Fallschirmspringer

Fallschirmsprung

Als meine Frau Alexandra und ich damals heirateten, bekamen wir unter anderem einen Gutschein für einen Tandem-Fallschirmsprung geschenkt (wir wissen bis heute nicht, ob die, die uns beschenkten, uns mochten oder nicht … ?). Und natürlich haben wir ihn auch irgendwann eingelöst. 

Nach einer theoretischen Unterweisung ging es ins Flugzeug. Da wurde uns noch einmal versichert, dass so ein Sprung für die Profis Routine sei, dass die Fallschirme halten würden und wir keine Angst zu haben brauchten. Auch wurde versichert, wir könnten jederzeit stopp sagen, genau bis zu einem Moment – nämlich, wenn unser Tandem-Partner auf der Kante des Ausgangs vom Flugzeug sitzt und wir – angeschnallt an seinen Bauch – vor ihm außerhalb des Flugzeuges quasi in der Luft hängen. 

Aber wann fängt das Herz an zu rasen, der Angstschweiß die Stirn herunterzulaufen und die Panik in einem hochzusteigen? Nicht, wenn die Maschine startet, nicht, wenn man einen wunderschönen Ausblick in der Luft hat. Auch noch nicht, wenn man an den Bauch des Fallschirmspringers gebunden wird, sondern genau dann, wenn man außerhalb des Flugzeuges in der Luft hängt.

Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, das ich hatte, als ich merkte, dass ich keinen Boden mehr unter meinen Füßen hatte. Jetzt kamen die Zweifel hoch. Jetzt hatte ich Angst. Aber es gab kein Zurück mehr. Der Mann hinter mir zählte – und ich dachte, er würde die letzten Sekunden meines Lebens herunterzählen. Und dann ging es in die Luft.

Mein Mund öffnete sich, ich wollte schreien, aber es kam kein Laut aus mir heraus. 

Angst und Zweifel

Mit der Angst und dem Zweifel ist das so eine Sache. Solange wir sicheren Boden unter den Füßen haben, belasten uns diese nicht. Aber genau in Momenten, wo man Vertrauen bräuchte, wenn einem der Boden unter den Füßen wegbricht, dann nehmen die Zweifel zu. 

Natürlich wusste ich in der Theorie, dass der Fallschirm mich tragen würde. Und natürlich wusste ich, dass der Fallschirmspringer, an den ich angebunden war, solche Sprünge jeden Tag machte und deswegen sehr routiniert war. Aber das alles zählte nicht mehr. 

Wenn es im Leben hart auf hart kommt, dann passiert es schnell, dass unser Vertrauen verloren geht. Der Verstand sagt: „Wenn Gott dich so liebt, dass er seinen Sohn für dich gegeben hat, dann wird er dich auch jetzt nicht fallen lassen!“ Aber das Herz sagt: „Es ist aussichtslos. In dieser Situation kann Gott dir nicht helfen. Oder er hört dich nicht. Oder er hat gerade anderes zu tun.“

Ungläubiger Thomas

Nachdem Jesus von den Toten auferstanden war, ging es einem seiner Jünger – Thomas – auch so. Thomas hatte miterlebt, wie Jesus Wunder getan, Kranke geheilt und sogar Tote auferweckt hatte. Er hatte mehrfach gehört, dass man ihn, Jesus, umbringen würde, aber dass er wieder auferstehen würde. Aber, als es dann dazu kam, als man Jesus kreuzigte – und Thomas somit der Boden unter den Füßen weggerissen wurde, da konnte oder wollte er nicht glauben, dass das mit der Auferstehung auch geschehen würde.

Und als die Jünger ihm voller Freude berichteten, sie hätten den Auferstandenen gesehen, antwortet Thomas ihnen mit den Worten: „Das glaube ich nicht! Ich glaube es erst, wenn ich seine durchbohrten Hände gesehen habe. Mit meinen Fingern will ich sie fühlen, und meine Hand will ich in die Wunde an seiner Seite legen“ (Johannes 20, 25 HfA).

Und wie reagiert Jesus? Ist er enttäuscht oder sauer? Nein, er versteht die Zweifel des Thomas gut und sorgt dafür, dass diese verschwinden, indem er tun kann, was Thomas erwartet. Er lässt Thomas sehen und fühlen. 

Zweifel sind nichts Schlimmes, ganz im Gegenteil. Wenn Gott mir meine Zweifel zerstreut, indem er antwortet, wird mein Glaube wachsen. Es wird nicht davon berichtet, dass Thomas je wieder zweifelte. Sein Zweifel hat seinen Glauben gestärkt.

Beim Fallschirmsprung hatte ich den Vorteil, dass ich es nicht selbst in der Hand hatte zu springen oder wieder ins Flugzeug zu kriechen. Im Glauben stehe ich da manchmal allein an einem Scheidepunkt. Aber mein Sprung damals hat mir geholfen, auch bei Zweifel im Glauben loszulassen, zu springen und zu vertrauen – und dann zu sehen: Nicht nur der Fallschirm trägt, sondern Gott noch viel mehr. 

Jesus, ich habe meine Zweifel

Der Gründer der christlichen Rockband Switchfoot hat vor ein paar Tagen ein großartiges Lied herausgebracht mit dem Titel: „Jesus, I have my doubt“ (Jesus, ich habe meine Zweifel) – ein Lied, das mich sehr berührt, denn es zeigt mir, dass ich kein Versager bin, nur, weil ich zweifle, sondern dass es anderen Christen genauso geht. Und sein Lied zeigt mir, wo ich mit meinen Zweifeln hingehen sollte: Zu Jesus, denn er wird sich darum kümmern. „Amen“ dazu, denn das heißt: So sei es!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de