Ferrari - weinrot

Objekt der Begierde

Wenn es Streit zwischen unseren Kindern gibt, dann geht es meist darum, dass einer auf den anderen neidisch ist. Gestern war wieder solch eine Situation: Wir besuchten ein „Lost Place“, die verlassenen Heilstätten Grabowsee. Wir schlenderten durch halb verfallene Häuser, besuchten die Fotoausstellung ebenso, wie die Räume, in denen Künstler ihre Installationen präsentierten. Neben der alten Kapelle direkt am See machten wir Pause. 

Dort hatte der Verein, der das Gelände verwaltet, eine Holzhütte gebaut, in der mehrere unterschiedliche Stühle (vom faltbaren Campingstuhl bis hin zu einem Chef-Sessel) standen. Erst zeigten die Kinder kein Interesse an ihnen, wollten lieber mit einem Snack in der Hand am Ufer spielen. Dann aber setzte sich eines unserer Kinder eben genau auf den (einen, einzigen) Chef-Sessel – sehr zum Unmut des anderen Kindes. 

Sofort begann eine lautstarke Argumentation, die wohl eskaliert wäre, wären wir als Eltern nicht dazwischen gegangen. Der Fall war glasklar: Ein Kind hatte den schönsten Stuhl ergattert. Eben noch völlig unbeachtet war er nun das Objekt der Begierde. Kein anderer Stuhl war mehr gut genug. Es musste genau dieser eine sein. 

So ist das im Leben oft – und darauf bauen ja Konzerne mit ihrer Werbung: Eigentlich sind wir ja ganz glücklich und zufrieden. Die Werbung versucht uns dann aber zu suggerieren, dass wir dies oder das eigentlich unbedingt haben müssen im Leben. Wenn das schon nicht reicht, unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, dann spätestens der Fakt, dass jemand, den wir kennen, das vermeintliche Objekt der Begierde hat.

Das kann alles Mögliche sein, die wahnsinnig teure Küchenmaschine ebenso wie das neue Auto, das Haus mit Grundstück (oder die Größe eines Grundstückes), die Wahl des Urlaubsortes oder die Wahl der Unterkunft dort – oder allein in derselben Unterkunft die Auswahl des Zimmers. Bei Jüngeren sind es vielleicht die Sneaker, die Firma des Pullis oder heutzutage die Wahl des Stiftes zum Schreiben in der Schule. Wir schauen auf andere und vergleichen.

Zufriedenheit schlägt in Unbehagen um

Ganz schnell schlägt die Zufriedenheit in Unbehagen oder sogar Neid um. Verrückt, oder? Funktioniert aber immer und immer wieder im Leben der Menschen und ist kein neues Problem. Paulus schreibt an die Galater: „Wieso gibt es denn bei euch so viel Kämpfe und Streitigkeiten? Kommt nicht alles daher, dass in euch die Leidenschaften und Triebe um die Vorherrschaft kämpfen? Ihr wollt alles haben und werdet nichts bekommen. Ihr seid voller Neid und tödlichem Hass; doch gewinnen werdet ihr dadurch nichts. Eure Streitigkeiten und Kämpfe nützen euch gar nichts“ (Galater 4, 1-2 HfA). 

Wir wissen das, dennoch bohrt da irgendetwas in der Seele, wenn gerade jemand, den wir nicht leiden können etwas hat, was wir nicht haben. Immer wieder vergleichen wir.

Hör auf, dich mit anderen zu vergleichen!

Denn das macht dich nur unglücklich. Gott hat wenig Interesse an der Befriedigung weltlicher Bedürfnisse, Gott möchte, dass du glücklich wirst! Gott sind ein Einfamilienhaus, der Ferrari vor der Tür oder der Urlaub auf den Seychellen ziemlich egal, denn sie sind kein Garant dafür, dass wir ein erfülltes Leben leben. Aber genau darum geht es Gott – aus unserem Leben das bestmögliche herauszuholen. Deshalb schreibt Paulus nur einige Zeilen später ziemlich deutlich und ziemlich hart: „Ihr Treulosen! Ist euch denn nicht klar, dass Freundschaft mit der Welt zugleich Feindschaft gegen Gott bedeutet? Wer also ein Freund dieser Welt sein will, der wird zum Feind Gottes“ (Galater 4, 4 HfA). 

Gott hat absolut nichts gegen Reichtum, Ruhm und Ehre. Aber wenn sie mein Lebensziel sind, weil ich denke, dass ich in ihnen mein Glück finde, dann wende ich Gott den Rücken zu. Es gibt viele, die wenig haben aber sehr glücklich sind, ebenso wie es viele gibt, die viel haben und trotzdem unglücklich sind (umgekehrt natürlich auch).

Wenn du immer nach rechts und links schaust und dich mit anderen vergleichst, dann brennst du aus. Es wird dich unglücklich machen, denn es wird immer jemanden geben, der mehr hat, besser aussieht, sportlicher ist, geschickter reden kann, die Karriereleiter eine Stufe höher geklettert ist, dessen Rasen besser wächst, dessen Kinder sich angeblich besser benehmen und so weiter. Hör auf, dich mit anderen zu vergleichen!

Wenn du auf die Welt schaust, dann schaust du weg von Gott. Wenn du auf Gott schaust, dann kann Gott dir zeigen, was dich wirklich glücklich macht. Das mag für den einen oder anderen ein Ferrari sein (für manchen sogar ein Ferrarÿ), für jemanden anderes aber der ärmlich anmutende Wohnwagen, mit dem er durch die Welt zieht.

Lass ab von allen Vergleichen, schau nicht darauf, was andere haben oder sind. Schau darauf, wie einzigartig und wertvoll dich Gott erschaffen hat und dass das, was er geben kann viel wertvoller ist, als aller Reichtum, alle Macht und aller Ruhm dieser Welt!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de