Wunsch
Mein 9-jähriger Sohn Joshua ist – wie wahrscheinlich viele Fußball-Begeisterte in seinem Alter – ein großer Fan des Juve-Stars Cristiano Ronaldo. Nicht nur, was das spielerische Talent angeht, sondern natürlich auch das luxuriöse Leben begeistert ihn total. Wann immer ein dicker, flacher Sportwagen an uns vorbeifährt, äußert Joshua den Wunsch, später auch mal einen Bugatti Chiron (Preis für das 2020er Model liegt bei satten 3,5 Millionen Euro) zu fahren.
Eigenschaften
Für uns Eltern ist das manchmal ein Ansatz, um auf andere Dinge im Leben Joshua hinzuweisen, die uns wichtig sind. Ronaldo ist nicht nur talentiert, sondern auch fleißig, er trainiert regelmäßig und hart. Ronaldo hat in seinem Leben schon viel seines Geldes gespendet – und das, ohne damit in der Öffentlichkeit hausieren zu gehen. Und Ronaldo bekennt sich zu seinem Glauben – und das ganz anders, viel bescheidener und demütiger, als es seine Posen beim Fußball erahnen lassen.
Ich kann Joshua verstehen. Uns wird suggeriert, du bist jemand, wenn du in der Öffentlichkeit stehst, wenn du gut bist und viel besitzt. Und ein Stück haue ich noch in die Kerbe, wenn ich Joshua sage: „Sei fleißig, dann wird etwas aus dir!“
Für Ziele arbeiten
Ich finde es wichtig, meinen Kindern beizubringen, dass man für Ziele (hart) arbeiten muss, aber manchmal habe ich das Gefühl, dann selbst am Ziel vorbeizuschießen. Wenn mein Sohn in Berlin-Neukölln einen tiefer gelegten schwarzen Mercedes AMG sieht, der mit röhrendem Motor die Straße herunterbraust, dann fasziniert ihn das genauso.
Werte haben sich verschoben
Und dann denke ich an manches Mal an Clan-Kriminalität, an Leute, die zu ihrer Gerichtsverhandlung mit solch einem Auto vorfahren, den Richtern dann aber sagen, sie würden von Hartz IV leben, an Zuhälter und andere, die solche Autos mit zweifelhaftem Hintergrund fahren. Ich will damit niemanden diskreditieren, der ein teures Auto fährt, aber es zeigt mir, wie sich Werte verschoben haben in unserer Gesellschaft.
Ein Haus, ein dickes Auto, teure Klamotten und die Rolex am Arm – das sind, so mein Eindruck, oft die größten Ziele, die ein Mensch haben kann. Nichts gegen die Sachen an sich. Aber sind sie wirklich mein Lebensinhalt? Und wie soll ich es meinem Kind dann noch erklären, dass mancher, der redlich arbeitet und brav seine Steuern zahlt nicht auf den grünen Zweig kommt, manch einer, der mit Drogen handelt oder Schutzgeld erpresst aber genau diese Statussymbole besitzt?
Psalm 37, 7 – 9
Wichtigkeit
Ich denke, anstatt sich über andere zu ärgern, ist es wichtig, auf sein eigenes Leben zu schauen. In Lukas 10 wird berichtet, wie Jesus zwei Frauen besucht, Maria und Marta. Maria setzt sich zu Füßen von Jesus und hört ihm zu. Ihre Schwester Marta bemüht sich fleißig, Jesus und seine Freunde zu bedienen. Irgendwann beschwert sie sich bei Jesus, er solle Maria doch sagen, dass sie gefälligst mithelfen solle. Jesus antwortet ihr: „Marta, Marta, du bist um so vieles besorgt und machst dir so viel Mühe. Nur eines aber ist wirklich wichtig und gut! Maria hat sich für dieses eine entschieden, und das kann ihr niemand mehr nehmen.“ (Lukas 10, 41f).
Es ist wichtig, fleißig zu sein und realistische Ziele zu haben, die man erreichen möchte. Ich erkenne aber noch mehr, dass wir wieder dem mehr Wert zumessen müssen, was wirklich wichtig ist. Jesus weist Marta zurecht, indem er ihr sagt, ihre Schwester Maria hätte sich für das Wertvollere entschieden, die Gemeinschaft mit ihm.
Garant für ein erfülltes Leben?
Ein Bugatti Chiron (und das zugehörige Kleingeld, das du für seinen Unterhalt brauchst) ist kein Garant für ein erfülltes Leben. Du kannst super unglücklich sein, obwohl du die halbe Welt besitzt. Du kannst aber auch arm sein, aber der glücklichste Mensch der Welt. (Du kannst natürlich auch arm und unglücklich sowie reich und glücklich sein.)
Unterschied
Den Unterschied macht die Gegenwart des Herrn in deinem Leben. Ich wünsche meinem Sohn, dass er viele Ziele erreicht, auch dass er zu den Reichen und Schönen gehört, wenn ihm das wichtig ist. Vielmehr aber noch wünsche ich ihm und uns, dass wir unser Lebensglück in Jesus finden, das unabhängig von dem ist, was ich kann oder was ich habe – ein Lebensglück, das mehr ist als eine fromme Fassade, sondern das, was das Wort sagt: Ein glückliches und somit ein erfülltes und zufriedenes Leben.
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de