The Walking Dead
Seit 12 Jahren oder auch elf Staffeln gibt es eine Serie mit dem Namen „The Walking Dead“ (Die wandelnden Toten). In diesem Jahr nun soll Schluss damit sein, so verkündete es der US-amerikanische Fernsehsender AMC. Fans wird das traurig machen, ich selbst habe noch nicht eine einzige Episode geschaut. Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich genügend wandelnde Tote, die ich tagtäglich in meinem Umfeld sehe.
Schon als ich Kind war, gab es Horror-Geschichten von Menschen, die nicht tot und nicht lebendig waren und wie Zombies durch das Leben liefen und allerlei merkwürdige Dinge taten. Das mussten sie ja auch, denn zum einen hätten sie sonst keine Daseinsberechtigung, zum anderen würde sich keine Story als Comic oder Film verkaufen, wenn das nicht so wäre.
Verpasse ich etwas?
Wenn ich mir allein das Leben anschaue, das ich früher gelebt habe, dann würde ich mich heute (!) auch als ein wandelnder Toter bezeichnen. Warum? Weil mein Leben (ich weiß, das klingt hart) eigentlich keinen Sinn hatte und kein Ziel.
Mir war bewusst, dass wir nur eine begrenzte Zeit auf Erden haben, also musste ich versuchen, alles mitzunehmen, was möglich war. Wenn es keine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod gibt, wenn ich denke, dieses Leben hier auf Erden ist alles, was ich habe, dann habe ich permanent Sorge, etwas zu verpassen.
Wo will ich hin?
Dann muss ich allen Spaß, den es gibt, erleben. Dann muss ich schauen, dass ich irgendwie die Karriereleiter hochklettern kann, um mir alles leisten zu können, was ich möchte. Bei mir hieß das in erster Linie, die Gosse zu verlassen, in der ich aufgewachsen bin.
Ich muss schön sein, erfolgreich sein, Geld haben, Spaß haben – und nur darauf ist mein Leben ausgerichtet, denn mehr habe ich ja nicht. Ich muss ein Frauenheld sein, muss zusehen, dass ich bewundert werde, am besten irgendwie an Macht kommen, denn auf andere Fundamente ist ein Leben ja nicht zu bauen.
Wenn es keinen Gott gibt, der mich liebt, wer gibt mir dann meinen Wert, außer Geld, Aussehen und Macht? Und natürlich habe ich mein Leben genau danach ausgerichtet. Aber dieses Leben war, wenn man es objektiv betrachtet, das Leben eines wandelnden Toten.
Denn unser ganzes Leben ist wie eine umgedrehte Sanduhr. Ich investiere in etwas, von dem ich weiß, dass es kaputtgehen, enden wird. Ich weiß nicht, wann ich ins Gras beißen werde, aber ich weiß, dass der Tag kommen wird.
Merkwürdige Prioritäten
Und dann kommt es, dass ziemlich merkwürdige Prioritäten aufkommen. Dann ist es eben nicht nur okay, sondern gut, wenn ich die Steuer über den Tisch ziehe, nur ein paar Dukaten mehr zu haben, wenn ich nur bedingt treu bin, wenn ich mit meinen Ellenbogen versuche, erfolgreicher zu sein als andere, …
Aber eigentlich bin ich schon dem Tod geweiht. Ich verdränge es nur. Die Bibel ist mit ihrer Formulierung hier ziemlich hart, denn sie sagt: „Ja, ihr wart tot aufgrund eurer Verfehlungen und eurer Sünden. Ihr habt euer Leben entsprechend geführt. Ihr standet ganz unter dem Einfluss der Macht, die diese Welt prägt“ (Epheser 2, 1-2 BB).
Dann aber, nur zwei Verse weiter, heißt es: „Aber Gott ist reich an Barmherzigkeit. Mit seiner ganzen Liebe hat er uns geliebt 5und uns zusammen mit Christus lebendig gemacht. Das tat er, obwohl wir tot waren aufgrund unserer Verfehlungen. – Aus reiner Gnade seid ihr gerettet! – Er hat uns mit Christus auferweckt und zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben. Denn wir gehören zu Christus Jesus!“ (Epheser 2, 4-6 BB).
Tod oder quicklebendig?
Auch, wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, in Gottes Augen war ich früher ein wandelnder Toter. Heute bin ich quicklebendig. Auch, wenn das Leben es nicht immer gut mit mir meint, weiß ich: Ich bin gerettet. Ich werde auferstehen – und noch mehr. Weil ich zu Jesus gehöre, werde ich mit ihm „einen Platz im Himmel“ haben.
Ich weiß immer noch, ich werde eines Tages meinen letzten Atemzug atmen, aber ich habe Hoffnung und ein Ziel. Das macht mich entspannt, denn ich bin mir sicher: Was ich hier auf Erden vielleicht nicht erleben kann, dafür habe ich unendlich viel Zeit in der Ewigkeit. Was ich hier nicht besitzen kann, spielt später sowieso keine Rolle.
Und was mich an Leid, Krankheit und Not ereilen kann, wird eines Tages von mir abfallen, denn ich bin kein wandelnder Toter mehr, sondern von Gott lebendig gemacht. Mit Gott an meiner Seite kann ich dieses Leben leben und genießen.
Jetzt ist es „nur“ noch wichtig, dass das immer mehr in mein Bewusstsein kommt und ich mein Leben eben danach ausrichte. Aber ich bin auf dem Weg. Kommst du mit?
„Der lebendige Gott ist der Gott für Lebendige“ (Johann Albrecht Bengel).
Sei gesegnet!
Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de