Eine zweite Welt im Kofferraum?

„Wir leben so, als hätten wir noch eine zweite Welt im Kofferraum“, sagte eine bekannte amerikanische Schauspielerin. Rohstoffe sind vertan und nicht wieder herstellbar, Vorräte aufgebraucht. Ganze Landstriche verwüstet. Hunger und Armut in weiten Teilen der Erde. Reichtum und Wohlstand nur wenigen vorbehalten!

Raubbau und Ausbeutung

„Aber der Konsum muss doch gedeckt werden!“ empört sich die Wirtschaft. „Alles Lüge! Raubbau und Ausbeutung ist das!“, schreien die Umweltschützer und wollen das Problem mit der Wurzel ausreißen. – Eine Müllhalde ist unsere kostbare Erde geworden!

Was für ein Geschöpf ist das, dessen Spuren das schöne Gesicht des blauen Planeten zertreten haben? Muss er nicht krank sein, dieser Mensch, leer in seiner Seele? Sonst könnte er doch nicht ertragen, was er angerichtet hat. Und vor allem – nicht so weiterleben, als sei nichts geschehen!

Die Erde ist ihm anvertraut worden. Aber er hat das Geschenk nicht gewürdigt, die Verantwortung abgeworfen wie lästigen Ballast. Abgebrochen die Verbindung zum Schöpfergott, einen eigenen Thron aufgestellt und sich daraufgesetzt: „Ich“ sagt er, so dass es jeder hören kann. „Ich bin ich. An mich muss ich glauben!“ Dieses Ich sieht keinen anderen, weder die vor ihm waren, noch die nach ihm kommen. Ich verlangt alles für sich selbst, ist maßlos in seinem Anspruch und brutal in der Erfüllung seiner Wünsche. Ich will alles – und das sofort! Ich hat keine Zeit für die Zeit: Schnellkonsum, Fastfood, Instantcoffee, Überschallflugzeuge, schneller Sex, Partnerwechsel, Lebensabschnittsgefährte – ersetzen Waren, Wachstum – und vor allem Liebe.

Beliebigkeit

Was heißt da: „Bis das der Tod euch scheidet?“ Richtiger ist doch „So lange die Liebe hält“ oder „Falls ihr es eine Weile miteinander aushaltet“ – schließlich sind noch beliebig viele Ehen im Kofferraum …

Aber wer die Erde zertritt und die Seele zerstört, ist plötzlich allein. Da ist kein Gespräch mehr möglich. Da ist Nähe unerträglich. Da ist Geborgenheit ein Fremdwort.

Überwältigendes DU

Doch nur das Du übernimmt Verantwortung. Nur Du schiebt die Schulter unter die Last des anderen. Nur Du sieht, ob einer leidet. Du kann tragen und ertragen, möchte lieben und umsorgen. Du verzweifelt nicht, wenn Nöte kommen. Du ist immer der stärkste Partner.

„Du, Herr, bist Gott“, sagt der Mensch, der glaubt. „Von dir ist alles gekommen.“ „Du kennst das Herz aller Menschenkinder.“ „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“ Wer so lebt, setzt alles daran, um die Erde zu behüten. Wer so lebt, sucht den anderen mit dem Herzen und will ihm dienen. Wer so lebt, weiß, dass es keine Ersatzerde gibt, weder im Kofferraum noch sonst irgendwo. Aber eine neue Welt, eine Ewigkeit, auf die wir zugehen, in der alles von dem überwältigenden Du Gottes erfüllt ist.

Dr. Irmild Bärend für GottinBerlin