Mann hockt vor deiner Mauer

Verlorener Sohn

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn lässt mich nicht los. Jesus zeigt mit ihm die Geschichte eines jeden von uns auf. Wir wollen ohne „den Vater“ leben, unseren eigenen Kopf durchsetzen. Wir denken, wir sind schlau genug und hätten alles in der Hand.

Gestern haben wir gesehen, dass dies wohl der Grund ist, warum der Vater seinem Sohn das Erbe auszahlte, wohl wissend, dass wie der Sohn tickt, dass es aber wichtig ist, damit er aus freien Stücken zum Vater zurückkehrt. Er musste erst fallen, um den Weg zu erkennen, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen.

Ich habe schon oft von Menschen gehört, dass es für die leichter ist, Gott wirklich zu vertrauen, die schon einmal diese Schweine-Erfahrung des Sohnes gemacht haben, die also selbst schon mit der Nase im Dreck gelandet waren. Und zumindest in meinem Leben kann ich das ein Stück bestätigen.

Tiefpunkt

Im Gleichnis heißt es: „Jetzt kam er zur Besinnung. Er sagte sich: ›Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, und alle haben mehr als genug zu essen! Ich dagegen komme hier vor Hunger um. 18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt“ (Lukas 15, 17-18 NGÜ).

Es sind diese ersten fünf Worte, die einen Unterschied machen im Leben des Sohnes. Das Scheitern hatte ihn zum Nachdenken gebracht, und seine Entscheidung, zum Vater zurückzugehen, war keine Leistung seines Verstandes, sie ging ihm durch Mark und Bein.

Der Mann war bereit, sein eigenes Leben (oder das, was von diesem Leben übrig war) aufzugeben. Er wollte nicht mehr der Herr sein („Ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden“ – Vers 19), sondern wollte sich unterordnen als Diener („Mach mich zu einem deiner Tagelöhner!“ Vers 20).

Sich selbst aufgeben?

Dies war keine Entscheidung, wie die Frage, ob ich in einen Tennisverein eintreten möchte oder lieber doch nicht, ob ich mich auf eine bestimmte Art und Weise ernähren will oder nicht. Der Mann kam „zur Besinnung“, seine Entscheidung war eine Entscheidung fürs Leben.

Etwas hatte sich grundlegend verändert. Der Rebell, der selbst über sein Leben bestimmen wollte, war bereit, ein Diener zu werden, ein Tagelöhner, über dessen Leben ein anderer bestimmen durfte. Er war bereit, sich selbst aufzugeben und sein Leben dem Vater in die Hand zu legen.

Zur Besinnung kommen

Meine Frage lautet: Bist du schon einmal so zur Besinnung gekommen? Gut, dem jungen Mann blieben wenig andere Optionen. Er hätte weiter hungern können, weiter leiden. Aber er kam zur Besinnung. Solche Erfahrungen zu machen ist sicherlich keine schöne Sache, aber sie helfen, sich wirklich tief auf Gott einzulassen.

Wer schon einmal so einen Tiefpunkt erlebt hat und dann ebenso erleben durfte, dass Gott einen dann eben nicht wie einen Tagelöhner annimmt, sondern zu seinem Kind, für den ist echt nicht schwer an diesem Gott festzuhalten.

Und so sehr wir uns wünschen, dass wir unseren Kindern solche Tiefpunkte ersparen können im Leben, so sehr wir wünschten, sie würden einfach so ins Christsein hineinrutschen durch unsere Erziehung, durch unser Vorbild, durch ein Wunder Gottes, so sehr ist es wichtig, dass jeder Mensch irgendwann zur Besinnung kommt.

Glaube an Jesus

Der Glaube an Jesus ist nicht in erster Linie ein Verstandes-Glaube, er ist Beziehung. Wir sollen unseren Verstand nicht ausschalten (der junge Mann hat auch nachgedacht, was zu tun sei). Christlicher Glaube beruht darauf, sich auf diese Beziehung zu Jesus einzulassen, sein Ja zu geben, sein Ja, das mehr ist, als ein intellektuelles Ja.

Der Punkt im Leben, an dem man „zur Besinnung“ kommt, mag ein Punkt sein, der wehtut. Aber er ist wichtig – und letztendlich kann nur jeder selbst zur Besinnung kommen. Gott kann uns diesen Schritt nicht abnehmen, wir können diesen Schritt unseren Lieben nicht abnehmen.

Wir können nur erleben, wie gut es tut, zurück in die Arme des Vaters zu laufen und seine Liebe zu erleben. Und wir können ernstlich beten für die, die noch auf dem Weg sind, dass sie erleben, dass es gut ist, eine Entscheidung zu treffen, die wirklich lebensverändernd ist, dass sie erleben, dass Gott jeden von uns nicht zum Tagelöhner machen will, sondern zu seinem Kind.

Sei gesegnet!

„Tiefpunkte sind keine Schlusspunkte, sondern können Wendepunkte sein“ (Unbekannt).

Jürgen Ferrary für GottinBerlin

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