Zorn Gottes
Ist es nicht ein wenig kurz gegriffen, davon zu sprechen, dass Gott die Liebe ist? Was ist mit Gottes Zorn? Gott kann doch auch ein zorniger Gott sein, oder? Heißt es nicht auch: „Ihr sollt den Herrn, euren Gott, fürchten und ihm dienen“ (5. Mose 6, 13 NLB)? Kann es also nicht sein, dass so manches Leid, manches Unglück oder manche Krankheit eine Folge von Gottes Zorn ist?
Wenn man eine schwere Last auf den Schultern hat, dann ist es verständlich, dass man nach Antworten sucht. Gerade gestern erhielt ich einen Anruf von einem Mann, dessen Mutter den Kampf gegen den Krebs wohl verloren hat – und die sehr bald heimgehen wird.
Aber so traurig der Mann am Telefon war, so hart die Zeit ist, durch die er hindurch muss, er weiß: Seine Mutter wird nicht ins Nichts sterben, sondern nach ihrem letzten Atemzug bei Gott sein. So sehr im Moment alles schmerzt, so sehr hat die Familie die Hoffnung, dass dieser Abschied kein Abschied für immer ist.
Gott lässt uns nicht allein!
Gott freut sich weder über das Leid oder den Tod eines Menschen, noch lässt er uns in unserer Trauer allein. Gott ist kein zorniger Gott und was er tut, ist nie durch Zorn bestimmt! Wie könnte Gott ein zorniger Gott sein und gleichzeitig sagen, dass der menschliche Zorn verkehrt ist?
„Menschlicher Zorn kann niemals etwas hervorbringen, das in Gottes Augen gerecht ist!“, so heißt es in Jakobus 1, 20 (NLB). Gott sehnt sich nach einer Beziehung zu uns. Wie könnte eine Beziehung funktionieren, in der der eine Angst vor dem Zorn des anderen hat, obwohl der andere sagt: „Ich liebe dich!“?
Schon der alte Martin Luther stand vor diesem Problem, denn zu seiner Zeit wurde viel vom Zorn Gottes und von seinem furchtbaren Gericht gesprochen. Aber Luther war klar: Aus Angst kann nie lebendiger Glaube erwachsen. Wenn Gott uns anbietet, Vater zu ihm zu sagen (Matthäus 6, 9), wenn er uns zu seinen Kindern macht (Johannes 1, 12), dann muss sein Handeln von der Liebe gesät sein, dann muss sein Wesen ein liebevolles Wesen sein.
Gütiger Gott
Und Luther entdeckte in seinen Studien, dass der Gott der Bibel ein gütiger Gott ist, voller Gnade, dass er keine Angst von uns erwartet, sondern Vertrauen und Glauben. Eine der zentralen Bibelstellen, die Luther zum Nachdenken brachten, war Römer 1, 17 (HfA), wo es heißt: „Gott sorgt dafür, dass unsere Schuld gesühnt wird und wir mit ihm Gemeinschaft haben können. Dies geschieht, wenn wir uns allein auf das verlassen, was Gott für uns getan hat. So heißt es schon in der Heiligen Schrift: »Nur der wird Gottes Anerkennung finden und leben, der ihm vertraut.«“
Ehrfurcht – Angst – Zorn
Und was ist nun mit der Furcht? Als Christen sollen wir maximal Ehrfurcht vor Gott haben, denn er ist nun einmal Gott, und wir sind Menschen. Aber Angst sollte unsere Beziehung zu Gott absolut nicht prägen. Wir haben das Versprechen, dass uns nichts von der Liebe Gottes trennen kann (Römer 8, 38-39) und, dass Gott uns nie verlassen wird (Hebräer 13, 5).
Ehrfurcht bedeutet, dass ich mich Gott und seinem Willen unterstelle, weil ich erkannt habe, dass Gottes Weg der bessere für mich ist, dass er einen besseren Überblick hat und, dass er es gut mit mir meint. Auch, wenn es auf dieser Erde furchtbares Leid gibt – das meiste davon übrigens menschengemacht -, auch, wenn wir durch tiefe Täler gehen, so steht Gott immer an unserer Seite. Nichts, aber auch gar nichts ist Folge von Zorn.
Gott ist die Liebe
Gott ist die Liebe, das ist sein Wesen. Ein Gott, der zornig ist, aber den Zorn seiner Geschöpfe ablehnt, ist kein Gott!
Lass dich heute in Gottes Liebe einhüllen, dich tragen, dich trösten, dich einfach lieben. Tausche alle Angst vor dem Zorn Gottes am Kreuz gegen seine Liebe. Er gibt sie gerne!
„Vom Ich ausgehender Zorn und die Liebe können nicht nebeneinander bestehen“ (John Fullerton MacArthur).
Sei gesegnet!
Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de