Rundumblick
Eine meiner Lieblingsstellen in der Bibel steht in Römer 8. Das Schöne an diesem Brief ist, dass der Verfasser, der Apostel Paulus, die Gemeinde in Rom wohl nicht persönlich kannte. Meist geht er in seinen Briefen auf Missstände in den Gemeinden ein – nicht so im Römerbrief. Der Römerbrief ist also so etwas wie ein Rundumblick über den Glauben.
Christenverfolger
Paulus, einst ein glühender Christenverfolger, legt in diesem Brief sozusagen Länge mal Höhe mal Breite die Grundsätze des Glaubens dar. Und er, der selbst nach seiner Bekehrung zu Jesus für seinen Glauben gelitten hat, schreibt: „Mitten im Leid triumphieren wir über all dies durch Christus, der uns so geliebt hat“ (Römer 8,37). Das klingt schon ein bisschen verrückt.
Schicksal
Paulus selbst wurde geschlagen, verspottet, eingesperrt, ja so gar gesteinigt. Er musste hungern, immer wieder fliehen und mit ansehen, wie Apostel-Kollegen getötet wurden. Paulus wusste schon allein, weil er in seiner Vergangenheit selbst genügend Christen verraten und ausgeliefert hatte, dass ihn mit großer Wahrscheinlichkeit ein ähnliches Schicksal ereilen würde.
Uneinigkeit
Darüber hinaus muss er sich ständig damit herumschlagen, dass selbst die Christen sich nicht einig sind und es genügend von ihnen gibt, die in die Sektiererei abdriften. Ehrlich? Apostel wäre so gar kein Job für mich. Das muss doch nur frustrierend gewesen sein.
Positiver Blick
Dennoch schreibt Paulus, dass er über „all das“ triumphiert. Paulus hat eine Zuversicht und einen so positiven Blick nach vorne, dass man denken könnte: Entweder sein Glaube hat ihm mental nicht gutgetan – oder aber, (und davon bin ich überzeugt) Jesus hat sein Leben so positiv umgekrempelt, so sinnerfüllt, so reich gemacht, dass er gar nicht anders kann, als optimistisch in die Zukunft zu schauen.
Größter Schatz
Paulus weiß, die Gegner können ihm das Leben schwer machen. Sie können ihn leiden lassen und sogar töten – was sie aber nicht können, ist, ihm den größten Schatz zu nehmen, den er hat: die Versöhnung mit Gott. Paulus weiß, dass dieses Leben hier auf Erden – so wertvoll und schön es auch ist – nur eine Zwischenstation ist. Deswegen ist es für ihn kein bedrohlicher Gedanke, dass er irgendwann sterben muss.
Und er weiß, dass Gott das Beste aus seinem Leben herausholen wird, ganz gleich, ob er das Vorrecht hat, ein alter Mann zu werden oder jung sterben muss.
Trennung
Er schreibt: „Was also könnte uns von Christus und seiner Liebe trennen? Leiden und Angst vielleicht? Verfolgung? Hunger? Armut? Gefahr oder gewaltsamer Tod?“ (Römer 8,35) und gipfelt dann in die berühmten Worte: „Denn ich bin ganz sicher: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch irgendwelche Gewalten, weder Hohes noch Tiefes oder sonst irgendetwas auf der Welt können uns von der Liebe Gottes trennen, die er uns in Jesus Christus, unserem Herrn, schenkt“ (Römer 8,38-39).
Die Liebe siegt
Das ist der große Sieg. Nichts, wirklich gar nichts kann einen Menschen von der Liebe Gottes trennen, dem Gott, der seinen Sohn geopfert hat, damit ich mit ihm versöhnt werden kann. Dieses Geschenk anzunehmen verändert mich radikal, wenn ich das zulasse, weil zwei Dinge geschehen:
Gott trägt durch
Je größer mein Vertrauen wird, dass Gott mich mehr liebt als irgendjemand oder irgendetwas auf der Welt, desto entspannter und angstloser kann ich in die Zukunft schauen. Wenn Gott mich liebt, wird er sich kümmern, wird er mich trösten, wird er mich selbst durch das Leid tragen.
Mein Blick wird weiter, denn ich weiß: Hier auf Erden zu leben ist wunderschön, aber das Beste kommt noch.
Gott ist die Liebe und diese Liebe siegt, weil Gott den Sieg schon lange vollbracht hat. Weder Leid noch Tod haben das letzte Wort, denn Jesus hat beide überwunden. Ja, es ist schwer, das anzunehmen. Aber es lohnt sich, in die Rolle des „Königskindes“ hineinzuwachsen und sich verändern zu lassen. Vielleicht werden wir ja auch mal so hoffnungsvoll, wie Paulus es war.
Lese Römer 8
Es lohnt sich übrigens, das ganze Kapitel 8 vom Römerbrief – am besten in einer modernen Übersetzung – zu lesen. Das könnte ein Next Step für heute sein…
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken sowie ein Song zum Tag – zum selbst Lesen oder weiterleiten – gibt es hier: https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de