Spiegelbild Kirche

Keine Zeit

Es gab immer mal Zeiten, in denen ich ein schlechtes Gewissen Gott gegenüber hatte. Ich spreche dabei nicht von den vielen Jahren, in denen ich mit ihm nichts zu tun haben wollte, also von der Zeit, bevor ich Christ wurde. Ich rede eher von meinem Alltag, in dem ich für Gott keine Zeit hatte. Und dann stehe ich plötzlich vor einem Problem, dann macht mir irgendetwas Sorgen, dann habe ich wieder einmal etwas verbockt und weiß ganz genau: Wenn dir jetzt jemand helfen kann, dann ist das Gott. Aber ich kann mich doch nicht schon wieder bei ihm melden, weil ich etwas will, oder?

Das tue ich doch so oft. Geht es mir gut, habe ich keine Zeit für Gott, habe ich ein Problem, dann denke ich plötzlich wieder an ihn. Wenn ich Gott wäre, ich wäre manchmal ganz schön genervt von mir selber. Gut, dass Gott anders ist, als ich.

Große Freude

Wir haben liebe Freunde in den USA, die wir gerne besuchen. Wenn wir uns auf den weiten Weg zu ihnen gemacht haben, dann gibt es zwei Dinge, die mein Herz zum Überkochen bringen. Das erste ist der Moment, wenn wir den Flughafen verlassen und die warme Luft uns entgegenweht.

Das Zweite geht noch viel tiefer, nämlich, wenn wir unsere Freunde nach langer Zeit wiedersehen und uns in die Arme schließen. Es ist immer ein unbeschreiblicher Moment. Und irgendwann wurde mir klar: So empfindet Gott, wenn wir zu ihm kommen – egal, wie lange es her ist – und mit ihm reden.

Sehnsucht

„So muss der Herr darauf warten, dass ihr zu ihm kommt, damit er euch seine Liebe und sein Erbarmen zeigen kann“, so heißt es im Buch Jesaja 30, 18 (NLT). Das kann ich kaum verstehen. Gott macht uns keine Vorwürfe, wenn wir uns eine Weile nicht gemeldet haben. Er wartet darauf, um uns seine Liebe und sein Erbarmen zeigen zu können.

Das ist sein Charakter. Er sagt nicht: „Du kommst immer nur an, wenn du Probleme hast!“, er sagt: „Ich freue mich, dass du dich meldest!“ Das kann ich kaum verstehen. Wenn wir Zeit mit ihm verbringen, wenn wir mit ihm reden, dann ist das so, als würden wir unsere Freunde nach langer Zeit wieder in die Arme schließen. Dann ist die Freude groß.

Kommunikation

Aber – und auch das muss erwähnt sein – Gott hat Sehnsucht danach, dass wir Zeit mit ihm verbringen. In meiner Familie empfinde ich die Zeiten am schlimmsten, wenn wir nicht miteinander reden. Wenn ich sehe, dass eines meiner Kinder nach Hause kommt und ich genau merke, dass etwas nicht stimmt, es aber in seinem Zimmer verschwindet und mir nichts erzählt, dann leide ich mit.

Oder wenn die Zeit gerade sehr stressig ist und meine Frau und ich eine Weile nicht dazu kommen, uns auszutauschen. Das sind Zeiten, die nicht schön sind. Schweigen kann sehr belasten. Ja, manche nutzen das Schweigen sogar als Strafe anderen gegenüber. Und ich finde, dass das eine ganz furchtbare Strafe ist.

Gott hat immer Zeit

Bei unseren Freunden in den USA macht die Zeitverschiebung es manchmal schwer, dass wir im Alltag zueinander kommen, um zu sprechen. Bei Gott ist das anders. Er ist 24/7 online, hat immer Zeit, hat immer ein offenes Ohr.

Gott hat uns Menschen erschaffen, um Gemeinschaft zu haben. Er hat uns als Gemeinschaftswesen erschaffen: Es tut uns gut, wenn wir Gemeinschaft haben, es tut uns gut, wenn wir Zeit mit Gott verbringen, mit ihm sprechen, in seinem Wort lesen, in der Stille versuchen, auf sein Wort zu hören.

Gott sehnt sich danach, mit dir zu sprechen. Lass ihn nicht länger warten und stille seine Sehnsucht.

Sei gesegnet!

„Im Gebet sprechen wir zu Gott, um Wegweisung zu bekommen. In seinem Wort spricht Gott zu uns, um uns seine Gedanken und den richtigen Weg klarzumachen“ (Ernst-August Bremicker).

Jürgen Ferrary für GottinBerlin

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