Auf einem Tisch steht Öl und eine Kerze

Stolpersteine

Es gibt wohl kaum einen Menschen, der keine Rückschläge erleiden muss. Und oft genug fragen wir uns, was wir falsch gemacht haben. Warum hat Gott das zugelassen? Warum musste das mir passieren? Manchmal sieht es so aus, als ob Rückschläge wie Stolpersteine in unserem Leben sind, die uns hindern voranzukommen. Dabei kann Gott sie dir auch als Stufen in dein Leben gelegt haben, um ein höheres Level zu erreichen. 

Mann mit einem Esel

Ich habe vor langer Zeit einmal eine wirklich bewegende Geschichte zu diesem Thema gehört: Einem Mann war sein Esel in eine Grube gefallen. Als er in das tiefe Loch hineinschaute, sah es so aus, als wäre der Esel nicht mehr zu retten. Er lag wie tot unten auf der Seite. 

Der Mann überlegte kurz, ob er versuchen sollte, den Esel zu retten, gab aber den Plan ziemlich schnell auf. Damit kein weiteres Unglück mit dieser Grube geschehen könnte, beschloss er aber, sie zuzuschütten. Er rief seine Familie und ging gleich ans Werk.

Schubkarrenweise wurden Müll und Erde in das Loch geworfen, um es zu verfüllen. Als die erste Fuhre Sand den Esel traf, der bis dahin vom Sturz benommen war, kam dieser zu sich und schien die Situation richtig einzuschätzen. Wenn er einfach liegen bleiben würde, dann wäre es schnell aus mit ihm. 

Also rappelte er sich auf und machte einen Schritt auf die gerade hinuntergeschüttete Erde. Es folgten weitere Fuhren Erde und Müll. Immer wieder schüttelte der Esel den Dreck von seinem Körper und stieg wieder nach oben auf den anwachsenden Hügel.

Es dauerte eine ganze Weile, da lugte auf einmal der Kopf des totgeglaubten Esels über den Rand und schaute in die verwunderten Augen seines Besitzers. Dreck und Müll, die auf ihm abgeladen wurden, hatten den Esel nicht beerdigt, sondern gerettet und ihm den Weg in die Freiheit geebnet.

Wenn wir doch nur ab und zu so schlau wären wie dieses Tier! 😉

Wenn auf uns Dreck ausgeschüttet wird, dann nehmen wir es oft demütig an oder hoffen auf bessere Zeiten später im Himmel. Und wenn wir dann auf Versprechen stoßen, wie dieses an Jesaja, dann verbannen wir es in eine uns ferne ungreifbare Zukunft: „Vorbei ist die Leidenszeit der Einwohner Zions! Sie streuen sich nicht mehr voller Verzweiflung Asche auf den Kopf, sondern schmücken sich mit einem Turban. Statt der Trauergewänder gebe ich ihnen duftendes Öl, das sie erfreut. Ihre Mutlosigkeit will ich in Jubel verwandeln, der sie schmückt wie ein Festkleid. Wer sie dann sieht, vergleicht sie mit Bäumen, die Gott selbst gepflanzt hat. Man wird sie »Garten des HERRN« nennen, an dem er seine Größe und Macht zeigt“ (Jesaja 61, 3 HfA).

Wir dürfen Leben!

Was wir schnell vergessen, ist, dass wir in der Zeit nach Ostern leben dürfen. Jesus ist ans Kreuz gegangen, damit wir leben dürfen. Er hat die Schuld der Welt auf sich genommen, damit sie uns abgenommen wird, wenn wir sie ihm geben. Sein Tod und seine Auferstehung haben einen unumkehrbaren Sieg geschenkt, in dem wir – versöhnt mit Gott – leben dürfen.

Wir haben jedoch noch nicht richtig begriffen, was es bedeutet, in diesem Sieg zu leben. Rückschläge, ja auch Leid und Krankheit gehören zu diesem Leben dazu, denn wir leben in einer gefallenen Schöpfung. Die Erde ist nicht mehr so, wie Gott sie sich erdacht hat.

Ich kann, wenn mich wieder einmal Mist und Dreck treffen, darüber klagen, dass mir schon wieder dies oder das geschehen ist, ich kann aber auch eine „Auferstehungs-Mentalität“ entwickeln, die solche Krisen als Chancen sieht – und zwar nicht nur für die Ewigkeit später bei Gott, sondern auch für die Zeit hier auf Erden. 

Jesaja lebte lange vor Jesus – wir haben das Vorrecht in der Zeit zwischen der Auferstehung und seiner Wiederkunft zu leben, einer Zeit, in der der Sieg schon vollbracht ist. Anstatt also verbittert zu werden und hoffnungslos oder im Selbstmitleid zu versinken, sollte ich tun, was der Esel gemacht hat, nämlich den Dreck vom Rücken schütteln und das, was mir geschieht, als nächste Stufe ansehen. Denn, wenn ich es zulasse, dann wirkt Gott auch in, mit und durch Rückschläge. 

Sei wie der Esel

Einen schönen Kopfschmuck statt Asche, duftendes Öl statt Trauerkleider, Jubel statt Mutlosigkeit, der uns schmückt, wie ein Festgewand – das ist es, was Gott uns zusagt. Er hat versprochen bei dir zu sein, besonders in harten, schwierigen Zeiten. Er hat versprochen, dich durch jedes Tal zu tragen, sei es auch noch so tief und dunkel. Er hat versprochen, dich zu trösten und dir Hoffnung zu schenken. 

Sei wie der Esel: Versinke nicht unter dem Müll dieser Erde, sondern schüttle den Dreck ab, lass dich an die Hand nehmen und Stufe für Stufe nach oben geleiten, bis dein Kopf aus der Grube hinaus in die erstaunten Gesichter der anderen schaut.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de