bunte Hände

Auf Augenhöhe

Auf Augenhöhe miteinander sprechen, gleichberechtigt sein, das sind Terminologien, die heute ganz hoch im Kurs stehen. Ich besuche gerade ein Seminar, das mich zu einem „Mentor“ ausbildet für Studenten im 3. Master-Semester. Und da war es wieder, das Wort: „Redet mit eurem Mentee immer auf Augenhöhe“. Worum geht es denn eigentlich? Was bedeutet denn „auf Augenhöhe“? Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir absolut verlernt haben, uns Autoritäten zu unterstellen. In unserer Gesellschaft geht es eher darum, dass sich jede(r) selbst verwirklichen kann.

Unterordnen

Alle sind gleich, was irgendwann als Nebenwirkung hat, dass Menschen keinen Respekt mehr vor der Polizei haben, vor Arbeitgebern, vor dem Nächsten. Jeder ist sich selbst der Nächste, jeder meint, der Wichtigste zu sein und tun und lassen zu können, was er will.

Ist es das, was damit gemeint ist, dass wir „auf Augenhöhe“ miteinander sprechen sollen? Erziehe ich meine Kinder zu selbstständigen, kritischen Menschen, die Verantwortung übernehmen, wenn ich immer „auf Augenhöhe“ mit ihnen bin?

Das bedeutet ja nicht, dass ich mich nicht auf ihrer Ebene bewege, dass ich mich zum Beispiel herunterbeuge, wenn ich mit ihnen spreche, dass ich ihnen auf kindlicher Ebene Erklärungen gebe. Aber wie sollen denn Menschen lernen, sich einander unterzuordnen?

Dem Demütigen schenkt Gott Gnade

Wie sollen denn Menschen lernen, sich Gott zu unterstellen? In 1. Petrus 5, 5 (NLB) heißt es: „Ihr alle sollt einander demütig dienen, denn »Gott stellt sich den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er Gnade«!“ Jeder, der sich selbst erhöht, der meint, der König der Welt in seinem Leben zu sein, wird irgendwann ein böses Erwachen erleben.

Jesus sagt selbst: „Denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15, 5 NLB). Menschen, die in Stolz leben und versuchen, ihr Leben ohne Gott zu bewerkstelligen (oder Gott als Gegenüber „auf Augenhöhe“ zu behandeln), sind für vielerlei Angriffe empfänglich.

Wie sollen diese Menschen glückliche Beziehungen leben? Wie sollen diese Menschen wirkliche Krisen überstehen? Wie sollen diese Menschen damit klarkommen, wenn sie an Punkte im Leben kommen, in denen sie einfach Hilfe brauchen (zum Beispiel, wenn ihre Kinder sie so behandeln, wie sie andere behandeln)?

Gott schenkt den Demütigen Gnade

Das Wort, das heute außer Mode gekommen ist, heißt „Demut“. Schau dir den Vers noch einmal an. Was schreibt Petrus? „Ihr alle sollt einander demütig dienen.“ Das kleine Wort „alle“ ist hier entscheidend! Es ist wichtig zu lernen, dass es Autoritäten im Leben gibt, die einfach über mir stehen, letztendlich auch Gott.

Es ist aber ebenso wichtig, dass auch Autoritäten ein demütiges Herz haben. Als Vater würde ich mein letztes Hemd für meine Kinder geben, dennoch bleibe ich ihr Vater. Als Mentor möchte ich meinem Mentee doch gerne helfen, sich weiterzuentwickeln, dennoch bin ich der mit mehr Erfahrung.

Sich gegenseitig unterordnen

Sich gegenseitig unterzuordnen bedeutet eben, dass ich mich (freiwillig) dem anderen unterstelle, dass ich, sowohl, wenn ich in der „höheren“ Position bin, als auch, wenn ich eine Autorität über mir habe. Dann kann ich lernen, mich Gott wirklich auch zu unterstellen und einzugestehen:

„Gott, ich weiß nicht, was ich tun soll, aber ich vertraue dir!“ Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott mir dann helfen wird – genauso, wie ich eher helfen werde, wenn jemand mich um Hilfe bittet, als wenn er sich vor mir aufbaut, als wäre er der König der Welt.

Es kann umgekehrt sein, dass Gott uns „gegen die Wand“ laufen lässt, dass er zulässt, dass wir straucheln, wenn wir denken, wir bräuchten ihn nicht. Wenn wir lernen, demütig zu sein, uns Gott wirklich zu unterstellen, dann wird er in unser Leben zur rechten Zeit (1. Petrus 5, 6) eingreifen. Gott schenkt den Demütigen Gnade.

Gott weiß, wann etwas für uns dran ist und wann nicht. Wenn wir das verstehen, dann kann und wird Gott seinen Plan für unser Leben umsetzen. Und wir werden lernen, besser auf dieser Welt miteinander klarzukommen, wenn wir einander in Demut behandeln.

Sei gesegnet!

„Die Arche Noah wurde von Amateuren gebaut, die Titanic von Experten. Die Arche Noah sicherte das Überleben der Menschheit, die Titanic ging unter. Gott hat nie etwas mit Experten am Hut gehabt, sondern nur mit den Demütigen“ (Siegfried Buchholz).

Jürgen Ferrary für GottinBerlin

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