiner Macht steht – aber es ist und bleibt unsere Entscheidung.“  Genauso ist es – und nach diesem Film kann man es ein wenig spüren, wie Gott sich fühlen muss, wenn Menschen ihm trotzdem den Rücken zukehren. 

Der Evangelist Johannes schreibt: „Seht doch, wie sehr uns der Vater geliebt hat! Seine Liebe ist so groß, dass er uns seine Kinder nennt“ (1 Johannes 3, 1 HfA). Gottes Liebe ist so groß, dass er uns seine Kinder nennt – aber es ist unsere Entscheidung, ob wir es sein wollen. Wir haben einen eigenen, freien Willen und können entscheiden, ob wir in dieser Liebe von Gott leben oder nicht. 

Ebenso wie Bruce streckt sich Gott nach uns aus. Vielleicht flüstert er dabei nicht die Worte von Bruce: „Liebe mich, liebe mich!“ – aber auf dem Herzen hat er sie. Und der Fakt bleibt. Gott kann uns nicht zwingen, ihn zu lieben.

Ich kann dich nicht zwingen, mich zu lieben!

Adrian Plass hat ein bewegendes Gedicht dazu geschrieben: „Ich kann dich nicht zwingen, mich zu lieben“. Dort schreibt er unter anderem: 

Ich kann ein Vater sein, ein Bruder, Hirte, Freund.
Der Fels, die Tür, das Licht, der Schöpfer, Menschensohn
Immanuel, Erlöser, Geist, der Erste und Letzte, Löwe oder Lamm.
Ich kann der Meister sein, der Herr, der Weg, die Wahrheit, das Leben
Brot oder Bräutigam, Sohn Gottes, Ich bin, Jahwe,
Retter, Richter, Grundstein, Weinstock
König der Könige, Befreier, Morgenstern
Alpha und Omega, Jesus, Rabbi, Zimmermann oder Morgentau, 
Knecht, Lehrer, Opfer, Blume in Scharon
Ich kann mich – habe mich- für Dich kreuzigen lassen.
Aber ich kann Dich nicht zwingen, mich zu lieben.
Kann Dich nicht zwingen, mich zu lieben Kann Dich nicht zwingen, mich zu lieben.
Ich kann Dich nicht, werde Dich nicht, kann Dich nicht zwingen, mich zu lieben. 

Gottes Liebe gilt. Seine Hand ist ausgestreckt, sein Vaterherz offen. Wie der Film „Bruce Allmächtig“ ausgeht, wird hier nicht verraten. Wie deine Geschichte mit Gott ausgeht, hast du selbst in der Hand. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de