Gruppe von Menschen

Individualismus

Unsere Gesellschaft signalisiert uns seit langem, dass es wichtig ist, sich selbst zu finden und zu entfalten. Individualismus ist das Stichwort. Diese Philosophie hat auch Einzug in viele Kirchen und Gemeinden gehalten. Es geht in erster Linie um mich und meine Bedürfnisse. Wenn ich das Gefühl habe, ich würde aus einer Gemeinde profitieren, dann empfinde ich diese Gemeinde als eine gute Gemeinde. Wenn ich das Gefühl habe, ich würde keinen Benefit aus den Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen ziehen, dann suche ich mir eben eine neue Gemeinde.

Das große Ganze

Damit ich nicht falsch verstanden werde. Ich bin absolut dafür, dass ich in der Kirche meine Gaben und Begabungen entdecken kann und diese dann auch gefördert werden, aber eben nicht zum Zweck, dass es mir allein gut geht, sich also der Pastor, die Gemeindeleitung oder sonst irgendwer möglichst persönlich darum kümmert, dass ich mich wohlfühle.

Ich finde, Gemeinde soll Spaß machen, ja muss Spaß machen. Gemeinde sollte ein Ort sein, wo ich Dinge ausprobieren kann, Siege einfahre, aber auch mal auf die Nase fallen kann. Aber es geht halt nicht darum, dass ich auf ein Podest gehoben werde, sondern um „das große Ganze“.

Im Blick haben

Wenn ich mich und meine Bedürfnisse in auf den Thron setze, wenn ich erwarte, dass sich alles um mich dreht, dann kann ich nicht gleichzeitig meinen Bruder, meine Schwester, meine Nachbarn, meinen Nächsten im Blick haben.

Gestern haben wir uns einen Vers aus dem Epheserbrief angeschaut, in dem Paulus darauf hinweist, dass Menschen für „ihren Dienst“ für Gott ausgerüstet werden (Epheser 4,12a). Paulus fährt fort: „So soll der Leib von Christus aufgebaut werden. Schließlich sollen wir alle vereint sein im Glauben“ (Epheser 4, 12b-13 BB).

Gott hat uns Menschen nicht in erster Linie mit Gaben ausgestattet, damit wir auf uns selbst schauen und unseren eigenen, „ganz individuellen Weg in den Himmel“ finden und gehen, er hat uns Menschen als Beziehungswesen erschaffen.

Gott träumt davon, dass wir uns gegenseitig im Blick haben, uns unterstützen, gegenseitig fördern, „den Leib“ aufbauen, nennt Paulus dies. Sicherlich hat jeder einen anderen Blickwinkel, was „der Leib“ ist, vielleicht die kleine Gemeinde im Ort oder aber die Ökumene in der Großstadt.

Allein die Fülle Christi

Es geht aber eben immer um das große Ganze, über die Grenzen von Gemeinden, Kirchen und sogar Länder hinweg. Ich habe einmal einen Satz gehört, der dies absolut großartig beschreibt: „Der reife Christ baut nicht sein eigenes »empire«, sondern Gottes »kingdom«.“

Reife bedeutet also, dass ich weiß, dass ich den anderen brauche und der andere mich braucht. Denn niemand kann alles, weiß alles oder hat die absolute Erkenntnis. Kein Einzelchrist, keine Hauskirche, keine Gemeinde und keine Denomination kann allein die Fülle Christi darstellen.

Wir brauchen einander und müssen aktiv die Ergänzung suchen, um miteinander zur Reife zu wachsen. Bist du Individualist oder siehst du das große Ganze?

Sei gesegnet!

„Du hörst das Wort »Der Leib Christi«, und du antwortest: »Amen«. Sei also ein Glied Christi, damit dein Amen wahr sei!“ (Augustinus von Hippo).

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Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de