Wo ist mein Fokus?
Manchmal werde ich gefragt, warum ich mit meinem Theologie-Studium so lange gebraucht hätte. Dann versuche ich mich immer zu rechtfertigen. Ich habe mich um meine alte Uroma gekümmert. In der Zeit habe ich überhaupt zu vielen anderen Menschen geholfen. Eigentlich ist die Antwort aber ganz klar: Ich war nie faul, immer fleißig, aber hatte meinen Fokus auf alles andere als auf mein Ziel gerichtet.
Nie habe ich nach vorne geschaut, wo ich hinwollte, sondern habe immer nach rechts und links geschaut, was es noch zu tun gab – und sehr vieles davon war nicht schlecht. Wenn ich zurückschaue, dann habe ich doch so einiges getan, was Menschen geholfen hat. Es hat mich meinem Ziel, mein Examen zu machen, nur nicht nähergebracht.
Wie kann ich das Ziel erreichen?
Wenn es um ein Studium geht, darum, ein Ziel zu erreichen, dann leuchtet das absolut ein, dass man seinen Fokus unbedingt auf das Ende hin lenken muss. Ich werde nie einen Berg erklimmen, wenn ich auf halbem Wege völlig vergessen habe, was ich eigentlich wollte.
Hier mal eine nette Blume am Wegesrand. Dort ein hübscher Fluss zum Baden. Nette Leute zum Quatschen und ein Gasthaus, das so einladend aussieht. Irgendwann wird es Abend, und ich hatte zwar einen netten Tag, bin aber nicht auf einen Berg gestiegen.
Diese Gedanken machten es mir leichter, den Text zu verstehen, über den ich anfangs sehr gestolpert bin. Paulus schreibt – wie so oft – einen Brief an eine Gemeinde und verkündet dort: „Wenn ihr nun mit Christus zu einem neuen Leben auferweckt worden seid, dann richtet euch ganz auf Gottes himmlische Welt aus. Seht dahin, wo Christus ist, auf dem Ehrenplatz an Gottes rechter Seite. Ja, richtet eure Gedanken auf Gottes himmlische Welt und nicht auf das, was diese irdische Welt ausmacht. Denn für sie seid ihr gestorben, aber Gott hat euch mit Christus zu neuem Leben auferweckt, auch wenn das jetzt noch verborgen ist. Doch wenn Christus, euer Leben, erscheinen wird, dann wird jeder sehen, dass ihr an seiner Herrlichkeit Anteil habt“ (Kolosses 3, 1-4 HfA).
Fokus verlieren
Jemand hat einmal gesagt: „Wir werden, was wir ansehen!“ Wenn wir auf Gott schauen, dann werden wir in eine bestimmte Richtung laufen. Wir werden uns auf eine bestimmte Art verändern. Ebenfalls werden wir uns verändern, wenn wir auf andere Dinge und in eine andere Richtung schauen. Wenn wir unseren Fokus verlieren und ständig in die eine und dann in die andere Richtung schauen, dann werden wir eher im Kreis laufen.
Erkennen wir, dass diese Welt nicht alles ist? Dass es einen Gott gibt, der es gut mit uns meint und unser Leben erfüllen möchte? Dann ist es schlau, sein Leben wirklich nach Gott auszurichten und seinen Fokus darauf zu belassen.
Etwas im Leben verpassen
Viele Menschen haben Angst, sie würden dann etwas verpassen. Sie denken, Gott würde ihnen etwas von ihrer Freude wegnehmen – und letztendlich wäre ein gottgefälliges Leben das eines Klosterbruders, der den ganzen Tag mit Beten und Arbeiten verbringt.
Es mag Menschen geben, die dazu berufen sind. Ich bin es jedenfalls nicht – und es ist auch nicht das, was Gott möchte, dass ich tue. Aber Gott möchte auch, dass ich mich nicht – wie bei meinem Studium – in so vielen Nebensächlichkeiten verliere. Er möchte nicht, dass ich wirklich im Leben nichts verpasse, was mich erfüllt und glücklich macht.
Der See und das Gasthaus sind großartig – aber ich komme eben nicht auf den Berg, wenn ich bei ihnen hängen bleibe.
Wenn du transformiert werden möchtest, Altes und Schlechtes ablegen willst, um mehr und mehr in das Bild von Jesus verwandelt zu werden – friedfertiger, liebevoller, erfüllter, … – dann richte deinen Fokus auf Gott. Aber wenn du weiterhin irdische Dinge als Ziel hast – Reichtum, Macht, Einfluss – dann werden dich diese Dinge bestimmen – auch charakterlich.
Glückliches, erfülltes Leben
Vertraue darauf, dass Gott es gut mit dir meint und dir ein glückliches, erfülltes Leben schenken möchte. Lass dich nicht ständig von irgendwelchen Dingen von deinem Weg abbringen, sondern behalte dein Ziel im Auge und lasse Dinge rechts und links am Wegesrand auch einfach mal stehen.
Die Bibel-Lehrerin Beth Moore schreibt: „Wenn du einen Sinn für Gott haben willst. Wenn du von seiner Macht gesalbt werden willst, um das zu tun, was du dir unmöglich selbst ausdenken kannst, musst du in der Lage sein, immer wieder alles andere loszulassen.“ Klingt nicht einfach, aber erfolgversprechend.
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de