Wie ist das mit der Zeit?
Als ich meinen Sohn Joshua vor ein paar Tagen zur Schule brachte, überraschte er mich mit einer wirklich aufmunternden Erkenntnis. Er sagte: „Du Papa, wusstest du, dass fünf Minuten vor der Toilettentür, wenn du dringend mal musst, viel länger sind, als fünf Minuten auf der Toilette, wenn du etwas zum Lesen in der Hand hast?“ Ich musste herzhaft lachen.
Wo auch immer er diese Weisheit her hat, es ist etwas Wahres dran. Wir kennen das alle, dass es Momente und Zeiten gibt, wo es einem vorkommt, als würde die Zeit nie vergehen und andere Momente, da scheint die Zeit zu rasen. Die letzten zwei Arbeitswochen vor dem Urlaub scheinen viel langsamer zu vergehen, als zwei Wochen, in denen man sich im Urlaub befindet.
Wenn wir sehnsüchtig auf etwas warten, dann können einem ein paar Tage oder Wochen wie eine Ewigkeit vorkommen, wenn aber über ein einschneidendes Ereignis der Vergangenheit im Fernsehen gesprochen wird, dann denkt man sich: „Was, schon wieder so lange her?“
Nachdem ich von meinem Sohn so gebrieft worden bin, ist mir dieser Fakt gerade gestern Abend wieder aufgefallen. Zurzeit kann ich mich mit meiner Band nur per Video-Konferenz treffen. Da Ende April eigentlich ein Rock-Gottesdienst geplant ist, zu dem wir eingeladen wurden, haben wir einen guten Grund zum Proben.
Wie schnell vergehen da beim Quatschen eineinhalb Stunden. Und wie lange kommen mir dann am Ende die geschätzten fünf Minuten vor, die wir noch zusammen beten? Gerade in geistlichen Dingen geht es vielen Menschen so, dass die Sache mit der Zeit wirklich vertrackt ist.
Wir haben Zeit, eine Zeitschrift zu lesen, ein Buch, einen guten (auch langen) Artikel im Internet, aber es fällt schwer, sich ein paar Minuten Zeit zum Bibellesen freizuschaufeln. Wenn ein Fußball-Spiel im Fernsehen spannend ist oder ein Film, dann sind zwei Stunden ganz schnell vorhanden, gleichwohl fühlt es sich manchmal als zeitliche Belastung an, Zeit für den Gottesdienst am Sonntag einzuplanen.
Der Kaffee mit der Freundin oder das Bierchen mit dem Freund artet schnell zu einem nachmittags- oder abendfüllenden Programm aus – aber Zeit für Gott ist rar. Und schließlich: Für das Hobby plane ich gerne Zeit in meinem Termin-Kalender ein, aber, wenn mich jemand einlädt, meine Gaben für Gott einzusetzen, dann habe ich dafür eher keine Zeit.
Ich könnte diese Liste lange fortsetzen und käme wieder zur Erkenntnis meines Sohnes: Die Zeit vor der Toilettentür, wenn die Blase drückt, ist viel länger als dieselbe Zeit, wenn ich auf der Toilette sitze und lese (ist anscheinend so ein Männer-Ding, das mit dem Lesen).
Unsere Zeit ist wie ein Hauch
David schreibt in einem seiner Lieder: „Der Mensch gleicht einem Hauch; seine Zeit fährt dahin wie ein Schatten“ (Psalm 144, 4 HfA). Unsere Zeit hier auf Erden ist wertvoll, denn wenn ich mir das große Ganze anschaue, dann sind meine Lebensjahre wirklich wie ein Hauch. Und sie ist sehr begrenzt.
Aber ich habe sie eben, die Zeit hier – ganz gleich, ob ich 60 Jahre alt werde oder 100. Zeit ist wertvoll und sie ist mir geschenkt. Ich kann meine Lebenszeit nicht verlängern und ich weiß nicht, wann es für mich Zeit ist zu gehen. Also ist es wichtig, etwas aus ihr zu machen.
Wenn ich durch das Leben hetze, weil ich denke, ich verpasse etwas, werde ich sicherlich eine Menge verpassen. Wenn ich mir Zeit nehme – um mit meinem Schöpfer verbunden zu sein – verliere ich keine Zeit, sondern nutze sie nachhaltiger. Nur sehe ich das oft im Alltag nicht so.
Versuche doch heute einmal, dir bewusst fünf Minuten Zeit zu nehmen, um zu beten. Fünf Minuten mögen dir vorkommen, wie eine Ewigkeit. Das sind sie nicht, aber im Zweifelsfall bewirken Sie etwas für die Ewigkeit. Auf jeden Fall werden sie dir gut tun.
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de
Auch das ist enorm, dass dieses berühmte Lobpreislied 2008, also schon fast vor einer Ewigkeit, geschrieben wurde: