Kleines Rädchen im Getriebe
Manchmal fühle ich mich, als wäre ich nur eine ganz kleine Leuchte, ein ganz kleines Rädchen im Getriebe. Das beginnt bei der Arbeitsstelle, wo ich eben nicht der Chef bin, sondern einen Chef über mir habe, der mir sagen kann, was ich zu tun und zu lassen habe. Das betrifft aber auch fast alle anderen Bereiche meines Lebens. Wenn ich drüber nachdenke, dann fällt mir kaum etwas ein, wo ich nicht durch jemand anderes ersetzbar bin.
Egal, was ich tue, es gibt immer Menschen, die es besser machen, schneller, mit höherer Qualität. Ich brauche nicht weit zu gucken, um andere zu entdecken, die erfolgreicher sind, begabter oder eine bessere Strategie fahren. Also wächst in mir der Gedanke: Eigentlich kannst du doch abtauchen und ein stiller Beobachter werden. Eigentlich braucht dich doch niemand. Eigentlich fällt es doch gar nicht auf, wenn du dich nicht mehr einbringst.
Es wird umgebaut
Dass das alles andere als wahr ist, haben mich die letzten Tage und Wochen gelehrt. Ein Beispiel ist mein Eckregal. Vor einigen Wochen begann bei uns das große Räumen. Wir bauen gerade mächtig um (Arbeitszimmer wird ein Kinderzimmer, Kinderzimmer wird Schlafzimmer, Schlafzimmer wird auch ein Kinderzimmer usw.). Im Moment bin ich gerade dabei, mein neues Arbeitszimmer zu renovieren und umzubauen.
Ein altes Regal sollte also an eine andere Stelle, denn es ist wirklich noch gut und wird mir sicherlich noch lange treue Dienste erweisen. Standen die Teile im alten Zimmer nebeneinander, sollen sie nun eine Ecke zieren. Dafür benötigt man kleine Metall-Verbinder, mit denen die einzelnen Teile in Position gehalten werden und so nicht mehr alles verrutschen kann.
Und genau diese fehlten mir. Ein paar kleine Schränkchen – und das große Ganze funktioniert nicht. Ist im normalen Alltag kein Problem – in Zeiten, in denen man nicht einfach in den Laden gehen kann, um welche zu kaufen, aber eine mittlere Katastrophe. So steht seit Tagen in meiner Ecke ein leeres Regal-Gerippe. Es sieht gut aus, dort, wo es steht, aber es ist völlig nutzlos. Daneben stehen Kisten und Bücherstapel und machen mir das Arbeiten schwer, denn Ordnung ist gerade ein Fremdwort – und wenn ich ein bestimmtes Arbeitsheft oder ein Buch suche, dann habe ich erst einmal eine ganze Weile zu tun.
Eine kleine Schraube macht einen riesigen Unterschied.
Paulus sagt, dass das im Reich Gottes ganz genauso ist. Es mag sein, dass nicht jeder von uns ein Chef ist, nicht jeder ein „CEO“, wie man heute so schön sagt. Nicht jeder ist der Beste, der Schnellste oder der Begabteste in jedem Bereich. Aber jeder ist wertvoll, weil einzigartig und unersetzbar. Du bist einzigartig, unersetzbar und gebraucht.
Paulus vergleicht uns mit einem menschlichen Körper. Er schreibt: „Ihr alle seid der eine Leib von Christus, und jeder Einzelne von euch gehört als ein Teil dazu“ (1. Korinther 12, 27 HfA). Selbst, wenn du dich als klein und unbedeutend ansiehst, bist du es nicht. Selbst, wenn du wirklich eher wie so eine kleine Verbindungsschraube bist, bist du absolut nicht unbedeutend. Wenn nur eine Schraube fehlt, ist ein großes, schickes Regal unbrauchbar – oder noch eindrücklicher: Wenn nur eine Schraube fehlt, funktioniert selbst das teuerste Uhrwerk nicht mehr.
Hör auf, dich als zu klein, zu unbedeutend, zu sonst irgendetwas anzusehen! Du bist es nicht. Gott hat dich gemacht, wie du gemacht bist, hat dich angeschaut und „was er sah, gefiel ihm, denn es war gut“ (1 Mose 1, 10 HfA). Du machst einen Unterschied weil du „du“ bist – und niemand kann dich ersetzen. Wenn wir uns zurückziehen, weil wir uns als zu unbedeutend ansehen, dann blockieren wir nicht nur Segen, den Gott für uns persönlich vorbereitet hat, dann blockieren wir auch den Segen, der durch uns hindurch fließen soll, um andere zu segnen.
Finde deinen Platz
Gott hat nirgends gesagt, dass ein Chef (oder „CEO“) wichtiger in seinem Reich ist, als jemand anderes. Gott hat aber auch nicht gesagt, dass jemand unbedeutender ist, weil er kein Chef ist. Wichtig ist, dass wir unseren Platz finden, schauen, wofür wir gemacht sind und dann bereit sind, diesen Platz „einzunehmen“.
Gestern kam übrigens per Post das passende Teil für mein Regal, das ich irgendwo gebraucht gefunden habe. Seit spät abends kann ich also mein Regal jetzt nutzen, einräumen und das Chaos so wieder zähmen. Gott sucht dich genauso. Lass dich finden und lege alle Gefühle ab, die dir sagen: „Ich bin ja doch nur ein kleines Rädchen im Getriebe.“ Du bist wertvoll und unersetzbar.
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de