Person lehnt betend an einer Mauer

Zu wem spricht Gott?

 
Für viele Jahre dachte ich, Gott würde nur zu auserwählten Menschen – wie Pastoren – sprechen. Ansonsten gäbe es ja die Bibel, in denen man  allgemeine Regeln und Wahrheiten Gottes finden könne. Sicherlich spricht Gott zu ausgewählten Personen, das hat er schon immer getan, bei Noah, bei Mose, bei den Propheten. Und es stimmt auch, dass ich Wahrheiten, moralische Standards und auch Wegweiser in der Bibel finde. Die sind aber wirklich eher allgemeiner Art.
 
Wenn ich lese, ich solle nicht lügen, nicht stehlen, dann sind das Regeln von Gott, die ich befolgen sollte. Wenn ich lese, dass Gott mich liebt und ich in seinen Augen wertvoll bin, dann ist das absolut wahr. Die Bibel sagt aber auch: „Wer Gott zum Vater hat, der hört auf das, was Gott sagt. Ihr aber habt Gott nicht zum Vater, und deshalb hört ihr auch seine Worte nicht“ (Johannes 8, 47 HfA). Für mich bedeutete das Wort eine Art Anweisung. Wenn ich zu Gott dem Vater gehöre, dann höre ich auf Gott in dem Sinne, dass ich mir Mühe gebe, das zu tun, was die Bibel sagt (eben, indem ich die ethischen und moralischen Standards nach besten Kräften umsetze).
 
Aber hören bedeutet nicht nur „gehorchen“, sondern eben auch „hören“. Wer auf das hört, was Gott sagt, der muss das, was Gott sagt, eben auch hören.  Die Bibel ist voll von Berichten, wie Gott zu seinem Volk spricht. Er hat ein Interesse daran und sehnt sich danach, dass auch wir ihn hören, wenn er spricht: „Rufe mich an, so will ich dir antworten und will dir kundtun große und unfassbare Dinge, von denen du nichts weißt„, (Jeremia 33, 3 HfA) lautet eines von Gottes Versprechen.
 

Gott sehnt sich nach dem Menschen

Wir sind Kinder eines Gottes, der sich danach sehnt, dass wir mit ihm sprechen und auch hören, wenn er zu uns spricht. Er tut dies auf verschiedenen Wegen. Er nutzt die Bibel, die wie ein Liebesbrief an uns ist. Aber er spricht auch direkt zu uns durch seinen Geist. Die Bibel sagt, dass Gottes Geist in denen lebt, die Jesus als Herrn angenommen haben. Paulus schreibt an die Gemeinde von Korinth: „Erkennt ihr denn nicht, dass ihr der Tempel Gottes seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1 Korinther 3, 16 NLB).
 
Wichtig ist, dass wir Gottes Geist Raum geben in unserem Leben, dass wir ihn bewusst einladen zu uns zu sprechen. Er würde sich nie gegen unseren Unwillen durchsetzen. Er würde nie sagen: „Wenn ich rede, dann höre gefälligst zu!“
 
Gottes Geist würde uns auch nie anbrüllen, nie den Lärm des Alltags zu übertönen versuchen. Er ist wie ein Gentleman, der sich dezent zu Wort meldet und wartet, bis wir ihn sprechen lassen. Auf der einen Seite finde ich das manchmal schade, denn es gibt eine Reihe Situationen in meinem Leben, in denen würde ich mir wünschen, dass Gott laut „Stopp!“ ruft oder: „Los jetzt, Hintern hoch!“
 
Auf der anderen Seite genieße ich Zweisamkeit mit einem lieben Menschen ja auch lieber in einer schönen, angenehmen Atmosphäre, in der wir uns nicht anbrüllen müssen. Solche Momente mit Gott, in denen ich ihm eine passende Atmosphäre schaffe (oder eher mir), in denen ich den Lärm der Welt vor der Tür lasse und es schaffe, mein Herz zu öffnen sind sehr wertvoll, denn ich lerne Gott besser kennen und seine Stimme von anderen Einflüssen zu unterscheiden.
 
Ich lerne Gottes Stimme zu hören, was es mir dann leichter macht, auf Gottes Stimme zu hören. Heute glaube ich immer noch, dass es gut, richtig und wichtig ist, dass Gott zu Einzelnen, wie Pastoren, besonders redet und ihnen damit eine besondere Verantwortung gibt. Ich weiß aber auch, dass er ganz persönlich zu uns, zu mir und zu dir sprechen möchte – und sich danach sehnt, dass wir seine Stimme kennen.
 
Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de