Wie Jessica der häuslichen Gewalt entkam

Jessica führte ein Leben, das von Angst geprägt war. Ihre Eltern trennten sich, als sie noch ein kleines Kind war. Ihre Mutter brachte immer wieder Männer nach Hause, die Alkohol und Drogen konsumierten und zu Gewalttätigkeiten neigten. So kam sie mit 13 in ein Heim, schwänzte die Schule und machte mit Drogen Bekanntschaft, bis sie mit 15 ihr erstes Kind bekam. In einer Mutter-Kind-Schule lernte sie, ihr Leben in den Griff zu bekommen.

 

Ich dachte, er bringt mich um

Mit 17 Jahren hatte Jessica dann einen Mann kennengelernt, dessen Anziehungskraft sie faszinierte, obwohl einige Alarmglocken in ihr sie warnten. Er überhäufte sie mit Geschenken und schien ein absoluter Gentleman zu sein. Er gab ihr das Gefühl, wertvoll und kostbar zu sein.

„Ich dachte, er bringt mich um“

Mehrtägiges Martyrium

Doch dann wurde sie zum ersten Mal von ihm geschlagen, nahm das aber hin, da sie auch von ihrer Mutter oft geschlagen worden war. Mit der Zeit wurde ihr Partner immer gewalttätiger. Sie brachte aber drei Jahre lang nicht die Kraft auf, sich von ihm zu trennen. Schließlich erlebte sie ein mehrtägiges Martyrium, bei dem sie um ihr Leben fürchtete und schwere Prellungen und Verbrennungen erlitt. In einem Traum hörte sie jemanden ihren Namen rufen und wachte davon auf. Es dauerte einen Moment, bis sie realisierte, dass nur die Flucht eine Chance auf ein Leben ohne Gewalt, Demütigung und Vergewaltigungen bot. Sie floh zu ihrer Schwiegermutter, die ihr zur Seite stand und die Polizei rief.

Gemeindetreffen

Mehr als eineinhalb Jahre war sie so traumatisiert, dass sie trotz Therapie und Antidepressiva gar nicht mehr lebensfähig war. Eines Tages lud ihr Vater sie zu einem Treffen in einer Gemeinde ein. Bei der Predigt des Pastors hatte sie das Gefühl, dass er sie genau kennen würde. Er rief alle, die ein gebrochenes Herz hätten, dazu auf, nach vorne zu kommen.

Versteinertes Herz

Sie folgt mit einigen anderen dieser Einladung: »Als der Pastor bei mir ankam, betete er etwas, das ich nicht verstand, und auf einmal durchdrang mich etwas mit einer Wucht, die mein hartes versteinertes Herz ganz warm und fühlend werden ließ. Ich begann zu weinen. Und ich weinte und spürte, wie Gott mich hielt, so dass ich alles rausweinen konnte. Als ich fertig war, spürte ich in mir etwas Neues, dass ich wusste, alles wird gut.«

Von Groll und Bitterkeit geheilt

Sie spürte, dass sie nur von ihrem Groll, ihrer Bitterkeit und ihrem Hass geheilt würde, wenn sie vergeben würde. Ein Buch („Tu dir selbst einen Gefallen – vergib“) half ihr dabei, diesen Schritt zu gehen: Als sie es zu Ende gelesen hatte, spürte sie, dass sie ihrem Peiniger vergeben sollte. Danach hörten die Symptome ihrer posttraumatischen Belastungsstörung wie Albträume und Panikattacken nach und nach auf.

Vertrauen zu Gott

Inzwischen ist sie glücklich verheiratet. Sie hat gelernt, Gott zu vertrauen und die Bibel personalisiert zu lesen. Die Erfahrung, dass Gott sie bedingungslos liebt, hat ihr Leben stabilisiert und trägt sie jetzt auch durch schwierige Phasen durch. Und das möchte Jessica anderen Menschen weitergeben.

Erfahrungen

Sie hat ein Buch über ihre Erfahrungen geschrieben („Gottes Handschrift in meinem Leben – und was das mit dir zu tun hat“) eine Ausbildung zur individual-psychologische-Systemberaterin gemacht,  Theologie studiert und das christliche online Beratungszentrum COBZ gegründet, das besonders Frauen auf ihrem Weg zu emotionaler Stabilität und geistlichem Wachstum unterstützen will.

Auch auf Facebook ist Jessica aktiv: https://www.facebook.com/groups/210398206438700/

Auf der ERF-Seite „Mensch Gott“ erzählt sie, wie sie Gewalt in ihrer Beziehung erlebt hat und von ihrem Trauma geheilt wurde: https://www.youtube.com/watch?v=8H2e05ewS40

Gerhard Lenz für GottinGerlin.