halber Wecker

Gefühle

An dritter Stelle nennt Australierin Bronnie Ware in ihrem Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“: „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.“ Besonders viele über 80-Jährige würden selten oder nie über Gefühle zu sprechen. Sie hätten gelernt, sie zu verbergen. 

Oft sind es schreckliche Erlebnisse, wie der Krieg oder die Zeit unmittelbar nach dem Krieg, die mit dem Einmarsch der russischen Armee begann. Menschen schweigen oft, wenn sie verletzt wurden, aber oft zeigten sie auch Stolz, Zuneigung oder Freude nicht. 
 

Sprüche

Wir kennen alle die Sprüche: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ – so habe ich es oft in meiner Jugend schon gehört oder: „Ein Junge weint doch nicht!“ Einer der dümmsten Sprüche lautet: „Bist du heiratest, ist alles wieder in Ordnung“ – denn, was ist, wenn der Mensch sich entscheidet, nicht zu heiraten?
 

Sind Gefühle etwas Persönliches?

Gefühle sind etwas Persönliches so meint man, deswegen verbirgt man sie. Viele der Sterbenden, die Bronnie Ware begleitete, hatten vor allem um der Harmonie willen ihre Gefühle nicht geäußert.  Dabei sind Gefühle etwas, das Gott uns nicht als Zufallsprodukt geschenkt hat oder unnötiges Beiwerk. 
 
Nun sind Gefühle nicht das überwältigende Thema in der Bibel, aber sie werden erwähnt. So schreibt der weise Salomo: „Weinen hat seine Zeit wie auch das Lachen. Klagen hat seine Zeit wie auch das Tanzen“ (Prediger 3, 4 NLB). Es gibt Zeiten, in denen wir fröhlich sind und Zeiten, in denen wir zu klagen haben.
 
Und jeder Psychologe wird bestätigen, dass es ungesund ist, wenn wir versuchen, unsere Gefühle zu unterdrücken. König David hat in vielen seiner Lieder (Psalmen) seine Gefühle ausgedrückt: Freude, Trauer, Angst und seelische Not. Über Jesus heißt es, er hätte geweint (zum Beispiel Johannes 11, 35).
 

Emotionen

Warum meinen wir also, wir müssten  unsere Emotionen verbergen? Vielleicht wollen wir anderen nicht zur Last fallen, indem wir sie mit unseren Gefühlen zuschütten. Vielleicht ist uns das eine oder andere auch peinlich (eine meiner Lieblingsstellen ist übrigens, wie König David vor Freude nur mit einem Lendenschurz so begeistert um die Bundeslade tanzt, dass sich seine Frau Michal deswegen schämt – siehe 2. Samuel 6). 
 
Dennoch hat Gott uns unsere Gefühle nicht sinnlos gegeben. Freude ist dazu da, dass wir uns an etwas und unserem Leben freuen, und Trauer, damit wir einen Verlust verarbeiten können. Vor allem vor Gott macht es einfach keinen Sinn, wenn ich eine Maske aufsetze und ihm etwas vorspiele, denn er hat mir meine Gefühle geschenkt. 
 
Wenn ich meine Emotionen immer unterdrücke, verstecke, versuche zu kontrollieren, dann enttäusche ich manchen Menschen, denn der kennt dann nur meine Maske. Zum anderen können Gefühle dann auch leicht außer Kontrolle geraten. Wenn ich einen Fluss versuche zu stoppen oder seinen Lauf verändere, dann hat das Folgen. Es kann an der einen Stelle Überschwemmungen geben, an einer anderen trocknet alles aus. Und so ist das mit unseren Gefühlen auch. 

 

Sei ehrlich

Sei ehrlich zu dir und zu Gott. Sprich mit ihm über deine Gefühle und lass sie auch vor ihm heraus. Gott hat sie dir geschenkt. Er kann sowohl damit umgehen, wenn du nur mit einem Lendenschurz bekleidet vor Freude tanzt, als auch, wenn du traurig bist und weinst. 
 
Und fang an, ehrlich zu deiner Umwelt zu sein. Letztendlich tust du dir nichts Gutes, wenn du deine Gefühle nicht zeigst.
 
Jetzt geht gerade die Sonne auf – und in mir steigt eine Freude darüber auf. Die will ich heute mit meiner Umwelt, meinen Mitmenschen teilen. Und du? Wie geht es dir?
 
Sei gesegnet!
 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de