Ein Buch lesen
Zum Ende unserer kleinen Serie zum Thema Bibel-Lesen möchte ich dir eine kleine Geschichte erzählen. Sie handelt von einem Mann, der gerne tanzen lernen wollte. Da er ein sehr rational veranlagter und denkender Mensch war, geht er in eine Buchhandlung, um sich ein Buch übers Tanzen zu kaufen. Schließlich hat ihn auch ein Buch gelehrt, seinen Computer zu programmieren, und es war auch ein Buch, dass ihm geholfen hat, seine Steuererklärung adäquat zu machen.
Der Mann geht also nach Hause und beginnt, sein Buch zu studieren. Er tut haargenau, was in dem Buch geschrieben steht. Wenn das Buch sagt: „Einen Schritt vor“, dann geht er einen Schritt vor. Wenn das Buch ihm vorgibt, er solle das andere Bein „schwingen“ lassen, lässt er sein Bein schwingen. Und wenn das Buch ihn auffordert, eine ganze Drehung zu machen, dreht er sich fröhlich.
Tanzen
Er schneidet sich sogar Fußabdrücke aus Papier aus und klebt sie an die richtigen Stellen auf dem Boden, um sich zu orientieren. So befolgt er Schritt für Schritt genau alle Anweisungen. Der Mann liest und liest und tanzt und tanzt, bis er sich eines Tages gut genug fühlt und seiner Frau berichtet: „Ich habe tanzen gelernt, extra für dich!“ Er bitte seine Frau ins Zimmer, fängt an und bittet sie, ihm beim Tanzen zuzuschauen.
Mit aufgeschlagenem Buch befolgt er genau jede Anweisung Schritt für Schritt. Dabei liest er sogar laut vor, damit seine Frau sieht, dass er seine Hausaufgaben ordentlich gemacht hat: „Rechte Schulter vorbeugen“ – er beugt die rechte Schulter vor, „langsam nach links drehen“, er dreht sich langsam.
Beide tanzen
Als der Tanz vorbei ist, lässt sich der Mann erschöpft auf das Sofa fallen, schaut seine Frau erwartungsvoll an und fragt sie: „Perfekt ausgeführt, oder?“
Die Frau überlegt einen kleinen Moment, denn sie möchte ihren Mann nicht verletzen. „Ja, du hast alle Schritte perfekt ausgeführt, aber du hast kein bisschen getanzt!“ – „Wie bitte?“ – „Du hast das Wichtigste vergessen. Wo bleibt die Musik?“
Richtig, an die Musik hatte er gar nicht gedacht. Er hat nur an das Buch gedacht. Die Frau schmeißt die Anlage an und bittet ihren Mann: „Nun versuchen wir es noch einmal, gemeinsam!“ Die Musik gibt sanft den Rhythmus vor. Am Anfang ist der Mann noch etwas steif, aber dann gibt er sich der Musik hin. Nicht jeder Schritt sitzt perfekt. Aber die beiden tanzen.
Und der Mann bemerkte, was ihm vorher fehlte, war das Leben. Er hatte stoisch seine Körperglieder bewegt, aber die Musik hatte ihm erst Leben eingehaucht.
Die Bibel ist voller Leben
Mit der Bibel ist es ein wenig wie beim Tanzen des Mannes. Im Hebräerbrief heißt es: „Gottes Wort ist voller Leben und Kraft. Es ist schärfer als die Klinge eines beidseitig geschliffenen Schwertes, dringt es doch bis in unser Innerstes, bis in unsere Seele und unseren Geist, und trifft uns tief in Mark und Bein. Dieses Wort ist ein unbestechlicher Richter über die Gedanken und geheimsten Wünsche unseres Herzens“ (Hebräer 4, 12 HfA).
Ich kann die Bibel lesen, ich kann sie studieren – was beides sehr gut und wichtig ist. Ich kann Bibelverse auswendig lernen, die Historie kennen, ja sogar die Texte in ihrer ursprünglichen Sprache beherrschen und verstehen. Aber sie wird ein totes Buch bleiben, wenn der Geist Gottes sie nicht lebendig macht.
Heiliger Geist
Jesus hat ihn zu Lebzeiten immer wieder angekündigt. Er hat ihn immer wieder versprochen. „Dies ist der Geist der Wahrheit. Die Welt kann ihn nicht aufnehmen, denn sie ist blind für ihn und erkennt ihn nicht. Aber ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch leben“ (Johannes 14,17 HfA).
Und er hat ihn an Pfingsten gesandt, nachdem er zurück zu seinem himmlischen Vater aufgefahren ist. Wenn du möchtest, dass Gott durch sein Wort zu dir redet, dann bitte den Geist der Wahrheit, es lebendig zu machen. Dann wird es zu seinem zweischneidigen Schwert, das durch Mark und Bein geht.
Ohne den Geist ist die Bibel wie Tanzen ohne Musik. Bitte Gott, dass er zu dir spricht, wenn du sein Wort aufschlägst. Bitte ihn, dir Dinge zu erklären, die du nicht verstehst. Selbst ein Vers oder ein Wort kann er in deinem Herzen bewegen und nutzen, um dir etwas zu sagen. Tanze nicht trocken, mit dem Buch in der Hand, sondern lass dich von der Musik leiten, die der Geist Gottes dir ins Herz schenkt.
Sei gesegnet!
„Die Herausforderung für Nachfolger Jesu ist, dass das lebendige Wort Gottes auch im eigenen Leben lebendig wird“ (Christian Schöps).
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de