Der christliche Glaube in seiner Überlieferung bringt viele Begriffe mit sich, die dem heutigen Menschen nicht mehr vertraut sind oder in ihrer Bedeutung einen Verständniswandel erlebt haben, der dem biblischen Verständnis nicht entspricht. Der Mensch von heute versteht zum Beispiel unter Sünde oder Glaube etwas komplett anderes als der Christ, der mit der biblischen Bedeutung solcher Begriffe vertraut ist. Dadurch entstehen natürlich Verständnislosigkeit oder zumindest Missverständnisse. Um dem vorzubeugen oder entgegen zu treten hat GottinBerlin.de eine Wikibiblia eingerichtet. Die Wikibiblia ist eine Art Lexikon, in dem zentrale christliche Begriffe in kurzen Artikeln beschrieben und erklärt werden, wie der Christ sie versteht. Sie bildet so zum einen eine Korrektur zum heutigen Verständnis von zentralen Wörtern unseres Glaubens. Zum anderen gibt sie eine Einführung in das inhaltliche Verständnis, wie sie im Christlichen Glauben verstanden werden wollen. Korrektur und Bildung, eine wunderbare Sache.

Glaube

Viele Menschen denken, dass das Wort Glaube eine Vermutung umschreibt, so in dem Sinne „Ich glaube, dass es morgen regnet.“ Deshalb heiße es ja auch Glaube, im Gegensatz zu Wissen. Und sie denken weiter, dass die Kirche eine Vermutung verkündigt und dazu einlädt, eine bestimmte religiöse Annahme zu teilen. Entsprechend verstehen sie nicht, warum die Kirche „so viel Gewese und Gerede“ um eine bloße Vermutung macht.

Wenn Christen von Glauben sprechen, meinen sie damit, Gott zu vertrauen und sich von ihm geliebt und getragen zu wissen. Glaube umschreibt eine Beziehung zu dem, was den Menschen unbedingt angeht. Es geht nicht um eine Vermutung. Auf dem sumpfigen Boden von Zweifeln und Vermutungen kann man kein Lebenshaus errichten. Die Christen, die wegen ihres Glaubens umgebracht wurden (und werden), haben ihr Leben nicht für eine fragwürdige Annahme verloren. Sie sind vielmehr von der Gewissheit begeistert, dass die Treue zu Jesus wichtiger ist als das irdische Leben. Glaube heißt, dass man das Haus seines Lebens auf die Liebe Gottes baut, die durch Jesus Christus zu uns Menschen gekommen ist.

Alexander Garth aus Berlin

Sünde

Ich frag Dich: Was ist das Wichtigste in deinem Leben?   Wofür wärst du bereit zu kämpfen und eventuell auch zu sterben?

Stell Dir vor, Du wirst von dieser für Dich wichtigsten Sache oder dieser für Dich wichtigsten Person für immer getrennt. Du würdest darunter leiden, oder? So ging es Gott, sein Herz brach, es bekümmerte ihn in sein Herz hinein, als wir Menschen uns von ihm weggedreht haben. So entstand Trennung. Trennung zwischen Mensch und Gott!  Diese Trennung nennt Gott Sünde. Gott hasst dieses Getrennt sein zu uns Menschen. Aus der Trennung / Sünde entstand das Sündigen unter uns Menschen. Mit sündigen machen die Menschen sich gegenseitig kaputt. Wir morden, verletzen, beklauen, gehen fremd. Du selbst willst es nicht, das es Dir angetan wird, tust es aber dem anderen an. Gott hasst die Sünde und liebt den Sünder.

Thomas Gerlach aus Berlin

Zitate:

  • Wir werden nicht für unsere Sünden bestraft, sondern durch sie     – Graffito –
  • Vielleicht besteht die größte Sünde der heutigen Zeit darin, dass die Menschen angefangen haben, das Sündenbewusstsein zu verlieren.     – Elbert G. Hubbart (1859 – 1915, US-amerikanischer Essayist) –
  • Die Sünde ist das Gefängnis, in dem wir alle geboren sind.     – Alfred Adler (1870 – 1937), österreichischer Arzt und Tiefenpsychologe, Schüler Freuds, Begründer der Individualpsychologie –
  • Gott straft nicht den Menschen, sondern die Sünde.     – Ignatius von Loyola, (1491 – 1556), eigentlich Íñigo López Oñaz y Loyola, spanischer Offizier, später Einsiedler, Gründer der Gesellschaft Jesu –
  • Wer mit der Sünde spielt, mit dem spielt die Sünde.     – Johann Albrecht Bengel, (1687 – 1752), deutscher, evangelischer Schrifttheologe, Vater des altwürttembergischen Pietismus –
Himmel

“Wie ist es im Himmel?” wird Brad Pitt gefragt, der den Tod in dem Hollywoodstreifen „Rendezvous mit Joe Black“ verkörpert.

Die Frage nach dem Danach beschäftigt jeden Menschen mindestens einmal in seinem Leben. Für manche erledigt sich die Frage sehr schnell, indem sie sich und anderen die Antwort geben, dass mit dem Tod alles vorbei ist. „Es beginnt mit mir und es endet mit mir“ hat Karl Lagerfeld für sich entschieden. Vorsichtig Karl! Nicht nur dass man seine irdische Egomanie nicht auch noch in die Ewigkeit verlagern sollte, man könnte sich selbst eine Wirklichkeit erschaffen, die nicht der Wirklichkeit entspricht.

Jesus sagt einmal den bedenkenswerten Satz: „nach deinem Glauben wird dir gegeben“. Was wäre also, wenn uns mit unserem Ableben das erwartet, was wir erwarten? Dass der, der Nichts erwartet, im Nichts endet? Interessanterweise macht der Gedanke, dass wir im Sterben zu Nichts werden den Menschen Angst und stellt die Sinnhaftigkeit des Lebens an sich zutiefst infrage. Wozu sich entwickeln, lernen, reifen, wenn das alles am Ende für die Grube ist? Wir sind auf Beständigkeit angelegt.

Erinnerst du dich, wie es war, als du das erste Mal verliebt warst? Es war perfekt und sollte nie mehr aufhören. Dass das Gute Bestand hat, bleibenden Wert in sich trägt, das wünscht sich der Mensch. Deshalb haben wir in unserer Gesellschaft auch so große Probleme mit dem Verlust geliebter Menschen. Dass Liebe stirbt, widerspricht unserem Empfinden total. Nur ein abgeklärter Resignativismus kann sich mit dieser Vorstellung abfinden, indem er den Rest von Kindlichkeit in sich abtötet. Und die europäische Geistesgeschichte der letzten Jahrhunderte hat ausreichend dazu beigetragen. Himmel und Hölle sind nur noch alte verbrauchte Klischees, mit denen heute keiner mehr etwas anfangen kann.

Was jedoch, wenn sie Wirklichkeit sind. Sicher, die Beschreibungen in der Bibel sind sehr bildhaft und haben eine Menge kitschige Vorstellungen hervorgebracht. Doch wie soll man, wie es die Bibel tut, Wirklichkeiten irdisch formulieren, die nicht von dieser Welt sind? Es muss hier, wie so oft, erwähnt werden, dass es bei Himmel und Hölle nicht um moralische Machtinstrumentalien geht, sondern um die Frucht eines menschlichen Lebens. Denn Himmel und Hölle sind bereits im Hier und Heute erfahrbar. Wer das Leben – und dazu gehört auch das Leben des anderen –  liebt und gestaltet wird das Leben ernten. Wer das Leben an sich reißt auf Kosten anderer und es verunstaltet, wird mit sich allein bleiben müssen. Alleinseinmüssen heißt aber Sterbenmüssen. Denn menschliches Leben ist auf Gemeinschaft angelegt. Und Gemeinschaft kann nur leben und überleben, wenn sie in der Liebe zum Menschen gründet. Leben kann ich nur, wenn da jemand ist, den ich lieben kann. Lieben kann nur, wer geliebt wird. Wer nicht oder nicht mehr lieben kann, lebt nicht, auch wenn er atmet.

Die Wurzel der Liebe ist Gott selbst, von dem es heißt, dass wir Ihn lieben sollen, weil Er uns zuerst geliebt hat.

Wie ist es im Himmel? Joe Black´s Antwort gehört mit zu den Besten: „Nimm den glücklichsten Augenblick deines Lebens und multipliziere ihn mit der Unendlichkeit und du bist nah dran“.

Und wenn es nun doch einen Himmel gibt?

Thomas Nachtigall aus Berlin

Dreieinigkeit / Trinität

Muslime sagen gelegentlich: „Ihr Christen glaubt doch an drei Götter, oder?“ Dabei denken sie an Gott, den Vater, und Gott, den Sohn, und Gott, den Heiligen Geist. Aber hier liegt ein grundlegendes Missverständnis vor, das leider viele Christen auch nicht wirklich aufklären können.Richtig ist vielmehr: Christen glauben an einen einzigen Gott! Aber dieser Gott ist lebendig und vielgestaltig.  Gott ist in sich selbst schon beziehungsreich und kein bisschen einsam. Und er will uns Menschen in diesen lebendigen Beziehungsreichtum hineinholen. Die Bibel erzählt, wie Menschen Gott begegnen als einem lebendigen Beziehungswesen: Als Ursprung und Quelle unseres Lebens, uns zugewandt (Vater). Frieden stiftend und zum Leben befreiend mitten in der Welt (Sohn, Jesus von Nazareth). Und als Energie, die den Kosmos durchdringt und uns als „Gott-in-uns“ verändert (Schöpfer Geist, Heiliger Geist).  Es ist der eine Gott, der auf unterschiedliche Weise zu uns in Beziehung tritt und Beziehungsräume öffnet.(Gerold Vorländer aus Berlin)

Zitate:
  • „Wir haben euch erschaffen, die Menschen, damit ihr eine ganz persönliche Beziehung von Angesicht zu Angesicht mit uns haben sollt und euch dem Kreis unserer Liebe anschließt.“ (W.P. Young, Die Hütte)
  • „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen schaffen, ein Gegenüber, uns ähnlich“ (Die Bibel, Genesis 1,26)
  • „Es gibt bei aller Verschiedenheit der „Rollen“ eine Einheit von Vater, Sohn und Geist, nämlich als Offenbarungsgeschehen und Offenbarungseinheit: Gott selbst wird durch Jesus Christus offenbar im Geist.“ (Hans Küng, Credo)
  • „Ehre sei dem einen Gott, Vater, Sohn und Heiligem Geist, wie im Anfang so auch jetzt, alle Zeit und in Ewigkeit“ (Liturgie)
Gnade

Gnade ist, wenn du bekommst, was du nicht verdient hast, hat jemand mal gesagt. Eine zweite oder zweitausendste Chance zum Beispiel. Die Chance zu einem echten Neuanfang und das trotz vieler Fehlversuche. Dies ermöglicht Gott. Kein anderer könnte sich solche Großzügigkeit leisten. Gott aber steht dafür. Immer und immer wieder. Er gibt einfach nicht auf.

Insofern ist Gnade typisch Gott. In seiner Geschichte mit den Menschen hat Gnade ein Gesicht und einen unverwechselbaren Namen bekommen: Jesus Christus. Dazu ist er Mensch geworden. Dafür hat er gelebt, dafür ist er gestorben und deshalb hat ihn Gott an Ostern von den Toten auferweckt, damit wir die Chance zu einem (wiederholten) Neuanfang persönlich erfahren können: „Gott ist reich an Barmherzigkeit. Er hat uns seine ganze Liebe geschenkt und uns zusammen mit Christus lebendig gemacht. … So wollte Gott für alle Zukunft zeigen, wie unendlich reich seine Gnade ist: die Güte, die er uns erweist, weil wir zu Christus Jesus gehören.“ (Epheser 2,4b-5.7) In der Originalsprache des Neuen Testaments hängt das Wort Gnade (griechisch: charis) eng mit dem Wort Freude (griechisch: chara) zusammen, sodass man – kurz und knackig – sagen kann: Gnade – da kommt Freude auf!

Matthias Linke aus Berlin

Liebe

Demnächst ….

Gerechtigkeit

Zitat: „Mein Glaube an die Gerechtigkeit Gottes hat große Löcher bekommen. Er hat schreckliche Verbrechen geschehen lassen. Das Wort von der Gerechtigkeit Gottes habe ich nie verstehen können.“ Dennoch müsse man sich für Gerechtigkeit auf Erden einsetzen. „Es ist ein Ziel, das man anstreben muss, das man aber nie vollständig erreichen kann.“

(Ex-Kanzler Helmut Schmidt im ZEIT-Interview, Februar 2012)

Leider ein Missverständnis, Herr Altkanzler! Beim christlichen Verständnis der Gerechtigkeit geht es gar nicht darum, dass alle gerecht behandelt werden oder das Gleiche bekommen. Das wäre das Ideal der ausgleichenden Gerechtigkeit.

Sondern es geht um die unverdiente und von Gott geschenkte Gerechtigkeit. Die Bibel meint also mit Gerechtigkeit Gottes viel eher so etwas wie Güte, Annahme, ja sogar Liebe. Wieso? Weil Gott uns immer zuerst beschenkt, bevor er etwas von uns erwartet. Der Grundsatz ist aus der HartzIV-Diskussion der letzten Jahre vertraut: fördern und fordern. Wobei Gott immer zuerst und mehr fördert als fordert.

Dabei ist und handelt Gott selber gerecht. Es geht also nicht primär um eine Gerechtigkeit, die wir tun sollen. Typisch Bibel ist vielmehr so: Unser Verhalten soll auf das reagieren, was Gott schon geschenkt hat. Gerechtigkeit ist ein Beziehungsbegriff. Man ist nicht an sich gerecht, sondern die Frage ist immer: wem gegenüber? Die geschenkte Gerechtigkeit kann der Empfänger dann auch dankbar an andere weitergeben. Gerecht ist also, was richtig ist. Gerechtes Leben ist also richtiges Leben. Wann ist Leben ist richtig? Wenn alle, die leben daran Anteil haben können. Gott als der Ursprung allen Lebens ist der Maßstab, die Richtigkeit des Lebens; also Gerechtigkeit in Person.

Und dann setzt die Geschichte mit Jesus noch eins drauf. Gott vollzieht sein Gericht über alle Ungerechtigkeit an seinem Sohn Jesus Christus. Er lässt ihn am Kreuz sterben. Er trägt die Strafe für alle Gottesverachtung oder Gottesvergessenheit. Und zwar stellvertretend! Ein Freispruch der Schuldigen, weil der Unschuldige für sie eintritt! Ein völlig neues Verständnis: Eine Gerechtigkeit, die von dem Gerechten – unverdient – auf den Ungerechten übertragen wird. Einzige Bedingung: der muss das Geschenk annehmen, vertrauen, dass es so ist, also glauben!

Bekehrung

Stellen Sie sich vor: Sie bemerken, wie ein offenbar ortsunkundiger Autofahrer falsch in eine Einbahnstraße fährt und machen ihn durch deutliche Signale darauf aufmerksam. Er begreift und wendet seinen Wagen. Oder:  Eine Freundin gerät durch Leichtsinn und Überforderung  immer mehr in Schulden. Sie zeigen ihr andere Lösungsmöglichkeiten, die sie schließlich (mit  Ihrer Hilfe) anpackt. In beiden Fällen hat eine „Bekehrung“ stattgefunden: Ein Mensch auf einem Holzweg gewinnt eine neue Einsicht und ändert sein Verhalten oder seine Haltung.

Die Bibel sagt: Gott hat ein hohes Interesse daran, dass Menschen, die auf Wegen der Zerstörung eigenen oder anderen Lebens unterwegs sind, wach werden und umkehren. Sie sollen erkennen, dass sie bei Gott zu einem Leben finden, das zutiefst Sinn macht, das von Schuld befreit ist und zu Frieden und Gerechtigkeit beitragen kann. Wenn jemand sein Misstrauen Gott gegenüber loslässt und bewusst zu glauben beginnt, hat eine Bekehrung stattgefunden. – Die beiden Formulierungen „bekehrt werden“  und „sich bekehren“ gehören zusammen: Ohne Anstoß von außen machen wir weiter wie bisher. Aber ohne unsere persönliche Einsicht ändert sich auch nichts.

(Gerold Vorländer aus Berlin)

Zitate:

„Aber der Herr, der mächtige Gott, sagt: So gewiss ich lebe, mir macht es keine Freude, wenn ein Mensch wegen seiner Vergehen sterben muss. Nein, ich freue mich, wenn er seinen falschen Weg aufgibt und am Leben bleibt. Darum kehrt um, kehrt schleunigst um! Warum wollt ihr in euer Verderben laufen?“

Die Bibel, Hesekiel 33,11

„…Ich hätte vielleicht manchmal mehr Verständnis für meine Frau haben können

Ich habe mich nicht immer viel um sie gekümmert

Ich habe mich recht wenig um sie gekümmert

Ich habe nur an mich gedacht

Ich kenne eigentlich nur mich

Ich erkenne das

Ich bekenne“

Lothar Zenetti, Auf seiner Spur, S. 20

„Nimm mich bitte, wie ich bin, heißt: Lass mich in Ruhe, ich will mich nicht ändern! Nimm die Menschen, wie sie sind, heißt: Gib jedem eine Chance auf seiner Entwicklungsstufe.“

Peter Horton, Die andere Saite