Mann steht in der Abendsonne im Wasser

Katholische Kirche

Kurz vor den Sommerferien unternahm ich mit meinen Sechstklässlern einen kleinen Ausflug. Wir besuchten eine der – wie ich finde – interessantesten katholischen Kirchengebäude Berlins, die Rosenkranz-Basilika in Steglitz. Sie sieht innen aus, wie eine alte orthodoxe Kirche, mit unzähligen Bildern an Wänden und Decken. Als ein Kind eine Frage stellte, holte der Kaplan, der uns durch das Gebäude führte, weit aus.

Das Kirchengebäude macht absolut Eindruck. Wenn man durch das große Tor eintritt und den Lärm der Schlossstraße hinter sich lässt, ist man, wie in einer anderen Welt. Gedämpftes Licht, eine ganz eigene Akustik und eben ein kunstvoll gestalteter Raum in Form eines Kreuzes. 

Eine großartige Frage

Die Bilder an den Wänden und an der Decke erzählen die Geschichte von Jesus und der frühen Christenheit. Und genau darauf nahm der Kaplan Bezug, als ihn ein Kind fragte: „Warum muss eine Kirche eigentlich immer so prunkvoll und altbacken sein?“

Ich fand das eine großartige Frage. Nichts gegen das Gebäude oder die Kunst, aber berechtigt ist die Frage schon. Warum muss eine Kirche ein Gebäude wie aus einer anderen Welt sein?

Der wirklich sehr freundliche Kaplan holte weit aus. Er beschrieb den jüdischen Tempel in Rom und zeigte auf, dass Petrus, der die Kirche ja gegründet habe, in dieser jüdischen Tradition stand. Dabei zitierte er aus dem Matthäus-Evangelium, wo Jesus sagt: „Du bist Petrus. Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und selbst die Macht des Todes wird sie nicht besiegen können“ (Matthäus 16, 18 HfA). 

Petrus heißt übersetzt „Stein“ oder „Fels“. Dass Kirchen so aussehen würden, wäre also quasi in Stein gemeißelt. Ist das so?

Kirche ist mehr

Ich bin mir sicher, dass Gebäude, wie die Rosenkranz-Basilika manchen Menschen hilft, ihren Alltag hinter sich zu lassen, in eine andere Welt einzutauchen und sich so auf Jesus zu konzentrieren. Kirche ist aber mehr. Kirche ist kein Gebäude. 

Das Wort, das die Bibeln meist mit „Gemeinde“ übersetzen, heißt im Griechischen „ekklesia“ und bedeutet eigentlich „Versammlung“. Es ist ein Wort, das auch für Volksversammlungen im antiken Griechenland verwendet und dann später auf die Gemeinde von Jesus übertragen wurde. 

Kirche ist also da, wo Christen sich versammeln, um zu beten, Gott zu loben, im Glauben zu wachsen und Gemeinschaft zu haben. Deshalb hat Saulus auch keine Gebäude zerstört, als er die Christen verfolgte. Vielmehr heißt es: „Saulus aber setzte alles daran, die Gemeinde auszurotten. Er ließ die Häuser durchsuchen, Männer und Frauen fortschleppen und ins Gefängnis werfen“ (Apostelgeschichte 8, 3 HfA). 

Und Jesus sagt ja selber: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, bin ich in ihrer Mitte“ (Matthäus 18, 20 HfA).

Ich kann mich für eine alte Basilika ebenso begeistern, wie für ein Kino oder eine Halle, in der Christen zusammenkommen, um Gott zu loben und finde, man sollte nicht so viel Gewese um das Gebäude machen. Wichtig ist doch, dass wir Zeit mit Jesus verbringen – und das kann ich in der Rosenkranz-Basilika ebenso, wie in einer schlichten Kirche, einer modernen Halle oder einem Wohnzimmer.

Kirche ist eben mehr. Kirche, das bist du und ich. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de