Eine Hand hält eine Sanduhr mit schwarzem Sand hoch

An der Zeit sparen?

„Spare in der Zeit, so hast du in der Not“, so lautet ein altes deutsches Sprichwort. Das erinnert ein wenig an Josef in Ägypten, der dem Pharao voraussagt, dass es nach sieben Jahre fetter Ernte sieben Jahre Dürre und Hunger geben soll. So werden Kornspeicher angelegt, um für die Notzeiten vorzusorgen. Sparen macht bei materiellen Dingen vielleicht einen Sinn, Sparen an der Zeit jedoch weniger. Manchmal habe ich das Gefühl wir lesen: „Spare an der Zeit, dann hast du in der Not.“

Und wo kann man besser im Alltag an der Zeit sparen als bei Gott? Es gab in meinem Leben schon eine Reihe Zeiten, in denen ich durch finstere Täler musste – dann habe ich meist auch viel Zeit mit Gott verbracht. 

Ich kann mich daran erinnern, dass ich als junger Mann öfter mit dem Fahrrad zur etwa vier Kilometer entfernten katholischen Kirche gefahren bin, wenn es mir nicht gutging. Die Tür dieser Kirche war immer offen, so konnte ich in Ruhe vor einem der Seitenaltäre beten und fühlte mich Gott sehr nah. 

Je besser es mir aber ging, desto mehr – meist ganz schleichend – merkte ich, wie mir die Zeit quasi durch die Finger glitt. Es war zwar keine bewusste Entscheidung, aber meist „kürzte“ ich dann die Zeit bei Gott, um mehr Zeit für andere Dinge zu haben.

Das ging so weit, dass es Tage gab, an denen ich nicht eine Minute mit Gott verbrachte. Wie auch? Auch mein Tag hat ja nur 24 Stunden – und wie soll ich da alles schaffen? 

Wo kann ich Zeit kürzen?

Was würde eigentlich passieren, wenn ich statt bei Gott woanders Zeit „kürzen“ würde? Ich würde weniger essen oder mich weniger waschen (das soll jetzt keine Aufforderung sein, das zu tun!). Weniger Zeit zum Essen klingt erst einmal gut. Vielleicht käme ich dem Gewicht, das gut für mich ist, dann ein Stück näher. 

Auf der anderen Seite bedeutet weniger Zeit nicht gleich weniger essen. Und schnell zu essen ist nicht unbedingt gesundheitsförderlich. Und weniger Zeit zum Waschen oder gar den einen oder anderen Tag die Körperpflege wegzulassen, kann auch keine Lösung sein. 

Zeit mit Gott einzusparen fällt da erst einmal weniger auf. Es zwingt mich doch niemand, morgens (oder abends) in der Bibel oder eine Andacht zu lesen und zu beten. Und Gott wird sich schon nicht so haben, wenn ich den einen oder anderen Sonntag mal nicht in den Gottesdienst gehe (bzw. ihn vor dem Fernseher anschaue).

Den Alltag anschauen

Das Problem ist, dass ich dadurch nicht mehr Zeit im Leben bekomme – ich verschiebe nur meine Prioritäten. Wenn ich ein Leben führe, dass stressig wirkt, in dem ich das Gefühl habe, ich schaffe nie alles, was ich schaffen möchte und habe zu wenig freie Zeit, dann ist das ein Leben, das einfach zu vollgestopft ist. 

Ich sollte mir vielleicht Zeit nehmen, mir meinen Alltag einmal genau anzuschauen. Ich habe, wie jeder Mensch, 24 Stunden am Tag. Wie verbringe ich diese? Was macht meinen Alltag eigentlich so stressig – und wie könnte ich meinen Alltag so (neu) sortieren, dass es weniger Stress gibt?

David schreibt in einem seiner Lieder: „Meine Zeit steht in deinen Händen!“ (Psalm 31, 16 HfA). Er gibt Gott eine höhere Priorität als alles andere. Gott steht an erster Stelle. Er weiß: Seine Zeit steht eh in Gottes Händen, denn nur Gott weiß, wie viel Zeit er auf der Erde hat. Wir leben meist leider nicht danach. 

Wofür ich Zeit im Alltag habe, ist das, woran mein Herz hängt. Wenn ich Zeit habe, meine Lieblings-Serie im Fernseher zu schauen, mit einem Kumpel zu telefonieren, meinem Hobby nachzugehen, dann sind das Dinge, die mir wichtig sind, denn sonst würde ich mir keine Zeit dafür nehmen. 

Wäschewaschen, die Wohnung saubermachen, die Steuererklärung vorbereiten oder den Keller zu entrümpeln sind dagegen Dinge, für die ich ungern Zeit finde. 

Wo sortierst du deine Zeit mit Gott ein?

Spare in der Zeit, nicht an der Zeit! Wenn du an der Zeit mit Gott sparst, dann hast du in der Not wahrscheinlich nur eines – deine Beziehung zu Gott massiv reduziert oder sogar ein Stück verloren. 

Gott freut sich über alle Zeit, die wir mit ihm verbringen. Jede Minute, die ich mir Zeit für ihn nehme, hält meine Beziehung zu ihm aufrecht, festigt mein Vertrauen zu ihm und lässt meinen Glauben wachsen. Und das ist im Leben tragender als eine weitere Folge irgendetwas bei Netflix zu schauen oder eine weitere Runde auf dem Golfplatz zu verbringen. 

Ich wünsche dir Zeit für das, was wirklich zählt im Leben, und genügend Zeit für alles andere, was dein Leben erfüllt!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de