Silberne Krone

Akt von Demut

Es war ein großer Akt von Demut, als der damalige Bundeskanzler Willy Brandt im Dezember 1970 die polnische Stadt Warschau besuchte, um die Warschauer Verträge“ zu unterzeichnen und am Ehrenmahl für die Toten des Warschauer Ghettos unerwartet auf die Knie sank. Wie bei solchen Gelegenheiten üblich richtete Brandt erst einmal die Schleifen des Kranzes, der zuvor am Grab des Ghetto-Ehrenmals abgelegt worden war, trat dann ein paar Schritte zurück und sank in einer einzigen Bewegung – die Hände am Bauch gefaltet – auf die Knie.

Diese demütige Haltung wurde in der ganzen Welt beobachtet. 25 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war da kein großer deutscher Herrscher, sondern ein Mann, der sich kleinmachte und um Vergebung bat.

Es war ebenso ein Akt der Demut, als die Magier, Sterndeuter, Weise aus einem fremden Land am Stall von Bethlehem ankamen und vor dem Neugeborenen auf die Knie sanken und es anbeteten.

Den größten Akt von Demut hat Jesus aber selbst getan. Er war ein Mann, der unbeschreibliche Opfer brachte und in völliger Hingabe zu seinem himmlischen Vater lebte und für die Menschen, die es so absolut nicht verdient hatten.

Paulus schreibt im Philipperbrief: „Nehmt euch Jesus Christus zum Vorbild: Obwohl er in jeder Hinsicht Gott gleich war, hielt er nicht selbstsüchtig daran fest, wie Gott zu sein. Nein, er verzichtete darauf und wurde einem Sklaven gleich: Er wurde wie jeder andere Mensch geboren und war in allem ein Mensch wie wir“ (Philippe 2, 5-7 HfA).

Zum Diener machen

Jesus machte sich selbst zum Diener – zum Sklaven, wie es die Hoffnung für Alle“ übersetzt, damit wir Söhne und Töchter werden können. Er hat alles Göttliche abgelegt und wurde Mensch, war sich nicht zu schade, in absoluter Armut in unvorstellbaren Verhältnissen zur Welt zu kommen, damit wir Gnade empfangen, für die wir nichts getan haben.

Dieses Kommen von Jesus an Weihnachten offenbart das Herz Gottes in eindrücklicher Weise. Gott möchte uns nahe sein. So, wie Jesus damals an diesem schicksalshaften Tag auf die Welt kam, kommt er heute noch. Er macht sich klein, um uns groß zu machen.

Er kommt in dem Schmutz der Welt und zeigt damit: Es gibt niemanden, der zu dreckig, zu klein, zu böse ist, als dass er nicht auch zu ihm kommen könnte.

Jesus tat nichts aus Eigennutz. Er tat nichts, um sich oder sein Ansehen zu verbessern. Er hatte ja all das hinter sich gelassen. Er benutzte seine Göttlichkeit nicht, um etwas von uns zu verlangen, sondern um uns zu dienen, um unserem Leben Atem und Sinn zu geben.

Und so, wie er damals beim ersten Weihnachten in diese Welt gekommen ist, so möchte er in dein Leben kommen, als demütiger König, als liebendes Gegenüber, als Freund. Auch heute noch macht er sich klein, um dich und mich groß zu machen, um uns herauszurufen aus einer Welt, die sich selbst kaputt macht, weil sie von Egoismus und Selbstsucht regiert wird.

Auch heute noch kommt er in unsere Welt und reicht uns die Hand – damit wir mit dem Vater im Himmel versöhnt werden können. Er lädt uns ein zu seinem Festmahl, indem er uns herausholt aus unseren Tretmühlen von Leistungsdruck, Angst, Frust, Trauer und Resignation.

Das ist Demut.

Lade Jesus heute in deine konkrete Lebenssituation ein – vielleicht ganz neu, vielleicht wieder einmal. Bitte ihn, dass er dir in deinem Alltag begegnet und dich aus deinen ausgetretenen Pfaden herausholt, aus denen du vielleicht schon lange heraus wolltest. Und nimm seine Einladung an: Er ist in unsere dunkle Welt gekommen, damit wir Königskinder werden.

Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de