Pessach

Da war was los in Jerusalem. Es wurde gejubelt und gefeiert. Kurz vor Pessach, einem der wichtigsten Festen des Judentums herrschte ein buntes Treiben in der Stadt. Pessach bedeutete, eine Woche lang zu feiern in Erinnerung daran, dass Gott sein Volk einst aus Ägypten geführt hatte.

Die Stadt war elektrisiert

Und dann sprach sich rum, dass Jesus kommen würde – und die Stadt war sofort wie elektrisiert. Die Menschen rannten Jesus entgegen und feierten ihn wie einen König. Sie wedelten mit Palmenzweigen, warfen Kleidungsstücke auf den Boden wie einen Teppich und jubelten.

Außer Rand und Band

Aber nur eine Woche später schrie dieselbe Menge: „Kreuzigt ihn!“ Dieselben Menschen, die eben außer Rand und Band waren und Jesus gefeiert hatten, entschieden sich dafür, ihn, einen Unschuldigen, umbringen zu lassen und einem Schwerverbrecher dafür die Freiheit zu schenken.

Wir sind sicherlich nicht ganz so drastisch, aber eine gewisse charakterliche Ähnlichkeit kann ich bei uns Menschen des 21. Jahrhunderts auch erkennen – bei Klein und Groß.

Ausflug

Gestern haben wir das gute Wetter genutzt, um mit den Kindern ein wenig an die frische Luft zu gehen. Wir sind zum Müggelsee gefahren in der Hoffnung, dass man dort im Wald ein wenig fern von anderen Menschen sein könnte (nun gut, gefühlt jeder zweite Berliner hatte anscheinend dieselbe Idee, aber es war dennoch möglich, mit großem Abstand zueinander die Natur und die Sonne zu genießen).

Kaum waren wir im Wald, tobten unsere Kinder im Unterholz, warfen Stöcke in den See, entdeckten kleine Erdhöhlen,  hatten eine gute Zeit. Irgendwann kam meine kleine Tochter zu mir, nahm mich an die Hand und sagte ganz leise: „Pappaaaaaaa, du bist der beste Papa der Welt“, um im nächsten Moment wieder davonzutoben.

Das Ende unserer Tour war ein Imbiss am „Berliner Bürgerbräu“, wo es zur Belohnung für die lange Tour einen Crêpes auf die Hand gab. Bis hierhin war noch alles gut. Als die Kinder aber realisierten, dass sie den ganzen Weg auch wieder zurücklaufen mussten (leider besitzen wir ja nur ein normales Auto und nicht „K.I.T..“ von „Nightrider,“ der bestimmt allein hinter uns hergekommen wäre), war die gute Stimmung vorbei. „Oh man, Papa, blöd, blöd, blöd…“ – so schnell kann es gehen.

Wenn Gebete erhört werden

Gut, nun sind meine Kinder noch Kinder – aber was den Glauben angeht, so kenne ich dieses Verhalten bei uns Erwachsenen auch. Wenn ich in Not bin oder krank, Hilfe brauche, Probleme mich erdrücken, dann hoffe ich, dass Jesus auf meine Gebete hört. Wenn dann Gebete erhört werden, dann bin ich auch elektrisiert. Dann bin ich auch begeistert. Dann gehe ich auch zu Gott und sage: „Pappaaaaaaa, du bist der beste Papa der Welt!“

WARUM?

Wenn Gott es aber zulässt, dass ich durch ein Tal muss, wenn Krankheit nicht gleich schwindet oder Sorgen und Probleme mich regelrecht fertig machen und ich das Gefühl habe, Gott würde mich nicht hören, dann fällt es mir leicht, Urteile zu fällen. „Gott, wenn du mich lieb hast, WARUM lässt du das dann jetzt zu?“

Ganz schnell bin ich an einem Punkt, an dem ich denke, mein Wille, meine Meinung sei das Maß der Dinge, Gott müsse doch jetzt tun, was ich will und, wenn er es nicht tut, dann reagiere ich, wie meine Kinder: „Oh man, Papa, blöd, blöd, blöd…“

Rückweg

By the way: Meine Kinder haben den Rückweg locker geschafft und hatten eine gute Zeit – wir haben zusammen gespielt, Dinge entdeckt, die wir auf dem Hinweg noch nicht gesehen haben – und ganz zum Schluss fiel dann auch noch das zweite Kind ins Wasser (nachdem Kind eins schon lange vorher ausgerutscht war und mit einem nassen Popo laufen musste). Was für ein Spaß!

Zurückschauen

Wenn ich zurückschaue, dann sehe ich, dass mein Lebensweg oft steinig, oft anstrengend und auch oft schmerzhaft war. Aber ich sehe auch, was sich geändert hat, seit ich Jesus in mein Leben eingeladen habe. Ich sehe auch, wie Gott mich durch Krisen und Löcher getragen, wie er mich verändert hat – und wie ich durch schwere Zeiten gewachsen, reifer geworden bin.

Hosanna

Ich habe mir vorgenommen, wenn es mal wieder nicht nach meinem Willen geht beim „Hosanna“ zu bleiben und nicht beim „Blöd, blöd, blöd…“, denn eigentlich sollte ich doch reifer sein als meine Kinder, oder?

Ich wünsche dir, dass du viele Zeiten im Leben hast, in denen du jubeln kannst und in den Zeiten, in denen es schwer ist, erlebst, dass Gott treu ist und an deiner Seite ist. Du bist nicht allein!

Sei gesegnet!

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de