Anderen die Schuld geben
„Da hat mich aber ganz schön der Teufel geritten…“ – solche oder ähnliche Sprüche nutzen wir gerne, wenn die „Pferde mit uns durchgegangen sind“ und wir Dinge getan haben, die nicht in Ordnung waren. Es ist schon erstaunlich, wie schnell wir anderen die Schuld für unser Verhalten geben.
„Ich hatte halt eine schlimme Kindheit!“ – „Ich habe immer zu wenig Liebe erfahren!“ – „Ich bin in einen Strudel geraten, aus dem ich nicht mehr herauskam!“ – „Die anderen haben mich früher immer ausgelacht, weil ich so alte und abgetragene, hässliche Kleidung trug.“
Solche oder ähnliche Aussagen sind sicherlich wahr und bestimmt der Grund, warum wir straucheln oder auch fallen. Aber dennoch haben wir kein Recht, andere dafür verantwortlich zu machen, wenn Dinge in unserem Leben nicht gut laufen.
Bindungen
Denn wenn man genau hinschaut, dann sind solche Argumente nur eine Ausrede dafür, warum wir in unserem Leben stecken bleiben. Als Christen proklamieren wir: „Jesus hat uns frei gemacht!“, und verharren dann doch in alten Bindungen.
Wenn ich meine, der „Teufel“ könne mich „reiten“ und ich würde deshalb Dinge tun, die verkehrt sind, wieso kann mich dann Jesus eigentlich nicht „reiten“, der viel stärker ist und die Macht des Teufels schon lange zerbrochen hat?
„Aber Jürgen, das ist alles gar nicht so einfach!“ – das stimmt wohl. Es ist immer leichter, stehenzubleiben und sich mit Charakterzügen, Umständen und Fehlentscheidungen zu arrangieren, als Schritte in die Freiheit zu gehen.
In meiner Familie gab es viel Suchtproblematik mit Alkohol. Alkohol hat Menschen schnell im Griff – und die Ausreden in meiner Familie waren dieselben, wie ich sie oben schon benannt habe. Niemand hatte die Kraft, aus dieser Bindung auszubrechen – und so starb einer nach dem anderen an den Folgen. Der Teufel hatte sie fest im Griff.
Der Mann meiner Mutter hatte Glück. Ebenso, wie er äußeren Umständen die Schuld an seiner Sucht gab, waren es äußere Umstände, durch die er vom Alkohol loskam. Irgendwann brach er zusammen und wurde in eine Klinik eingewiesen. Dort sagte man ihm sehr deutlich, dass, wenn er so weitermachen würde, er bald nicht mehr leben würde.
Dieser Schock war so groß, dass er jeden Strohhalm ergriff, von dem er sich Hilfe versprach. Er wurde frei und genoss noch eine ganze Reihe glücklicher Jahre.
Oft haben wir selbst nicht die Kraft, aus Bindungen auszubrechen und Dinge wirklich zu ändern – aber Gott hat sie. Wenn er verspricht, dass er uns von innen nach außen verändern will, dann ist das mehr, als ein Strohhalm, den wir ergreifen sollten.
Versuchungen
Paulus schreibt: „Was eurem Glauben bisher an Prüfungen zugemutet wurde, überstieg nicht eure Kraft. Gott steht treu zu euch. Er wird auch weiterhin nicht zulassen, dass die Versuchung größer ist, als ihr es ertragen könnt. Wenn euer Glaube auf die Probe gestellt wird, schafft Gott auch die Möglichkeit, sie zu bestehen“ (1. Korinther 10, 12 HfA).
Wenn wir uns Versuchungen hingeben, dann zeigen wir nicht nur, dass wir schwach sind, sondern auch, dass wir Gott nicht zugetraut haben, dass er es hätte verhindern können. Wir müssen aufhören, uns selbst zu bemitleiden, Ausreden zu suchen oder anderen die Schuld dafür zu geben, dass wir Fehler machen.
Wir müssen anfangen, dem Versprechen Gottes zu glauben, dass er die Möglichkeit schafft, Versuchungen zu widerstehen. Er hat die Kraft, dir einen Weg zu zeigen, wie deine Ehe funktioniert, auch wenn du aus einer langen Dynastie gescheiterter Beziehungen entstammst.
Er weiß, wie du schlechte Charakterzüge hinter dir lassen kannst. Er kann dir zeigen, wie du gut mit deinem Geld umgehst, deinen Jähzorn besänftigst, deine Angst überwindest, dich selbst lieben lernst.
Unsere Probleme sind nicht zu groß für ihn, und wir sind nicht zu unbedeutend für ihn. Es mag sein, dass unsere Chancen zu lieben nicht groß sind, aber Gottes Liebe ist überwältigend und bedingungslos.
Wie schreibt Paulus? „Gott ist treu zu euch! Er wird nicht zulassen … Er schafft Möglichkeiten …“ Glaubst du das? Dann übernimm Verantwortung für dein Leben und suche nicht die Schuld für dein Scheitern bei anderen.
Selbst wenn „der Teufel dich reitet“, deine Kindheit dir das Leben schwer macht, andere dir unrecht getan haben, hat Gott die Macht, dich aus dem Kreislauf deiner Bindungen herauszuholen.
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de