Hat Gott mich vergessen?
Glaube ist so einfach, wenn alles so läuft, wie man es sich wünscht. Du betest und darfst Wunder sehen. Wünsche gehen in Erfüllung. Du liest in der Bibel und hast den Eindruck, Gott würde direkt in dein Leben sprechen. Was wünscht man sich mehr? Aber was ist, wenn es nicht so gut läuft? Was ist, wenn du betest und hast das Gefühl, Gott würde nicht antworten? Du hast eine Not, ein großes Problem oder einen tiefen, inneren Wunsch, aber du erhältst nicht, wofür du betest? Dein Schmerz bleibt, deine Not bleibt, deine Trauer bleibt.
Hat Gott dich vergessen? Das kann nicht sein, denn immer wieder bemerkst du dennoch, wie er in dein Leben eingreift. Bedeutet das, dass Gebet nicht funktioniert? Das kann auch nicht sein, denn du hast in deinem Leben schon oft erlebt, wie Gott auf dein Gebet reagiert hat.
Bedeutet es, dass Gott nicht gut ist? Auch das ist unmöglich, denn Gott hat seinen Sohn für dich hingegeben, aus Liebe. Ob du also Schmerzen hast oder nicht, Gott ist immer derselbe, und er ist und bleibt gut.
Wunschmaschine Gott?
Solltest du also aufhören zu beten? Auf gar keinen Fall. Gott ist keine Wunschmaschine, und er handelt nicht einfach so nach Gutdünken, sondern weiß, was er tut, auch, wenn wir das manchmal nicht verstehen.
Ein alter Prophet, Jesaja, hat einmal Worte aufgeschrieben, die Gott uns Menschen mitgeben möchte: „»Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken«, sagt der HERR, »und meine Wege sind nicht eure Wege. Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so viel höher stehen meine Wege über euren Wegen und meine Gedanken über euren Gedanken«“.(Jesaja 55, 8-9 NLB).
Ich verstehe oft nicht, warum Gott handelt, wie er handelt und warum er manchmal nicht handelt, obwohl ich darum bitte. Ich muss es auch nicht verstehen, ich kann es auch einfach oft nicht verstehen, denn Gott ist Gott, und ich bin ein Mensch.
Gott ist kein Automat und kein Schmerzmittel. Nirgends in der Bibel wurde uns versprochen, dass Gott uns alles schenkt, was wir haben wollen oder, dass wir ein schmerzfreies Leben hier auf Erden leben können – leider.
Beten und vertrauen
Wenn du also betest und keine Antwort erhältst, gib nicht auf. Das ist dein Part: zu beten und lernen zu vertrauen, dass Gott weiß, was er tut, dass er dich liebt und dass er dich nicht vergessen hat. Auch, wenn wir es nicht verstehen, hat Gott versprochen, dass uns alles zum Guten dient.
Gerade gestern hatte ich ein Telefonat, bei dem mich jemand an Schmerzen erinnert hat, die mir ein anderer vor Jahren zugefügt hat. Damals ging das wirklich an meine Substanz. Ich war am Boden zerstört, hatte keine Perspektive und dachte, ich würde nie wieder auf die Beine kommen.
Ich habe nach Gott geschrien, habe ihn angeklagt, warum er solche Bosheit gegen mich zulässt. Heute weiß ich, dass mich das zum Positiven verändert hat. Fast alles, was ich in meinem Leben gelernt habe, habe ich durch Schmerzen gelernt. Wahrscheinlich bin ich so ein Dickkopf, dass ich es sonst nicht verstehe.
Schmerzen
Ich habe einmal folgenden Vergleich gehört: Wenn ein Arzt Sie bei einer Operation aufschneidet, wird das Schmerzen verursachen. Aber wenn diese Operation Ihr Leben rettet, würden Sie nicht sagen, dass der Arzt schlecht war; Sie würden anerkennen, dass die schmerzhafte Arbeit Ihr Leben gerettet hat.
Wenn Gott deine Schmerzen nicht sofort beendet, sagt er dir in diesem Moment: „Dieser Schmerz mag im Moment sehr hart für dich sein. Aber meine Gnade ist ausreichend für dich.“
Gott ist mehr daran interessiert, mich zu einem Menschen mit einem guten Charakter zu machen, als mich bequem zu machen. Und dasselbe gilt für dich. Wenn es keine Zeiten gäbe, in denen wir an unsere Grenzen kommen, wir würden nicht wachsen.
Gott will Gutes in deinen und in meinem Leben, mehr noch, als wir das wahrscheinlich selber wollen. Er hat uns nicht vergessen. Die Frage ist: Vertrauen wir ihm?
Sei gesegnet!
„In meine Nacht voll Sorgen, voll Schmerzen, Trauer, Wut, verkündest du den Morgen, schenkst Kraft und neuen Mut“ (Ursula Koch).
Jürgen Ferrary für GottinBerlin
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